Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2010) (109)

«EIER-, MILCH- UND SEIFENPUNKTE, ANBAU 
PFLICHT UND EINMACHKURS» / PETER GEIGER 
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LEBENSMITTELRATIONIERUNG 
Rationierung, Kontingentierung und Verbrauchs 
lenkung dienten dazu, die beschränkt verfügbaren 
Güter gerecht und zweckmässig auf alle Einwohner 
und Betriebe zu verteilen. Eine besondere Art der 
Rationierung war die Kontingentierung, bei der ein 
Prozentsatz des Vorkriegs Verbrauchs, zum Beispiel 
noch 40 Prozent Kohle, zugeteilt wurde. Die wich 
tigste Rationierung war jene der Lebensmittel. Man 
möchte meinen, die Schweiz und Liechtenstein als 
bäuerliche Länder hätten die Ernährung aus eige 
ner Produktion bestreiten können. Dem war nicht 
so. Ein beträchtlicher Teil der Nahrungsmittel 
musste importiert werden, was im Frieden pro 
blemlos, im Krieg schwierig war. Daher waren Ra 
tionierung und Mehranbau notwendig. Zuerst ist die 
Lebensmittelrationierung darzustellen, nachher der 
Mehranbau. 
ÜBERSICHT 1939 BIS 1948 
Die chronologische Übersicht von 1939 bis 1948 5 6 7 8 9 10 11 12 - 
so lange dauerte die Lebensmittelrationierung - 
zeigt den Verlauf (siehe Abb. Seite 148): Stufenweise 
mussten immer weitere Nahrungsmittel rationiert 
werden. Rationen wurden zusehends kleiner. 13 
Ab Kriegsbeginn galt eine zweimonatige Bezugs 
sperre für eine Reihe von Grundnahrungsmitteln, 
um deren Rationierung vorzubereiten und zugleich 
Hamsterei zu vermeiden. In den ersten zwei Kriegs 
monaten September und Oktober 1939 konnten da 
her nicht mehr gekauft werden: Zucker, Reis, Teig 
waren, Hülsenfrüchte (das sind Bohnen, Erbsen, 
Linsen), Hafer, Gerste, Mehl, Griess, Mais, Margari 
ne, Speisefett und Speiseöl. 14 15 16 Ab Montag, 30. Okto 
ber 1939, waren diese Grundnahrungsmittel dann 
rationiert und mit Rationierungskarten erhältlich, 
erstmals für den Monat November 1939. Weil die 
Zufuhrwege in die Schweiz im Süden und Westen 
vorerst offen blieben, konnten bis zum Frühsommer 
1940 noch grössere Einfuhren getätigt und einige 
der ersten Rationierungen wenigstens zeitweilig 
wieder sistiert werden. 
Doch im Juni 1940 schloss sich der Ring der Ach 
se um die Schweiz und Liechtenstein. Jetzt war Ita 
lien im Krieg, Frankreich geschlagen. Rationen wur 
den gekürzt, so bei Zucker. Verkauf von frischem 
Brot wurde verboten, ab Juli 1940 mussten die Bä 
ckereien das Brot vor dem Verkauf einen Tag lagern, 
ab Oktober 1940 zwei Tage. 15 Zeitweilig freigegebe 
ne Lebensmittel mussten wieder rationiert werden, 
dazu kam neu die Rationierung von tierischen Fet 
ten, Butter, Rahm, Salatsaucen, ganz verboten wur 
de Mayonnaise, kontingentiert der Verkauf von 
Schweinefleisch. Milch war noch nicht rationiert, 
aber ablieferungspflichtig ab Oktober 1940. 16 Die 
Liste der bis zum Herbst 1940 rationierten Lebens 
mittel macht deutlich, was knapp war: Kohlenhyd 
rate, Proteine, Fett. 
Das Jahr 1941, in welchem der Krieg sich aus 
weitete, brachte einen weiteren Rationierungs- 
5) Verfassungs-Gesetz betr. Bevollmächtigung der Regierung zur 
Anordnung kriegwirtschaftlicher Massnahmen vom 2. September 
1939, LBGL Nr. 13/1939. 
6) Schlussbericht des Kriegswirtschaftsamtes. In: Rechenschaftsbe 
richt 1948, S. 182-185. 
7) LLA RF 196/32, 199/131. 
8) Verordnung betreffend die Übernahme schweizerischer kriegs 
wirtschaftlicher Massnahmen vom 26. März 1942, LGB1. Nr. 15/1942. 
9) Vgl. LVolksblatt und LVaterland, 1939 bis 1948. - Umbruch 1940 
bis 1943, darin Nachdruck einzelner Kundmachungen. 
10) W&O, 2. Januar 1942. 
11) Vgl. z. B. Schweizerische Kriegswirtschaft, S. 416, 674. 
12) Chronologische Übersicht über die Lebensmittel-Rationierungs 
massnahmen. In: Schweizerische Kriegswirtschaft, S. 463. - Siehe 
auch die chronologische Übersicht über die Rationierungsmassnah 
men. In: Ernst Feisst: Wie hat die Schweiz ihr Kriegsernährungs 
problem gelöst? Heft 11 der Schriftenreihe des Aufklärungsdienstes 
der Eidg. Zentralstelle für Kriegswirtschaft, Bern 1945, S. 55-66. 
13) Arnold Muggli, Chef der Sektion für Rationierungswesen im 
Eidgenössischen Kriegs-Ernährungsamt, Vortrag in Bern vom 
22. Oktober 1945, LLA RF 228/21. 
14) Chronologische Übersicht über die Lebensmittel-Rationierungs 
massnahmen. In: Schweizerische Kriegswirtschaft, S. 463. - Schwei 
zerische Kriegswirtschaft, S. 55 f. - Aufruf der liechtensteinischen 
Regierung, 29. August 1939, LLA RF 193/56. - Rechenschaftsbericht 
1939, S. 86. 
15) Rechenschaftsbericht 1940, S. 56. 
16) Ebenda.
	        

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