Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2009) (108)

DAS KRIEGSENDE 1918 IN LIECHTENSTEIN UND SEINE AUSWIRKUNGEN / RUPERT QUADERER Bilanz Das letzte Kriegsjahr und die ersten Nachkriegsjah- re waren für Liechtenstein eine bewegte und bewe- gende Zeit. Die Auswirkungen des Krieges zeigten sich auf verschiedenen Ebenen. Im wirtschaftlichen Bereich hatten die Arbeitslosigkeit und die Geldentwertung die nachteiligsten Auswirkungen. Dazu kam eine starke Teuerung, vorwiegend der Lebensmittel und der Rohstoffe. Die stockenden Importe dieser Pro- dukte führten zu einer Lebensmittel- und Rohstoff- knappheit. Diese Situation konnte durch den Ein- kauf von Lebensmitteln in der Schweiz verbessert werden. Allerdings führte dies zu einer immensen Staatsverschuldung Liechtensteins in Schweizer- franken. Die Erschütterung der österreichischen Kronen- währung wirkte sich sehr nachteilig für die Staatsfi- nanzen und die Sparkassa (Landesbank) aus. Der Staat geriet durch die hohe Verschuldung und durch die Kronenentwertung in Zahlungsschwierigkeiten. Die Sparkassa verlor die in österreichischen Werten angelegten Vermögen. Diese wirtschaftlichen Probleme waren Auslöser für Forderungen nach politischen Neuerungen, die sich schon ab 1914 abzeichneten. Die sich bildende Oppositionsgruppe verlangte eine Stärkung der Mit- spracherechte des Volkes, vor allem bei der Bildung der Regierung («Liechtenstein den Liechtenstei- nern»). Die Einführung des direkten Wahlrechtes (1917/1918) begünstigte die Bildung politischer Parteien. Mit den innenpolitischen Forderungen nach ver- fassungsrechtlichen Neuerungen verband die Oppo- sition eine aussenpolitische Neuorientierung. Ziel war eine Loslösung von der zusammenbrechenden k. u. k. Monarchie Österreich-Ungarn und deren schwerfälliger Bürokratie und eine wirtschaftliche Hinwendung zur Schweiz. Damit verband die politi- sche Opposition in Liechtenstein auch Forderungen nach einer Übernahme direktdemokratischer Mit- bestimmungsgrundsätze nach schweizerischem Vorbild. Daraus entwickelten sich heftige innenpolitische Auseinandersetzungen um das Ausmass dieser Neuerungen und über die richtigen Wege, die dazu 
führen würden. In diese Auseinandersetzungen wurden Fürst Johann II. und das Fürstenhaus nur am Rande hineinbezogen. Die Kritik richtete sich vor allem gegen den österreichischen Landesverwe- ser und gegen die fürstlich-liechtensteinische Hof- kanzlei in Wien. Die Monarchie als Staatsform war nie ernsthaft gefährdet. 129) LGB1. 1918/Nr. 7, ausgegeben am 27. August 1918; Verordnung der Regierung «betreffend die Kriegsgewinnsteuer». 130) LLA RE 1918/49, 27. Juli 1918; das Einbekenntnis wurde von David Bühler als Nachlassverwalter für die Erben des verstorbenen Mathias Marxer eingereicht. 131) Von dieser Summe wurden 3753 Kronen abgezogen «für Mühewaltung bei Aufnahme der Einbekenntnisse zu dieser Steuer». So ergibt sich die Summe von 297 608.07 Kronen als wirkliche Einnahmen. (Siehe LLA AS 14/78, Staatskassa-Hauptbuch 1918, Folio 32.) 132) LLA AS 14/78, Staatskassa-Hauptbuch 1918, Folio 60. 57
	        

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