Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2007) (106)

Verzweifelte Versuche der Brüder Rotter, den Kon- kurs durch Verhandlungen mit den Banken abzuwen- den die Stelle der Rotter zu setzen.19 Es sollte ihm gelin- gen - er wurde sogar das <verwöhnte Lieblings- kind)20 von Goebbels, wie die Akten der Reichs- kulturkammer im Bundesarchiv Berlin 
zeigen-. Heinz Hentschke (geb. 20. Februar 1895) wurde da vom I.Mai an 1933 als NSDAP-Mitglied bezeichnet (Nr. 3 019 936)21 und übernahm das Lessing-Thea- ter, das die Rotter seit April 193222 bespielten; 1934 wechselte Hentschke zum Metropol-Theater - des- sen Spielplan die Gebrüder Rotter seit 1927 bestimmt hatten und das seit 1. Oktober 1931 Teil der Rotter- Bühnen gewesen war.23 Hentschke erhielt das Me- tropol bis 1937 zur privaten Bewirtschaftung. Erst dann ging das Haus an den NS-Staat. Hentschke wur- de damals als «Metropol»-Direktor Angestellter des Propagandaministeriums - und produzierte wei- terhin Operetten.24 1939 übernahm Hentschke auch den «Admiral-Palast», der ebenfalls zum Bestand der Rotter-Bühnen gehört hatte.25 Er blieb bis zuletzt ein Günstling von Goebbels.26 Nach 1945 fälschte er den so genannten «Fragebogen» und wollte wieder Thea- teraufführungen produzieren, als ob nichts gewesen wäre. Er wurde aber angezeigt und kam auf die Schwarze Liste des Britischen «Information Control Service». Wie es in einem Bericht dieser Dienststelle vom 6. September 1946 heisst: «Es besteht kein Zweifel, dass Hentschke, wenn nicht ein großer Theaterfachmann, doch Spezialist für Kassenerfolge war. Dass es ihm gelang, diese Kassenerfolge bis zum Schluss der Nazi-Zeit aufrecht zu erhalten, liegt nicht zum geringen Teil darin begründet, dass er durch sei-ne 
engen Beziehungen zum Standartenführer [Juli- us] Schaub, dem [persönlichen bzw. Chef-] Adjutan- ten Hitlers, keine Beschaffungsschwierigkeiten hatte, d.h. seinerzeit wo andere Theaterleiter sich bereits sehr einschränken mussten, konnte Hentschke im- mer noch Glanzaufführungen herausbringen.»27 Noch bitterer ist zu konstatieren, dass offenbar gera- de der unpolitische Traumtheater-Stil der Gebrüder Rotter von Heinz Hentschke nach dem Coup gegen 19) August Hermann Zeiz erläuterte im «Berliner Tageblatt» (Nr. 45, Freitag, 27. Januar 1933): «Fritz Rotter soll, so wird von Leuten, die die Geschäftsverbindung Rotter - Hen[t]schke sehr gut kennen, ver- sichert, schon vor Monaten die Notwendigkeit einer Lösung des Ver- hältnisses mit Hen[t]schke erkannt und daraufhin gearbeitet habe. Aber Hen[t]schke soll dies verhindert haben.» Die Zeitung «Der Mon- tag Morgen» (Berlin) hatte am 11. April 1932 (Nr. 15) die Zusammen- arbeit von Hentschke und den Rotter noch so beschrieben: «Gleichzei tig verbündeten sie [die Rotter] sich [mit] dem Schwiegersohn eines berühmten Berliner Konditors, der die Parole erfunden hatte: Rund- funkhörer halbe Preise. Heinz Hentschke gründete die Gesellschaft der Funkfreunde>, die als Pendant zur Reibaro die Abonnementsge- sellschaft der Rottor wurde. Heute ist Heinz Hentschke der Dritte der Brüder Rotter. Sein Urteil ist maßgebend für die Stücke, die Alfred Rotter auswählt...» (Landesarchiv Berlin, A Pr. Br. 030, Nr. 2966, Bl. 33). 20) Bundesarchiv Berlin, Berlin Document Center, RK/D 116, Nr. 2146, ohne Datum [1946/1947], über «Hentschke»: «Named by Goebbels two years ago as the only Generaldirector of Germany for merits for the operetta in the nationalsocialist Germany. Black Nazi. Personal spoiled child of Goebbels.» Die erwähnte Ehrung durch Goebbels muss im Februar 1945 durch die Roichskulturkammer er- folgt sein; diese wurde von Goebbels präsidiert (seit 22. September 1933); der Vizepräsident und Geschäftsführer Reichskulturkammer (seit Mai 1935), SS-Gruppenführer Hans Hinkel (geb. 22. Juni 1901), 80
	        

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