BRANDBESTATTUNGEN AUS DER EISENZEIT VOM «RUNDA BÖCHEL» IN BALZERS / MARIANNE LÖRCHER die Toten zur Stärkung auf der Reise ins Jenseits be- stimmt gewesen sein und/oder auch als Mittel, um die Götter gnädig zu stimmen.83 Dass die Erde in heutiger Zeit den Archäologen und Anthropologen Funde aus der Eisenzeit frei- gibt, sollte vielleicht eine Aufforderung sein, sich noch einmal mit diesen Themenkreisen auseinan- der zu setzen. Im Bewusstwerden der damals geltenden Werte und Rituale kann über die gerade zu bearbeitende Zeitepoche hinaus ein Stück innere Wirklichkeit ins Bewusstsein der heute lebenden Menschen inte- griert werden. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Be- stattungsrituale Anteile persönlicher Charakterzüge sowohl des Verstorbenen als auch der Hinterbliebe- nen, aber ebenso auch kollektive Vorstellungen der Übergangsgeschehnisse vom Leben in den Tod ent- halten. Grabbau und die Art und Weise, wie mit den Brandresten umgegangen wird (in einem Gefäss ge- sammelt oder ausgestreut, Einzelgräber oder Fried- hofbezirke, Einfach- oder Doppelbestattungen), to- pografische Befunde, Schriftquellen aus späterer Zeit, noch existierende Bestattungsrituale anderer Kulturen und nicht zuletzt eigene Erfahrungen kön- nen zum Verständnis beitragen. 79) Bohrends, 1981, S. 85 ff. und S. 119 ff. 80) Hild und v. Mehrhart. 1932/33. 81) Krämer. 1966; Wyss, 1971; Weiss. 1997. 82) Clemen, 1934, S. 29 ff. 83) Zum Speiseopfer siehe Handwörterbuch des dt. Aberglaubens. 1987. 219