Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2008) (107)

DER TOD GRAF HARTMANNS IV. KARL HEINZ BURMEISTER Jahr 1416 keine von ihm ausgestellten Urkunden auf.35 Ohne Befund dazu bleiben auch Krüger35, Thommen37 und Wartmann38 sowie auch andere Ur- kunden- und Regestensammlungen.39 Es scheint überhaupt nur eine einzige weitere Ur- kunde Hartmanns aus dem gesuchten Zeitraum zu existieren, nämlich Hartmanns Verkauf der Herr- schaft am Eschnerberg an Wolfhart IV. von Brandis um 4000 Goldgulden.40 Dieser Verkauf ist aber nur ungenau datiert auf die Zeit «vor 6. September 1416» sowie ohne Ausstellungsort. Die Urkunde ist nicht im Original, sondern nur als Urbareintrag unter dem Da- tum «anno 1416» überliefert.41 Diese offenkundigen Lücken im Itinerar des Bi- schofs Hartmann könnten dahingehend ausgelegt werden, dass er vom Januar bis September 1416 sei- ne Residenz Sonnenberg in Vorarlberg nicht verlas- sen hat und demnach auch dort verstorben sein muss. DIE ARGUMENTE FÜR SONNENBERG IM THURGAU Das wichtigste Argument, auf das sich für Sonnen- berg im Thurgau vorbringen lässt, ist der Hinweis von Mayer auf eine alte Handschrift, die den Hinweis enthalten soll, Hartmann sei «in Castro Sonnenberg» bei Konstanz gestorben.42 Ein solcher Hinweis ist tat- sächlich nur auf Sonnenberg im Thurgau zu bezie- hen. Aber mit Recht hat Perret zu dieser Handschrift die Frage gestellt: welche?43 Falls es diese Eintragung in dieser Form gibt, wäre das ein sehr starkes Argu- ment gegen Sonnenberg in Vorarlberg; aber solange diese Handschrift nicht aufgefunden worden ist, blei- ben doch erhebliche Bedenken bestehen. Wörtlich heisst es in der Handschrift: «Die 6 Septembris anno 1416 obiit in Castro Sonnenberg Rfeverendissimus] Dfominus], D[ominus] Hartmannus Comes de Wer- denberg et Sargans, Ordinis S. Joannis Hierosolimi- tarum et electus et confirmatus Episcopus Curiensis, qui 28 annis sub multis rixis et guerris eandem stre- nue rexit Ecclesiam.. ,».44 (Am 6. Tag des Septembers im Jahre 1416 starb in der Burg Sonnenberg der Hochwürdige Herr, Herr Hartmann Graf von Wer-denberg 
und Sargans, vom Orden des Heiligen Jo- hannes zu Jerusalem und erwählter und bestätigter Churer Bischof, der 28 Jahre lang unter vielen Feh- den und Kriegen dieselbe Kirche tatkräftig regiert hat). Die kritischen Töne dieses Nachrufes sind un- überhörbar, wenn auch bei weitem nicht so krass wie bei dem Engadiner Reformator Duri Campell, der über Hartmann meinte, er habe die Churer Kirche weniger als Bischof denn als Streithansel und Kriegs- mann geleitet («non tarn episcopus quam homo con- tentiosus et bellator praefuit»45). Der Text dieser Handschrift stimmt weitgehend mit dem Churer Ne- krolog überein, doch ist mit der genannten Hand- schrift, wie Mayer ausdrücklich betont, nicht dieses Churer Jahrzeitbuch gemeint. Mayer gibt jedoch kei- nen Hinweis auf den Standort dieser ominösen Quel- le. Solange man aber das Original nicht kennt und nicht genau weiss, ob dieser Text wirklich im Umfeld des Konstanzer Konzils verfasst wurde, bleibt wei- terhin Skepsis angebracht, ob darin wirklich ein Hin- weis auf Sonnenberg im Thurgau enthalten ist. 35) Perret, Liechtensteinisches Urkundenbuch (wie Anm. 19), Band 1, S. 293-303. 36) Krüger (wie Anm. 4), S. LXXXVIH. 37) Thommen, Rudolf: Urkunden zur Schweizer Geschichte aus österreichischen Archiven, XXX. 38) Wartmann. Hermann: Rätische Urkunden aus dem Zontralarchiv des fürstlichen Hauses Thum und Taxis in Regensburg (Quellen zur Schweizer Geschichte. Band 10). Basel, 1891. 39) Altmann, Wilhelm: Urkunden Kaiser Siegmunds. Band 1. Inns- bruck, 1896. sub anno 1416; Wegelin, Karl: Die Regesten der Bencdietiner-Abtoi Piavers und der Landschaft Sargans. Chur. 1850. S. 56.: Valenti (wie Anm. I 5). S. 82-83. 40) Malin. Georg: Liechtensteinisches Urkundenbuch. Band 4. Vaduz. 1963/65. S. 197 f., Nr. 47; LUB II 1419-1644. S. 3. Nachtrag zu LUB I, verfügbar auf der Internetseite http:Avww.lub.li/LUB II (12. Februar 2008). 41) Valenti (wie Anm. 15), S. 62. 42) Mayer (wie Anm. 8), Bd. 1. S. 424. 43) Perret, Liechtensteinisches Urkundenbuch (wie Anm. 19). Band 1, S. 496. 44) Zitiert nach Mayer (wie Anm. 8). S. 424. 45) Plaltner (wie Anm. 21). S. 389. 77
	        

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