Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2010) (109)

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modern, nimmt die Tradition der mittelalterlichen 
Künstler auf, aus dem Bilderschatz des Alten und 
Neuen Testaments schöpfend zu erzählen. Häusle 
starb überraschend im Frühjahr 1966, die Tochter 
Margarethe Häusle führte das Werk nach seinen 
Entwürfen zu Ende. 
Fast gleichzeitig wie Häusle in Vaduz verwirk 
lichte 1963 Fritz Weigner aus Zürich in Schellen 
berg ein nicht mehr der Bildertradition verpflichte 
tes Programm. Anders als Häusle, der die neugoti 
schen Spitz- und Masswerkfenster zu füllen hatte, 
konnte Weigner in der neuen Pfarrkirche Schellen 
berg die Fenster gestalten. In einfach umrissenen, 
farbstarken Bildern setzte er die Christen in Bezug 
zum Kosmos, zu Christus und zur Abendmahlsge 
meinschaft. Man kann Weigners Werk zum Zweiten 
Vatikanischen Konzil, welches damals gerade be 
gonnen hatte und Erneuerung anstrebte, in Bezug 
setzen. Eine rotglühende «Rosa mystica» und eine 
blau variierte «Stella matutina» (Morgenstern), bei 
de Symbole für Maria, machen zusätzlich deutlich, 
wie Weigners Schellenberger Zyklus mehr meditativ 
als erzählend ist. 
Ein bis zwei Jahrzehnte nach Weigner und Häus 
le wählte Martin Frömmelt, Schaan, anlässlich der 
Renovationen der neugotischen Pfarrkirche in 
Schaan 1977/78 und der neuromanischen Pfarrkir 
che in Balzers 1981/83 an beiden Orten weitestge 
hend abstrakte Formen. Frommelts Fenster folgen 
bewusst nicht den architektonischen Bauformen 
der Kirchen - Kreis, Rund- oder Spitzbogen, Mass- 
werk, Symmetrie -, vielmehr setzen sich seine Fen 
ster aus unregelmässigen, teils durchsichtig-farblo 
sen, teils intensivfarbigen Glasflächen, schwarzen 
Strichen und - besonders auffällig - Wörtern zusam 
men. Ein knapper Satz gibt jedem Fenster ein The 
ma, als Bibelzitat, Christuswort oder theologische 
Aussage wie «Gott ist Liebe» in einem Balzner Fens 
ter. So fügen sich aber auch diese Fenster, die stär 
ker die Ratio als die Bildphantasie ansprechen, zu 
einem Programm zusammen und in die christliche 
Überlieferung, etwa beginnend mit der Verkündi 
gung des Engels an Maria: «Der Engel brachte Ma 
ria die Botschaft», in Schaan. Wörter und Sätze fin 
den sich übrigens in der Glasmalerei schon im Mit-
	        

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