Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2006) (105)

Kriegsjahre selbst hatten für das noch junge Ge- sellschaftswesen krisenhafte Züge. Insgesamt stag- nierte zwischen 1931 und 1945 die Zahl der im Fürstentum Liechtenstein beheimateten Sitzunter- nehmen.65 Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte das Gesell- schaftswesen ein phänomenales Wachstum, das kaum je durch konjunkturelle Einbrüche abge- bremst wurde. In den 1990er Jahren gab es in Liechtenstein schliesslich 70mal mehr Sitzunter- nehmen als in den 1930er Jahren (siehe Tabelle). Verschiedene Faktoren liessen den Strom der Neu- gründungen anschwellen. Die wichtigsten waren: die wirtschaftliche Erholung nach dem Krieg, der Abbau von Beschränkungen im internationalen De- visenverkehr, die Schaffung grosser, international mobiler Vermögen, fmanztechnische Neuerungen wie Fernschreiber und Telefax, die Anziehungs- kraft des starken Schweizer Frankens, die soziopo- litische Stabilität des neutralen Liechtensteins, die attraktiven Konditionen der lokalen Anbieter, fer- ner die Erhöhung des Steuerdruckes in den Län- dern ringsum. Ein Beispiel mag erhellen, wie die anderen europäischen Staaten mit dem Anziehen 
der Steuerschraube dazu beitrugen, dass sich das Kapital aus ihren Ländern absetzte. 1974 wurden in Italien die Grundstücksteuern angehoben. Dar- auf entstanden in Liechtenstein Hunderte von Sitz- unternehmen, die italienischen Liegenschaftsbesitz verwalteten.66 In den letzten Jahren bildete sich die Zahl der Sitzunternehmen zum ersten Mal seit langem wie- der zurück. Dieser Einbruch war eine Folge der all- gemeinen Krise der internationalen Finanzmärkte, aber auch der (aussen-)politischen Turbulenzen, in die der Finanzplatz um die Jahrtausendwende ge- raten war. Für das einzelne Sitzunternehmen waren die Ge- bühren und Steuern, die es in Liechtenstein zu ent- richten hatte, niedrig.67 Für das Land, das diese Abgaben erhob, waren sie schon bald unverzicht- bar. Bereits in den 1930er Jahren stammten 25 Prozent bis 30 Prozent aller Landeseinnahmen al- lein aus dieser Quelle.68 Im Zweiten Weltkrieg ging die fiskalische Bedeutung des Gesellschaftswesens vorübergehend zurück. In den Jahren 1941 bis 1949 erbrachte es noch 7 Prozent bis 12 Prozent aller Landeseinnahmen. In den 1950er Jahren wa- Tabelle: Holding- und Sitz-Anzahl 
der •steuerbegünstigter! unternehmen in Liechten-Jahr 
Holding- und Sitzuriternehmen stein (1921-2002) 1921 1-0 1925 68; 1931 
1 035 1939 
Quelle der Zählung bzw. Schätzung Geiger 2000. Bd. I, S. 203'f. (gestützt auf Rechenschaftsberichte der- Regierung) 1 000 1-958 
5 671 Landesarchiv, RF 278/72/26 1963 ~ 10 000 Der Spiegel vom 1*5. Mai 1963 1973 - 33 000 Landesarchiv, RF 323/19 (geschätzt) 1.97? 
49 475 
Landesarchiv; RF 341/19 1983 
52 778 1.988 61 215 1995 73 700 Liechtensteiner Väterland vom 9. Mai 1996 2000 ~ 84 000 Merki .2003, S. 121 2002 ~ 80 000 94
	        

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