Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2007) (106)

DIE REICHSHERRSCHAFTEN SCHELLENBERG UND VADUZ IM 30-JÄHRIGEN KRIEG / HERIBERT KÜNG Girier ... mit ihm, Jenatschen, selbiger sollten ge- zecht haben und also in einer Companie gewest, und dass diese alles einer, des Jenatschen, sowohl in wehrender Ermordung, als hernach gar nichts an- genomben haben sollen ...». Graf Kaspar hatte das «vorgegangene Churische Unwesen mit Obristen Je- nazen» schon von seinem Landvogt in Vaduz eilends berichtet bekommen und die Botschaft mit einem ei- genen Läufer an die Obristen Schmid in Bregenz und Vitzhum in Lindau weiter geleitet. Der Bericht, den der Liechtensteiner Landesherr aus Chur er- hielt, hörte sich alles eher als beruhigend an: «Wann es den Widrigen gelingt, werden noch mehr aus den Füssen gericht und den Franzosen, wann änderst ihr de Seinye [französischer Botschafter in Chur?] in dies Land gesetzt, Thüer und Thor geöffnet werden. Wir haben uns hier einer grossen Empörung und Revolution zu befürchten und zue vergewissen».66 Trotz dieser Befürchtungen trat keine neuerliche Schwenkung der Bündner Politik ein.67 Der Vor- schlag des Jesuiten Pagan, Vorarlberg gegen das strittige Veltlin, das nach dem Frieden von Madrid an Graubünden zurück erstattet wurde, einzutau- schen, lehnten die Bündner Gesandten nachdrück- lich ab. Im Frühsommer 1639 hielt sich der tiroli- sche Kanzler Wilhelm Bienner in Vorarlberg auf, um die Meinung der massgebenden Persönlichkeiten über den Verkauf der österreichischen Rechte in Graubünden zu hören. Bienner traf auch mit Graf Jakob Hannibal und dem Bregenzer Vogt Andreas von Raitnau zusammen. Obwohl sich das Verhältnis zu Graubünden nun friedlich gestaltete und eine endgültige vertragliche Regelung in Aussicht stand, kam es in den nächsten Jahren noch mehrmals zu Spannungen. Am 14. Oktober 1641 schrieb die Re- gierung in Innsbruck an den Vogt von Feldkirch, die Garnison auf Gutenberg solle beibehalten werden; da es «... mit Engadein noch in khain Richtigkeit sei», werde die Besatzung durch den Zollaufschlag in Feldkirch finanziert.68 Die Einigung zwischen den Nachbarn gelangte am 3. Juni 1642 auf der Schattenburg in Feldkirch zur Unterzeichnung. Damit war der letzte Versuch Tirols gescheitert, die Rechte in Graubünden zu wahren und auszubauen. In den folgenden zehn 
Jahren kauften sich die österreichischen Gerichte im Zehngerichtebund, im Unterengadin und im Münstertal von allen österreichischen Hoheitsrech- ten frei und die Landvogtei in Castels erlosch.69 Auf der Burg Gutenberg verblieb aber auch wei- terhin eine Garnison in wechselnder Stärke beste- hen, die der jeweilige Obristhauptmann der Vorarl- berger Miliz, Leyen (bis 1643) und Escher (bis 1646) bestimmte. Den Kontakt zwischen dem Milizkom- mandanten in Bregenz, dem neuen Landesherren (seit 1640) in Vaduz, Graf Jakob Hannibal IL von Hohenems und dem Burgvogt besorgten ab den 1640er Jahren Meldereiter des so genannten Lan- desregiments, der schnellen Eingreiftruppe der Vor- arlberger Miliz.70 58) Laiidesarchiv Bregenz. Vogteiamt Bludenz, Schachtel 11. 59) Landesregierungsarchiv Innsbruck, «Geschafft von Hof fol. 98», 20. April 1637: Erzherzogin Claudia an Kammer. 60) Ebenda, «Missif an Hof fol. 285 f.»: Kammer an Erzherzogin Claudia. 61) Ebenda, Fol. 312, 6. Mai 1637. Erzherzogin Claudia an Kammer. «Empiettcn und Bevelch fol. 602»: Erzherzogin Claudia an Graf Jakob Hannibal, 15. Oktober 1637 und Landesarchiv Bregenz, Hohenemser Akten 54, 26. Januar 1638. 62) Welti, Kaspar (wie Anm. 10). S. 340 ff. 63) Hirn, Josef: Kanzler Bienner und sein Prozess in: Quellen und Forschung zur Geschichte ... Innsbruck, 1898, S. 73 ff. 64) Landesregierungsarchiv Innsbruck, «Missif an Hof fol. 329». 23. April 1638: Erzherzogin Claudia an Kammer. Ulrich von Ram- schwag ist zur regelmässigen Korrespondenz mit dem Obristhaupt- mann verpflichtet. 65) Ebenda, Fol. 1073 f. 4. November 1638: Kriegsräte an Erzherzo- gin Claudia. 66) Welti, Kaspar (wie Anm. 10), S. 346-376. 67) Pioth (wie Anm. 20), S. 406. 68) Landesregierungsarchiv Innsbruck, «Missif an Hof fol. 616», 14. Oktober 1641, Kammer an Erzherzogin Claudia. Am 10. Septem- ber (fol. 705, ebenda) wird mitgeteilt, dass Rudolf Neyer aus dem Montafon für Kundschafterberichte, die er aus Graubünden mit gebracht habe, 288 Gulden ausgegeben habe, auch an Drittpersonen, die ihn mit Nachrichten versorgt hatten. 69) Küng, Krieg (wie Anm. 3). S. 233. 70) Laiidesarchiv Bregenz, Vogteiamt Bludenz, 26. April 1645, Escher an Ramschwag. Vgl. Küng, Heribert: Landesverteidigung für Vorarl- berg. In: Montfort 1994/4, S, 370-399. 143
	        

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