Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2005) (104)

Die Verbreitung der Hymne in Europa Auch in den liechtensteinischen Liederbüchern scheint er als Autor auf. Inzwischen wurde auch Chrysander von mehreren Historikern widerlegt. Die englischen Historiker und Musikgeschichtsfor- scher sind sich in der Aussage einig, dass Henry Carey nicht der Komponist der Hymnen-Melodie ist. Im Laufe der langen Geschichte wurde das Lied einer Reihe anderer Komponisten zugeschrieben, doch konnte für keinen die alleinige Autorschaft glaubhaft bewiesen werden. Zu diesen Komponi- sten gehören: John Bull, Georg Friedrich Händel, Henry Purcell, Edward Purcell, James Oswald, An- thony Young, Jean-Baptiste Lully und andere. 
Die feierliche und gleichzeitig kraftvolle Melodie hat sich schnell auch auf dem Kontinent ausgebrei- tet. Es wird berichtet, dass sie bereits um 1760 in Deutschland, Frankreich und Holland sehr populär war. Studenten, Reisende und - wie Percy Alfred Scholes schreibt - die Freimaurer haben sie über den Kanal gebracht. 1760 erschien sie handschrift- lich in einem Tabulaturbuch eines bayrischen Lau- tenisten15 und 1763 erstmals in Druck auf dem Kontinent in der Liedersammlung «La Lyre Macon- ne». Als erster europäischer Staat ausserhalb Gross- britanniens machte sich Dänemark die Hymne zu Eigen. 1790 schrieb Heinrich Harries (1762-1802), ein Theologiekandidat im schleswig-holsteinischen Flensburg, das Lied «Heil Dir, dem liebenden Herr- scher des Vaterlandes, heil Christian Dir», das nach der englischen Llymnen-Melodie zu singen war. Am 27. Januar 1790 erschien es im «Flens- burger Wochenblatt» unter dem Titel «Lied für den dänischen Unterthan, an seines Königs Geburtstag zu singen in der Melodie des englischen Volksliedes <God save great George the King>.» Dieses Lied sollte Geschichte machen; denn am 17. Dezember 1793 erschien unter dem Titel «Ber- liner Volksgesang» in der «Spenerschen Zeitung» eine Bearbeitung desselben mit dem J'ext «Heil Dir im Siegerkranz, Herrscher des Vaterlands». Er war signiert mit der Chiffre «Sc», hinter der sich ein gewisser Balthasar Schumacher verbarg. Er wurde nun heftig des Plagiates beschuldigt. Trotzdem wurde sein Text mit der englischen Melodie später zur deutschen Nationalhymne.16 Der Reihe nach übernahmen danach die mei- sten Staaten des Deutschen Bundes die englische Melodie für ihre Nationalhymnen: Anhalt, Baden, Bayern, Braunschweig, Hessen, Lippe-Detmold, Mecklenburg-Schwerin, Schaumburg-Lippe, Sach- sen und Württemberg, zudem aber auch Schweden und Russland. In der Schweiz wurde sie von 1820 bis 1961 mit dem Text «Rufst du mein Vaterland» von Johann Rudolf Wyss (1782-1830) gesungen und wurde dann durch den Schweizerpsalm «Trittst im Morgenrot daher» von Pater Albert Zwyssig (1808- 1854) ersetzt. 22
	        

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