«EIER-, MILCH- UND SEIFENPUNKTE, ANBAU
PFLICHT UND EINMACHKURS» / PETER GEIGER
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schub. Speisen der «kollektiven Haushaltungen»
(Gasthaus, Bürgerheim, Spital) wurden rationiert,
für Gastwirtschaften gab es «Mahlzeitencoupons»
(«Mc»). Zwei fleischlose Tage pro Woche wurden
vorgeschrieben, Mittwoch und Freitag 17 - letzteren
waren Katholiken gewohnt -, später drei Tage. Im
weiteren Verlauf des Jahres 1941 wurden Kaffee,
Tee und Kakao («KTK-Waren»), Käse, Kindermehl
und Nährmittel, schliesslich Eier rationiert. 18 Milch
wurde kontingentiert. 19
Im folgenden Jahr 1942 - der Krieg tobte in Russ
land, in Nordafrika, in Fernost und auf allen Meeren
- gingen die Einschränkungen weiter. Fleisch und
Fettspeck wurden rationiert, ebenso Hirse, einge
machte Früchte (vorab Konfitüre) und Honig («FH-
Waren»: F für Früchte, H für Honig). Schliesslich
folgten im Herbst 1942 auch die Grundnahrungs
mittel Milch und Brot (samt Patisserie).
Im Frühjahr 1943 - die Schlacht um Stalingrad
war eben vorbei - wurden als letzte Kategorien
Schokolade und Confiserie der Rationierung unter
stellt. Damit waren nun 1943 fast alle Lebensmittel
rationiert, und sie blieben es bis über das Kriegsen
de hinaus. Nicht rationiert aber waren über die ge
samte Zeit hin nur Kartoffeln, Obst und Gemüse
(ausser Bohnen, Erbsen). Diese drei Nahrungsmit
telkategorien lieferten immerhin Kohlenhydrate, Vi
tamine und Mineralien - aber nicht Proteine und
Fett. Man empfahl, Wildfrüchte zu sammeln: Bee
ren, Hagebutten, Pilze, Eicheln, Buchnüsse. 20
Das Ende des Kriegslärms bedeutete 1945 noch
nicht das schnelle Ende der Versorgungsengpässe.
Die Versorgungslage gebot, die Rationierung beizu
behalten. Allmählich konnten Nahrungsmittel frei
gegeben werden. Als 1946 Schokolade frei kam, ver
schwand sie sogleich aus dem Handel. Erst 1948
konnten endlich die Grundnahrungsmittel Milch
und Brot, Zucker, Butter und Käse und die letzten
Kategorien aus der Rationierung entlassen werden.
Am 1. Juli 1948 endete, abgesehen von wenigen
Kontingentierungen, die Rationierung von Lebens
mitteln. Sie hatte fast neun Jahre gedauert. 21 Ratio
nierungskarten wurden vereinzelt zur Erinnerung
aufbewahrt, Kinder spielten mit ihnen «Lädelis».
17) LLA RF 200/369.
18) Rechenschaftsbericht 1941, S. 106.
19) Ebenda, S. 105.
20) LLA RF 209/4.
21) Vgl. den Bericht von Arnold Muggli über die «Sektion für Ratio-
niemngswesen». In: Schweizerische Kriegswirtschaft, S. 422-472,
dort S. 463 «Chronologische Übersicht über die Lebensmittel-
Rationierungsmassnahmen». - Rechenschaftsbericht 1948, S. 182.
1939 1940
WAREN:
■■■ Bezugs*
1 ZUCKER
—
2 REIS
3 TEIGWAREN
4 HÜLSENFRÜCHTE
5 HAFER/GERSTE
=a F R E / WKt=
6 MEHLu.GRIESS ous BROTGETREIDE
p a g ~mm
7 MAIS
r R £ / MEÏE
8 HIRSE
9 BROT KLEINGEBÄCK u.PATISSERIE
L
li- RATIONIERUNG VON SPEISEN UNDMAHL-
ml ZEITEN KOLLEKTIVER HAUSHALTUNGEN
10 MILCH
11 DAUERMILCHWAREN
12 RAHM
T
13 KÄSE
Gegenüberliegende Seite:
Chronologie der schweize
rischen Lebensmittel-Ra
tionierung, in die Liech
tenstein vollständig mit-
einbezogen war.
Aus: Schweizerische
Kriegswirtschaft
1939/1948, S. 463.
* FH = Früchte und Honig
itioiiSiSh’C'SSai
Ausschnitt aus der Über
sicht: Erste Rationierungen
in den ersten 12 Kriegs
monaten.