Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2006) (105)

HISTORISCHER VEREIN FÜR DAS FÜRSTENTUM LIECHTENSTEIN 2005 Vorarlberger Sprachatlas mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein TÄTIGKEITSBERICHT 2005 Gleich nach Abschluss der Arbeit für die im März 2005 erschienene vierte Lieferung von Band V (Wortgeographie II) begann ich mit dem Exzerpie- ren der Originalmaterialien und einer Nacherhe- bung für die sechste und letzte Lieferung von Band III. Hier mussten für das umfangreiche Kapitel «Verben» die restlichen Karten angefertigt werden, ebenso waren für das Kapitel «Substantiv» die mei- sten Karten noch aufzuarbeiten. Bei den behandelten Verben gibt es ebenfalls Unterschiede in den liechtensteinischen Mundar- ten, zum Beispiel kaascht im Unterland und kascht (mit Vokalkürze) im Oberland für «(du) kannst». Währenddem es im Unterland darf und messt heisst für «(ich) darf, wüsste», lauten die entspre- chenden Formen im Oberland darf, wösst. Interes- sant ist in Liechtenstein die Form moogend für «(wir, ihr, sie) mögen». In Triesenberg hielten sich die umlautlosen Pluralformen muassa für «müs- sen», turfa für «dürfen» und chunna für «können». Während man in ganz Liechtenstein (miar, iar, sie) wend für «(wir, ihr, sie) wollen» sagt, ist in Triesen- berg die alte Form weld für «(ihr) wollt», wand «(wir, sie) wollen» beibehalten worden. Beim Substantiv sind die Mundarten des Fürs- tentums Liechtenstein hinsichtlich der Morphologie relativ einheitlich. Einige Unterschiede gibt es den- noch: so lautet bei den Wochentagsnamen die En- dung -ta im Unterland (Määnta «Montag», Ziischta «Dienstag»), währenddem sie im Oberlauf auf -tig lautet. Die Verkleinerungsendung -lein lautet im Unterland, in Vaduz, in Triesenberg und in Triesen -Ii, in den anderen Orten -le, währenddem in Trie- senberg das romanische -elti (zum Beispiel Öpfelti für «Äpfelchen», Vogelti für «Vögelchen», Negelti für «Nägelchen») bewahrt geblieben ist, so wie dies auch bei den Waisern in Graubünden der Fall ist. Der Plural von «Mann» heisst im Unterland, in Schaan und in Vaduz Meener, in Triesenberg Män- ner sowie in Triesen und Balzers Menner. 
Nach Erscheinen der sechsten Lieferung von Band III wurde die fünfte Lieferung von Band V be- arbeitet. Grundlage hierfür war das Manuskript von Dr. Hubert Klausmann. Etliche Unklarheiten konnten durch briefliche und telefonische Nachfra- gen geklärt werden. In dieser Lieferung, die Ende Januar 2006 erscheinen wird, konnte wieder in grossem Umfang althergebrachter Wortschatz pu- bliziert werden. Die grundlegenden Erhebungen für diesen Wortschatz machte ich vor 41 Jahren, im Jahr 1964. Dargestellt in dieser Lieferung ist das Wortfeld buttern-Butter-Buttermilch-Butterkü- bel-Butterbrot, in welchem die alten alemanni- schen Bezeichnungen für die Butter, Schmalz und Anke, noch erhoben werden konnten. So ist für das Oberland das Verb angga für «buttern» belegt, währenddem es im Unterland schmaalza hiess. Angga und Schmalz sind auch in den Komposita Anggkübel und Schmalzkübel bewahrt. Unterschie- de gibt es auch bei der Bezeichnung der «Kurbel» am Butterfass: Währenddem sie Schwüarbel heisst im Unterland, sagt man Wörbel im Oberland. Wei- tere dargestellte Unterschiede zwischen Ober- und Unterland sind zum Beispiel: Keefel für «Kinn» im Unterland, währenddem es im Oberland Kimpaa heisst; die «Weidenholzpfeife» heisst im Unterland Schalmeija, während sie im Oberland als Maja- pfiiffa bezeichnet wird, mit den Ausnahmen von Triesenberg und Planken, wo man sie Sallapfiiffa nennt. Der «Weberknecht» heisst im Unterland Zimmermaa, währenddem er im Oberland Wald- schritter genannt wird. Abschliessend wurden in der 6. Lieferung noch einige Austriazismen karto- graphisch dargestellt, wie zum Beispiel Kutza be- ziehungsweise Kutzi für die «Wolldecke». In diese Kategorie fallen auch: Schräpfa (Unterland) und Schräpfi (Oberland) für die «Bremse am Leiterwa- gen» sowie Klamperer beziehungsweise Klampen für den «Spengler». Heute noch verwendete Wörter wie Pföö für den «Föhn», Tschoopa für die «Män- nerjacke», Pelz für die «Rahmschicht auf der ge- kochten Milch» oder kiiba für «schimpfen» sind ebenfalls kartographisch dargestellt worden. 293
	        

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