Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2007) (106)

DER SPRACHATLAS FÜR VORARLBERG, LIECHTENSTEIN, WESTTIROL UND DAS ALLGÄU / HUBERT KLAUSMANN es unbedingt notwendig war.1) Dies war bei Mistgabeln der Fall, denn der schwere und kompakte Streuemist könnte mit Holzgabeln nur mühsam beför- dert werden. Nun gibt es nach J.Jud im Bündnerromanischen bereits drei Bezeichnun- gen für die Mistgabel: surselvisch tarden, engadinisch triainza und mittel- bündnerisch furca da grascha. Die ersten zwei Wörter sind Ableitungen von romanisch TRIDENTE, *TRIDENTIA, wörtlich mit «Dreizahn» zu überset- zen; es dürfte wohl sicher sein, daß damit nur eine dreizinkige Gabel gemeint sein konnte.2) Furgge ist hingegen ein Wort für eine allgemeinere Formvor- stellung. Man erkennt dies daran, daß es mittelbündnerisch furca da grascha -zu deutsch «Mist-Furgge» - heißt, also die spezielle Verwendung des Wor- tes Furgge angegeben werden muß, weiters auch daran, was . Furgge außer- dem alles bedeuten kann, dazu Karte 9. Wie im Kommentar zu Karte 9 ge- zeigt werden soll, wurden mit FURCA ursprünglich nur Dinge bezeichnet, deren entscheidendes Merkmal eine einfache Gabelung war. Damit also eine Mistgabel die Bezeichnung Furgge erhalten konnte, mußte sie, wenn diese Definition richtig ist, ursprünglich zweizinkig gewesen sein3), während eine Gabel zwar mindestens zwei, aber auch drei und mehr Zinken haben kann und trotzdem eine Gabel bleibt. Wenn in Romanischbünden hingegen dasselbe Gerät drei Zinken erhielt, was eine naheliegende technische Verbesserung darstellt, war offenbar die Bezeichnung Furgge nicht mehr richtig und widersprach dem romanischen Sprachgefühl. An deren Stelle trat Trienze, eben der «Dreizahn», eine Be- zeichnung, die der neuen Form entsprach. Daß diese sachliche Verbesserung im Walgau aufgekommen war, wo schon im rätischen Reichsurbar (9. Jahr- ') Übereinstimmend berichten die älteren Gewährsleute, daß auch beim Hausbau frü- her Eisennägel nur sehr selten verwendet wurden. Selbst Wagenräder hatten häufig noch keinen Eisenbeschlag. 2) Zur Verbreitung von FURCA und *TRIDENTIA in der Romania 
vgl. Mätzler, S. 46, 50. J) Vgl. 
auch Th. Frings, Germania Romana (= Theutonista, Beiheft 4), Halle 1932, S. 157; zit. 
nach Mätzler, S. 50, Fußn. 318. 112 121
	        

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