Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2007) (106)

JOHANN ROMARICH BRÜGLER VON HERKULESBERG KARL HEINZ BURMEISTER die Namen der Drucker und auch die Druckorte verschwiegen wurden. Die «Nodi pontificiorum So- hra» blieben ein Ausrutscher Brüglers. Sonst gab sich Brügler grosse Mühe, seine Publikationen über die kirchliche Zensur laufen zu lassen. DIE PERSÖNLICHKEIT RRÜGLERS Will man abschliessend ein Fazit ziehen, so bleibt festzuhalten: Brügler entstammte einer vorneh- men, in den Adelsstand erhobenen habsburgtreuen und katholischen Beamtenfamilie, die ursprünglich im Elsass zu Hause war. Ihm war damit eine Beam- tenlaufbahn in leitenden Funktionen in die Wiege gelegt. Er selbst erarbeitete sich das dazu notwen- dige Wissen durch ein Studium der Philosophie und beider Rechte, wobei er grossen Fleiss zeigte und eine tiefgehende Bildung erlangte, die er mit einem juristischen Doktorat abschloss. Der Weg für eine Karriere in führenden Positionen der Verwal- tung war für ihn damit gegeben. Und Brügler nutz- te dieses geöffnete Tor, indem er das Amt eines Landvogtes zu Vaduz annahm und später eine ver- gleichbare Position in den Diensten der Fürsten von Eggenberg in Laibach eingetreten ist. Brügler versuchte auch, mehr aus seinem Leben zu machen. So übte er neben seinem Beruf das Amt eines Hofpfalzgrafen aus, wie es von seinem Vater vorgezeichnet gewesen war. Vor allem aber suchte er sich mit rund einem Dutzend Büchern in deut- scher und lateinischer Sprache als politischer, ju- ristischer und theologischer Schriftsteller zu profi- lieren. Die meisten seiner Werke blieben jedoch ohne grossen Erfolg, sie gelangten über eine leich- te, von Brügler durchaus so gewollte Erbauungsli- teratur nicht hinaus und wurden bald vergessen. Grössere Anerkennung gewannen nur sein (politik- wissenschaftliches) Buch «Politicus regens sine po- litica» (1680) und sein (juristisches Kurzlehrbuch) über das Lehnrecht «Compendium politico-feuda- le» (1691). Brügler selbst hätte vermutlich sein Er- bauungsbuch «Trotz J^odt» (1691, umgearbeitet 1695) an die Spitze seiner Werke gesetzt. Alle seine Bücher lieben die damals zeitgemässe barocke Fül-le, 
insbesondere das Prunken mit Zitaten aus dem antiken, mittelalterlichen und modernen Schrift- tum. Brüglers öffentliches Wirken in Vaduz fiel in die Zeit der Blüte des Hexenwahns. Der Hexenwahn fand in den Brüglerschen Prozessen des Jahres 1679 mit 20 hingerichteten Personen einen Höhe- punkt, wurde aber auch noch nach der Flucht Brüglers seit April 1680 in zwei Prozessserien der sogenannten «Walserschen Prozesse» mit 13 bzw. 12 hingerichteten Personen fortgesetzt. Diese ex- zessiven Prozesse riefen aber auch den Widerstand und schliesslich das Ende der Hexenverfolgungen hervor. Brügler hatte das persönliche Pech, dass seine Verwaltungstätigkeit in Vaduz mit diesem Höhe- punkt des Hexenwahns zeitlich zusammenfiel. Als junger Beamter trachtete er wohl auch danach, «Er- folge» in der Hexenjagd aufweisen zu können. Brüg- ler tendierte deshalb wohl auch in die Richtung, in der juristischen Auslegung, die bei den Hexenverfol- gungen einen strengeren und einen milderen Stand- punkt zuliessen, nicht nur nach der Strenge des Rechts vorzugehen, sondern auch um seines Erfol- ges willen eklatante Rechtsfehler in Kauf zu neh- men, etwa verbotene Suggestivfragen oder auch un- rechtmässige Folterungen. Seine Flucht aus Vaduz in die bischöfliche Freiung in Chur unter Mitnahme der ihn belastenden Prozessakten zeugt jedenfalls von einem schlechten Gewissen. Er hat auch in sei- nen zahlreichen Schriften nie zu den Hexenprozes- sen Stellung genommen. Die Karriere Brüglers verlief alles andere als gradlinig. Ein Wechsel in den Ämtern, wie wir ihn auch bei seinem Vater Johann Christoph Brügler 97) Augsburg: Jakob Koppmeyer. 1695. 12°, 184 gez. Seiton. Exem- plarnachweis: Slowenische National- und Universitätsbibliothek Lju- bljana (Vorbesitzer: 1. Ex libris Marci Antonij Taufrer L[iberi] B[aro- nisj de Waix...; 2. K. K. Lyccal Bibliothek zu Laibach). Für die freund- liche Beschaffung des Titelblatts danke ich Herrn Jürgen Schindler vom Historischen Lexikon für das Fürstentum Liechtenstein in Schaan. 98) Pohlin (wie Anm. 82). 99) Ebenda. 191
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.