Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2008) (107)

Regierung von den Unternehmern Locher und Rü- egg folgendes Telegramm zu: «Bestätigen telegraphische Mitteilung, dass die Überlaufrinne mittels Bruchsteinen geschlossen wer- den soll, wir konstatieren, dass durch diese Anord- nung die bewährte und technisch beste Baumetho- de eines Zopfwuhres aufgegeben wird, wir lehnen bezüglich Gelingen und Bewährung ihrer heutigen Anordnung jede Verantwortung ab, auf ihren aus- drücklichen Wunsch werden wir die Oberleitung der Arbeiten auch weiterhin besorgen: Locher u. Cie. - Rüegg u. Cie.» Es wird nun ausdrücklich festgestellt: dass die Lücke nur noch 25 Meter lang und 2xh Meter tief ist, dass das Wasser über den Überfall einen Meter hoch fliesst und schon die ersten Steine, die hinunterge- worfen wurden, aus dem Wasser herausragen. Die Arbeit ist demnach entsprechend einzuschätzen. Das Zopfwuhr wäre dichter und solider gewor- den, das sagen alle Fachleute einstimmig, insbeson- dere wären auch die Anschlüsse an die bestehenden provisorischen Dämme dichter ausgefallen. Der Steinwurf wird zunächst Wasser durchlässig sein und der Druck des Wassers wäre beim Zopfwuhr gleichmässiger gewesen, weshalb das gegenwärtige System, speziell bei allfälligem Llochwasser, unbe- dingt mehr Anlass zu Rissen gibt. Es hat sich, wie es scheint, bei der teilweise erregten Debatte über die restliche Schliessung bei manchen Leuten nicht mehr um die Schliessung als solche gehandelt, son- dern nur noch darum, recht zu bekommen. Tatsa- che ist, dass das Zopfwuhr sich am 10. November, am zweiten Einbruch des Rheins, sich sehr gut be- währt hatte und dass es deshalb ruhig hätte gesche- hen dürfen, dass mit dem bisher angewandten Sys- tem auch der Abschluss gemacht worden wäre. - Wenn einer ein Haus baut und es vollständig fertig erstellt bis an den Schornstein, dieser dann aber von einem andern aufgesetzt wird, kann letzterer wohl nicht behaupten, das Haus erbaut zu haben». Liechtensteiner Nachrichten, vormals «Oberrheinische Nachrichten», Nr. 133, Samstag, 24. Dezember 1927, 14. Jhg./Titelseite. 
In der Schweizer Wochen-Zeitung erscheint am 24. Dezember 1927 ein Beitrag von Dr. K. F.: AUS DEM FÜRSTENTUM LIECHTENSTEIN Wer von einem erhöhten Punkte des linksseitigen Rheinufers abwärts von Sargans, etwa von einem Gehänge des Gonzen oder von den alten Burgen Wartau und Werdenberg Ausschau hält, der kann das kleine Fürstentum Liechtenstein mit einem Bli- cke umfassen. Schnurgerade teilt die regulierte Li- nie des in raschem Laufe dem Bodensee zueilenden Stromes das dem Kanton St. Gallen zugehörigen Schweizergebiet von dem Liechtensteins, das auf ei- nem Flächeninhalt von 157 Quadratkilometern nur rund 10 000 Einwohner zu einem Staatswesen ver- einigt, dem einzigen Mitteleuropas, in welchem die Stellung des «regierenden» Fürsten Johannes IL, nach dem Zusammenbruch der Mittelmächte unan- getastet blieb. Fürst und Volk blieben eins. Wie ein Patriarch wird der greise, nunmehr über 86 Jahre alte Landesherr (geb. 5. Oktober 1840) von seinen Landeskindern verehrt. An dem dem Bergbereiche, der die Grenze gegen Vorarlberg bildet, angelehnten Teil der Ebene ragen trauliche Siedlungen, alle mit spitzen gotischen Kirchtürmen geziert, malerisch auf; in der Mitte ungefähr Vaduz, der Sitz der Regie- rung, gekrönt von der gewaltigen, durch den kunst- sinnigen Fürsten in alter Pracht wiederhergestell- ten, mächtigen Burg gleichen Namens, einem Mus- terstück altdeutscher Wehrbaukunst, das zu den be- deutendsten dieser Art zählt. Darunter hebt sich das vom Fürsten erbaute Regierungsgebäude durch sei- ne weissglänzende Fassade und sein architektoni- sches Schwergewicht von der langgestreckten Häu- serzeile des mit Gärten und Weinbergen geschmück- ten Ortes ab. Nördlich von diesem Mittelpunkte des reizvollen Landschaftsbildes liegt Schaan, dessen Bahnhof als einziger des Fürstentums das kleine Ländchen durch die Arlbergstrecke und die nach Buchs mit der grossen Welt verbindet, indes nach Süden über Wiesen hinaus das freundliche Dorf Bal- zers nächst der Luziensteig das Ende dieser kleinen Welt bezeichnet. Daneben thront trotzig auf einem isoliert aus der Ebene aufsteigenden Hügel die 190
	        

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