Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2005) (104)

DIE LIECHTENSTEINISCHE LANDESHYMNE JOSEF FROMMELT EINE DEUTSCHE ANWEISUNG ZUR GESTALTUNG DER HYMNENTEXTE Um den Textdichtern in Deutschland die Aufgabe der Textanpassung zu erleichtern, hat Rudolf Zacharias Becker im «Mildenheimischen Liederbuch», Ausgabe 1833, unter Nr. 729 das nachfolgende Schema der Textgestaltung für «Regenten und Obrigkeiten» ver- öffentlicht: Heil unserm Fürsten (Kaiser, König, Herzog), Heil! Dem edlen (Name des Regenten) Heil! Dem Fürsten Heil! Als Fortsetzung dieser Standardsätze gab er Mu- sterzeilen an für das Lob auf die fleissige Bevölke- rung, die Beschreibung der schönen Landschaft, für geschichtliche Ereignisse und militärische Er- folge. Vergleicht man die Anfänge der verschiede- nen Hymnen, so dürfte das Becker'sche Schema in mehreren Fällen Anwendung gefunden haben. So sang man in Bayern: «Heil unserm König, Heil! Lang Leben sei sein Teil, Erhalt' ihn Gott.» in Sachsen: «Den König segne Gott, Den er zum Heil uns gab, ihm segne Gott.» in Württemberg: «Heil unserm König, Heil! Heil un- serm Fürsten, Heil! Dem Edlen Heil!» in Hessen: «LIeil unserm. Fürsten, Heil! Hassias Fürsten, Heil! Heil, Ludwig, Heil!» in Mecklenburg-Schwerin: «Gott segne Friedrich Franz und seiner Krone Glanz trübe sich nie!» und für seinen Nachfolger wurde gesungen: «Heil Dir, Paul Friedrich! Jubelnd begrüssen Dich Meck- lenburg 's Gau 'n.»17 
derts bekannt geworden ist, denn sie wurde in der benachbarten Schweiz, in Bayern und Württem- berg gesungen. In Österreich wurde sie zur Huldi- gung Kaiser Josephs II. gesungen, mit dem Text von August Niemand «Heil, Kaiser Joseph Heil, Dir, Deutschlands Vater, Heil!», konnte aber die Llaydn'sche Kaiserhymne als Nationalhymne nicht verdrängen. Da praktisch alle liechtensteinischen Studenten in einem dieser Länder studieren mussten, mach- ten sie überall mit dem Lied Bekanntschaft. Aus- serdem verdingten sich viele Arbeiter, Knechte und Mägde in den Nachbarländern als Saisonarbeiter. Auch Beamte, Reisende oder Musikgruppen, die bei den Jahrmärkten in Vaduz auftraten, dürften die Melodie, allerdings mit unterschiedlichen Tex- ten, mitgebracht haben. Schliesslich absolvierte auch das liechtensteinische Militärkontingent die Ausbildung in Teilen Deutschlands, in welchen die englische Melodie als Hymne gesungen wurde. 15) Manuskript im Germanischen Museum in Nürnberg. 16) Durch Verordnung von Reichspräsident Friedrich Fbert vom 11. August 1922 wurde dieses Lied durch die Hymne «Deutschland. Deutschland über alles» mit dem Text von August Heinrich Hof'f- mann von Fallersleben (1798-1874) und der Melodie von Joseph Haydn (1732-1809) ersetzt. Haydn hat diese meisterliche Melodie 1798 als österreichische Kaiserhymne komponiert. 1 7) Zitiert aus Emil Böhm Die Nationalhymnen der europäischen Völker. Breslau, 1908. WIE KAM DIE HYMNE NACH LIECHTENSTEIN? Es kann als sicher angenommen werden, dass die englische Hymnen-Melodie dank ihrer rasanten Ausbreitung in Europe auch in unserem Land schon früh in der ersten Hälfte des 19. Jahrhun-23
	        

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