Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2006) (105)

NATIONALE IDENTITÄT WILFRIED MARXER deutend angesehen werden als in Liechtenstein (Ta- belle 12). Im nachfolgenden Fragenkomplex wurden Ein- stellungen der Einwohnerinnen und Einwohner zum Land abgefragt (vgl. Aussagen in der Tabelle). Neben einigen deutlichen Parallelen in den drei hier dokumentierten Ländern zeigen sich auch markan- te Unterschiede. Die Liechtensteiner äussern sich weniger nationalistisch als die Schweizer und die Deutschen, welche zu über 50 Prozent lieber Bürger des eigenen Landes sind als jedes anderen Landes (Liechtenstein: 39 Prozent), sich aber auch öfters für ihr Land schämen und gerne öfter stolz auf ihr Land wären. Demgegenüber zeigen die Liechtensteiner einen mässigeren Nationalismus, kaum bedingungs- lose Unterstützung für den Staat, freuen sich aber doch ähnlich häufig wie die Schweizer und Deut- schen über Erfolge im internationalen Sport (Tabel- le 13). Bei der folgenden Frage ging es direkt um den Nationalstolz: «Wie stolz sind Sie, Liechtensteiner/ Liechtensteinerin (Deutscher, Schweizer ...) zu, sein?» 43 Prozent der Liechtensteinerinnen und Liechtensteiner gaben an, sehr stolz darauf zu sein. Weniger Nationalstolz zeigten in der Liechtenstei- ner Umfrage die in Liechtenstein wohnhaften Schwei- zer und Deutschen. Die anderen Nationalitäten wer- den nicht dargestellt, weil sie weniger als 20 Fälle in der Umfrage aufweisen. Zum Vergleich zeigte sich im deutschen ISSP ein markant tieferer Wert, näm- lich 14,8 Prozent. Auch der Stolzwert der Schweizer liegt in der Schweizer ISSP-Umfrage mit 33,4 Pro- zent an «sehr Stolzen« tiefer als in Liechtenstein. Die Liechtensteiner weisen somit einen ausgepräg- ten Nationalstolz auf (Tabelle 14). 
INTERNATIONALISMUS, INTEGRATION, MIGRATION Die Antworten zum Aussagenkomplex über interna- tionale Verbindungen und Verpflichtungen zeigen eine sehr selbstbewusste Bevölkerung in Liechten- stein. Weit deutlicher als in Deutschland - und auch deutlicher als in der Schweiz - wird die Durchset- zung einer eigenständigen Politik eingefordert, ohne dabei aber die internationalen Verflechtungen abzulehnen. Es bestehen sogar positivere Assozia- tionen zu internationalen Verpflichtungen und Wirt- schaftsbeziehungen als in den Umfragen der Nach- barländer. Die Vorteile internationaler Wirtschafts- verflechtungen überwiegen in der Beurteilung der Befragten aus Liechtenstein allfällige Nachteile. Er- staunlicherweise färbt diese Einstellung auch auf sensible Fragen wie den Grundstückshandel ab, wo trotz beschränktem Bodenangebot der Bodener- werb von Ausländern kaum in Frage gestellt wird. Ebenso werden für das Gewerbe weit weniger Ge- fahren durch internationale Firmen gesehen als in der Schweiz oder in Deutschland. Die Internationa- lisierung der Wirtschaft und die Internationalisie- rung politischer Entscheidungen stossen in Liech- tenstein somit auf viel Wohlwollen (Tabelle 15). Bei den folgenden Fragen werden verschiedene Aspekte der Zuwanderung und der gesellschaftli- chen Integration angesprochen. Bei der ersten Fra- ge, ob sich Zuwanderer an die Kultur des Gastlan- des anpassen sollten oder die eigenen Sitten und Ge- bräuche bewahren, überwiegt die Forderung nach einer Anpassung. Zwei Drittel plädieren für diesen 39) Im Schweizer ISSP-Modul mit 5-teiliger Skala (Liechtenstein 3-teilige Skala). In der Tabelle sind für die liechtensteinische Umfra- ge die Antworten «Stimme zu» ausgewiesen, aus der Schweizer Umfrage die Werte «sehr einverstanden» und «einverstanden». 40) In Deutschland im Rahmen des ALLBUS 2004 erhoben. Die 5-teilige Skala wurde in Liechtenstein auf eine 3-teilige Skala redu- ziert. In der Tabelle sind für die liechtensteinische Umfrage die Ant- worten «Stimme zu» ausgewiesen, aus der deutschen Umfrage die Werte «Stimme voll und ganz zu» und «Stimme zu». 41) ISSP Schweiz. Nur Personen mit Schweizer Staatsbürgerschaft. 42) ISSP/ALLBUS. Nur Personen mit deutscher Staatsbürgerschaft. 217
	        

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