Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2009) (108)

Fritz Preiss, sozialdemo- kratischer Stadtvertreter von Bregenz (1919-1932), Landtagsabgeordneter (1918-1932) und 1918 Landeshauptmann- Stellvertreter. 
eine Existenzkrise geführt. Dazu trugen auch die ini- tiativen Christlichsozialen bei, welche öffentlich- keitswirksam die «Skrupel- und Gewissenlosigkeit des modernen Kapitalismus» anprangerten. Es war auch zum Nachteil der Sozialdemokraten, dass sie die Russische Revolution von 1917 nicht grundsätz- lich ablehnten, sondern nur die Anwendung von Ge- walt. Ihre Forderungen nach politischer Beteiligung in den Gemeinden und dem Frauenwahlrecht ver- hallten vorerst.54 Ihre Bedeutung wuchs, als sie ab dem 3. Novem- ber 1918 nicht nur mit fünf Mandataren im Landtag (Landesversammlung), sondern mit zwei Mitglie- dern auch in der Landesregierung (Landesrat), zu- dem für soziale Angelegenheiten zuständig, vertre- ten waren.55 Zusätzlich übernahm ihr Spitzenpoliti- ker und Landeshauptmannstellvertreter Fritz Preiss die Nahrungsmittelverhandlungen mit der Schweiz, den Vorsitz in der Industriellen Bezirkskommission und die Stellvertreterfunktion im Wehrausschuss. Sozialpartnerschaft und moderate Koalitionspolitik waren dadurch auf freiwilliger Basis begründet worden, revolutionäre Tendenzen gab es keine.56 Vor allem im industrialisierten Rheintal wurden erfolgreiche öffentliche Versammlungen abgehal- ten, auf denen die Sozialdemokraten von den zahl- reichen heimkehrenden Soldaten Unterstützung er- hielten: Hunderte traten in dieser Phase des Um- bruchs und der Empörung über den verlorenen Krieg der Partei bei.57 Die Sozialdemokraten konn- ten nämlich mit Recht darauf hinweisen, dass sie stets gegen den Krieg und die Monarchie gewesen waren, welche die Menschen in Not und Elend ge- stürzt hatten. Wogegen sich die Partei jedoch immer wieder zu verteidigen hatte, war die Unterstellung der Christlichsozialen, «wenn die Sozi ans Ruder kommen, diese herauskämen und den Bauern Fel- der, Viehstand und alles wegnehmen». Das Gegen- teil werde geschehen, da man für Bauern eine Ent- schuldung, Kreditzinssenkung und das Ende der Grundstückzersplitterung fordere.58 Schliesslich gelang es ihnen auf Grund eines Bun- desgesetzes auf der Basis des Stimmenverhältnisses bei den Reichsratswahlen von 1911 in die Vorarl- berger Gemeindestuben einzutreten. Ihre Partei 74
	        

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