Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2008) (107)

LIECHTENSTEIN IN ALTEN SCHILDERUNGEN NORBERT W. HASLER Am 15. Mai 1928 bringt die Neue Zürcher Zeitung in einem Eingesandt einen eigentlichen Aufruf zur ver- mehrten Freiwilligen-Hilfsarbeit im Fürstentum Liechtenstein und im benachbarten Graubünden: FREIWILLIGE HILFSARBEITEN IN LIECHTENSTEIN (Eing.) Am 2. April hat der «Freiwillige Hilfsdienst» seine Arbeit in Schaan (Liechtenstein) aufgenom- men. Die Arbeit bezweckt, das ehemals fruchtbare Gebiet, das durch die Überschwemmung mit Fluss- geschiebe wertlos geworden ist, der Landwirtschaft zurückzugewinnen. Es kommen dabei in der Haupt- sache dreierlei Verfahren zur Anwendung. Das erste Verfahren ist das Wegführen; es wird an- gewandt, wenn die Anschwemmung von Schlamm, Kies und Sand die Höhe von 32 Zentimeter nicht übersteigt. Die Freiwilligen laden das angeschwemm- te Material in Rollwagen und legen so das Ackerland frei; die gefüllten Rollwagenzüge werden vom Wuhr- unternehmen mit Traktoren zum Rhein gebracht und zur Dammerhöhung verwendet, so dass die Ar- beit der Freiwilligen gleichzeitig auch den Damm- bau verbilligt. Das zweite Verfahren, das sich bei einer Schicht- höhe der Anschwemmung von 32-38 Zentimeter, bei reinem Sand bis 55 Zentimeter bewährt hat, ist das Rigolen. Der angeschwemmte Kies wird von den Freiwilligen in 60-70 Zentimeter tiefe Gräben ge- schaufelt und mit der aus den Gräben herausge- schafften Erde überdeckt. Beim Flussrand wird zum Umbrechen ein von acht Rossen gezogener Tiefen- pflug verwendet, der 85 Zentimeter tiefe Furchen zieht, aus denen dann die Freiwilligen noch 1-2 Spatentiefen Erde herausholen. Das dritte Verfahren, das Übererden mit mindes- tens 20 Zentimeter guten Grundes, ist das allein ren- table, wenn die Anschwemmung über 38 Zentime- ter, bzw. bei Sand mehr als 55 Zentimeter beträgt. Ein Gebiet von 15 Hektar bei der Eisenbahnbrücke Buchs-Schaan, das mit 40-70 Zentimeter Schutt be- deckt ist, soll mit dem Humus einer benachbarten Rüfe übererdet werden. Die Freiwilligen werden das Gebiet zunächst nivellieren und sodann die Erde, 
die ein Unternehmer zur Stelle schaffen wird, da- rauf verteilen. So wird sich von der 2400 Hektar weiten Sand- und Kieswüste in Liechtenstein Stück um Stück in fruchtbares Acker- und Wiesland ver- wandeln. Das Gebiet ist Privateigentum; doch haben die Behörden von Schaan und Vaduz erreicht, dass die Arbeiten von der Gemeinde aus einheitlich und da- mit sehr rationell durchgeführt werden. Die Ge- meindebehörden weisen dem Hilfsdienst die ver- 195
	        

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