Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2008) (107)

LIECHTENSTEIN IN ALTEN SCHILDERUNGEN NORBERT W. HASLER denen im Laufe der Jahre die grauen Bärte gewach- sen, vorbei am reizend gelegenen Gasthaus Silum führt ein bequemer Pfad auf die Strasse, die von Triesen hinauf durch einen kleinen Tunnel nach dem Kurhaus Sücca geht. Eine andere Welt tut sich auf. Die Ebene ist verschwunden. Wir sind am obe- ren Ende des wildromantischen, waldreichen Tales, das die Samina durchschäumt. Der gedruckte Füh- rer erzählt von einem gangbaren Wege durch das Saminatal. Es ist eine Vorspiegelung falscher Tatsa- chen. «Da drunten ist's fürchterlich!» Zwei rüstige Bergwanderer von Basel, aus dem Österreichischen herkommend, zwei stämmige Männer, des Bergstei- gens gewohnt, haben sich in diese Wildnis hineinge- wagt. Der Weg hörte auf. Nach stundenlangen Stra- pazen haben sie endlich Sücca und dort wieder ge- pflegte Wege gefunden. Steg heisst das Maiensäss mit dem Kirchlein, wo zur Sommerszeit ein Priester die Messe liest. Im Winter sind nur Schweizer Zöll- ner da. Taleinwärts liegt das kleine Kurhaus Mal- bun. Von da geht's zum Sareiserjoch hinauf, hinter dem das Vorarlberg liegt. Wir aber kehren nach Ga- flei zurück, dessen gastliche Räume uns aufnehmen, während schon die Schatten der Dämmerung aus der Tiefe heraufkriechen. Am nächsten Morgen gilt unser Besuch dem Dreischwesternmassiv, das man seiner glatten Fels- wände und turmhohen Abgründe wegen die Dolo- miten Liechtensteins nennt. In diese schaurige Fel- senwildnis, in die sich früher höchstens der kühne Gemsjäger wagen durfte, hat heute menschliche Kunst einen Weg gebahnt, der zu den interessantes- ten Gebirgspartien zählt. Er heisst der Fürstensteig, zu Ehren des Landesfürsten, der dem Vorarlberger Alpenverein an die grossen Kosten wohl einen be- trächtlichen Teil beigetragen hat. Einen Meter breit angelegt führt der Pfad gemächlich in grossen Schlingen bergan. Bei gefährlichen Stellen ist er durch Drahtseile und eiserne Einfriedungen gesi- chert, doch war der Weg infolge des Krieges zum Teil verwahrlost und das Gestänge etwa zerbro- chen, so dass er immerhin ein gewisses Mass von Gangsicherheit fordert. Fünf Kilometer weit hat da die Arbeit des Mineurs ein Wunderwerk geschaffen, denn in seiner ganzen Ausdehnung musste der Weg 
Partie am gfirftertfteig 6ei ©aflei (1500 m) • 205
	        

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