Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2008) (107)

BESTÜNDE DIESE SCHULE NICHT, MÜSSTE SIE GESCHAFFEN WERDEN / MARTINA SOCHIN ben -, sollte die Arbeit zudem einen mentalitätsge- schichtlichen Beitrag zur liechtensteinischen Kon- gregations- und katholischen Bildungslandschaft leisten.5 Da die Schule unter anderem als Vermittler von religiösen Normen, Vorstellungen und Verhaltens- weisen und nicht zuletzt einer katholischen Identität gilt,6 muss in Liechtenstein davon ausgegangen werden, dass dies in besonders starkem Masse der Fall war, da - wie oben gesehen - die Kongregatio- nen das liechtensteinische Schulwesen ausseror- dentlich lange mitprägten. Vor allem im hier nun vorliegenden Teil der Arbeit, der die Zeit der Höhe- ren Töchterschule betrifft, galt es aufgrund der vor- handenen Quellen zu fragen, welche Vorstellungen und Werte die Schwestern am Institut St. Elisabeth ihren Schülerinnen weitergegeben haben, welches Weltbild und vor allem welches Frauenbild die Schwestern ihren Schützlingen nahegelegt haben und inwiefern dieses kohärent mit der katholischen Weltanschauung und insbesondere mit den allge- mein vorherrschenden Vorstellungen im katholi- schen Liechtenstein war. In diesem hier vorliegen- den Beitrag soll zudem zusätzlich die Frage nach der Funktion und Rolle der Kongregation ASC und ihrer Schule in Bezug auf die Herausbildung einer katholischen Identität in Liechtenstein beantwortet werden, die spezifische Funktion bei der Schaffung einer katholischen Wissenskultur. 
FORSCHUNGSSTAND UND QUELLENLAGE Das Fehlen von Arbeiten in Bezug auf eine Sozial- und Mentalitätsgeschichte zum katholischen Leben Liechtensteins liess es nicht zu, sich einzig und al- lein auf das Fürstentum zu konzentrieren.7 Die Su- che nach Forschungsliteratur wurde deshalb in ers- ter Linie auf bestehende Arbeiten in der Schweiz, aber auch allgemein auf Arbeiten im deutschspra- chigen Raum ausgeweitet. 1) Der vorliegende Beitrag stell! eine Zusammenfassung meiner an der Universität Freiburg erarbeiteten Lizentiatsarbeit dar und konzentriert sich in seiner hier vorliegenden Darstellung auf die Zeit der Höheren Töchterschule von 1946 bis Anfang der 1970er Jahre. Die Ergebnisse zum gesamten Bestehen des Instituts St. Elisabeth von 1922 bis 1935 in Balzers und nach dem Klosterbau im Jahr 1935 bis zur Abgabe der Schulträgerschaft 1994 in Schaan können in meiner Lizentiatsarbeit nachgelesen werden, die 2007 im Verlag Academic Press Fribourg erschienen ist. Siehe Martina Sochin: «Du Mägdlein höre!» Das Höhere Töchterinstitut St. Elisabeth 1935- 1994. Freiburg. 2007. 2) Siehe Urs Altermatt: Katholizismus und Moderne. Zur Sozial- und Mentalitätsgeschichte der Schweizer Katholiken im 19. und 20. Jahr- hundert. Zürich, 
21991. S. 42-48. Siehe zu sozial- und mcntalitätsgc- schichtlichen Forschungen auch Urs Altermatt (Hrsg.): Katholische Denk- und Lebenswelten. Beiträge zur Kultur- und Sozialgeschichte des Schweizer Katholizismus im 20. Jahrhundert. Freiburg, 2003. 3) Siehe dazu Franziska Metzger: Die kulturgeschichtliche Wende in der zeitgeschichtlichen Freiburger Katholizismusforschung. Ein For- schungsbericht. In: Zeitschrift für Schweizerische Kirchongeschichte 96 (2002), S. 145.-Vgl. auch Urs Altormatt: Katholische Denk- und Le- benswelten. Eine Einführung. In: Urs Altermatt (Hrsg.): Katholische Denk- und Lebenswelten. Beiträge zur Kultur- und Sozialgeschichte des Schweizer Katholizismus im 20. Jahrhundert. Freiburg, 2003, S. 9-14. 4) Siehe Metzger, Die kulturgeschichtliche Wende in der zeitgeschicht- lichen Freiburger Katholizismusforschung, S. 164. 5) Zur Erforschung neuer Fragestellungen in Bezug auf das Wirken der religiösen Kongregationen und Orden vgl.: Metzger. Die kulturge- schichtliche Wende in der zeitgeschichtlichen Freiburger Katholizis- musforschung, S. 164; ebenso Franziska Metzger: Research on Religious Institutes in Switzerland. In: Jan de Macyer; Sofie Lcplao; Joachim Schmidl (Hrsg.): Religious Institutes in Western Europc in the 19th and 20th Centuries. Historiography, Research and Legal Position. Leuven. 2004, S. 176. 6) Altermatt, Katholizismus und Moderne. S. 263. 7) Eine Seminararbeit existiert zum Thema, weshalb liechtensteini- sche Frauen im 19. Jahrhundert einer Kongregation bzw. einem Orden beitraten. Siehe Elisabeth Noggler: Der Gang ins Kloster. «Berufene» Frauen aus Liechtenstein zwischen 1830 und 1880. Unveröffentlichte Seminararbeit. Salzburg. 1995. 5
	        

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