Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2005) (104)

DIE ERSTEN BEKANNTEN HEXEN MANFRED TSCHAIKNER Erfreulicherweise lassen sich zu den frühneuzeitli- chen Hexenverfolgungen der Grafschaft Vaduz und der Flerrschaft Schellenberg in auswärtigen Archi- ven immer wieder neue Informationen finden. Nachdem vor einigen Jahren in einer Maienfelder Chronik Notizen zu den frühesten bekannten He- xenprozessen in Vaduz entdeckt werden konnten,1 stiess ich vor kurzem im Vorarlberger Landesarchiv auf eine Urgicht aus einem Gerichtsverfahren vom Ende des 16. Jahrhunderts. Dies bildete den Anlass, das nicht genauer datierte Geständnis der Ursula Tannerin im Liechtensteinischen Landesarchiv nä- her zu untersuchen. Dabei zeigte sich, dass es eben- falls aus dieser Zeit stammte. Des Weiteren kann im Folgenden ein Detail zu den bereits bekannten Pro- zessen des Jahres 1600 aus einem Schreiben im Churer Stadtarchiv nachgetragen werden. Auch zu den sehr schlecht dokumentierten Hexenjagden um die Mitte des 17. Jahrhunderts enthält ein Schrift- stück in Chur einige neue Angaben. Es stammt aus der Feder jenes Mannes, der dafür massgeblich Ver- antwortung trug, dessen Name bislang aber nicht mit diesen Ereignissen in Verbindung gebracht wur- de: Landvogt Jakob Sandholzer von Zunderberg aus Götzis. Der letzte präsentierte Quellenfund aus dem Bludenzer Stadtarchiv bezieht sich auf die Vorge- schichte der Hexenjagden in den Jahren um 1680. Er nuanciert die Frage nach der Instrumentalisie- rung der Prozesse zu machtpolitischen Zwecken. Zweifellos harren noch zahlreiche weitere bis- lang unbekannte Quellen zu den liechtensteinischen Hexenverfolgungen der Frühen Neuzeit der Ent- deckung. Auch manche neuen Fragestellungen ver- sprechen wichtige Präzisierungen des bisherigen Wissensstandes. Dazu zählt zum Beispiel eine Un- tersuchung der Rolle des letzten sulzischen Landes- herrn, des juristisch gebildeten Grafen Karl Lud- wig,2 sowie seiner Oberamtleute Dr. Peter Christoph Schlabatius aus dem kurfürstlich-trierischen St. Wen- del im Saarland und Johann Jakob Beck aus Tien- gen am Hochrhein.3 
1) Manfred Tschaikner: Die Vaduzer Hexenprozesse am Ende des 16. Jahrhunderts. In: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein 101 (2002), S. 147-152; vgl. auch ders.: Die Foldkircher Jesuiten, das nächtliche Landleben und die Hexen- verfolgungen. In: Montfort 51 (1999), S. 337-339. 2) Felix Marxer: Die Wappenscheiben des Grafen Karl Ludwig von Sulz und der Gräfin Barbara von Sulz, geborene Freiin zu Staufen. In: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechten- stein 74 (1974), S. 177-183, hier S. 178-179. 3) Karl Heinz Burmeister: Christian Braun, Peter Christoph Schlaba- tius und Johann Jakob Beck, Oberamtleute in Vaduz, Schellenberg und Blumenegg. In: 200 Jahre Blumenegg bei Österreich - Beiträge zur Regionalgeschichte. Hrsg. v. Manfred Tschaikner. Bludenz, 2004 (Bludenzer Geschichtsblätter 72-74). S. 145-184. 71
	        

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