Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2005) (104)

Die eisenzeitlichen Gräber auf den Arealen Foser, Kaufmann und Strasse Mälsner Dorf BEFUNDE UND RESULTATE Der Leichenbrand wurde nach den im vorhergehen- den Kapitel beschriebenen Methoden untersucht. Mengenmässig handelt es sich um etwa 5000 Gramm Leichenbrand. Die Zusammensetzung, der Verbrennungsgrad, die Repräsentativität, Kriterien zur Alters- und Geschlechtsbestimmung sowie Be- sonderheiten sind im Katalog zusammengestellt. Die einzelnen Rubriken werden in der Folge zusam- menfassend kommentiert. Da sich die Fundorte von Gräbern und Streufun- den teilweise überlagern, kann nicht ausgeschlos- sen werden, dass Streufunde zum Inhalt der Gräber gehören könnten und umgekehrt. Eine beweis- führende Fragmentanpassung konnte aber (v. a. aus zeitlichen Gründen) nicht erzielt werden. Verbrennungsgrad In allen Gräbern fanden sich Leichenbrandteile mit Verbrennungsgrad II, III, IV und V. Die Gräber 3b, 6 und 13 enthalten ausserdem Fragmente mit Ver- brennungsgrad I. Jedesmal handelt es sich hier um Leichenbrandfragmente robuster und/oder männli- cher Individuen: Grab 3b Fund Nr. 4, Abstich 5/K8, enthält grosse Schädelfragmente Grab 6 Fund Nr. 14, Abstich 2, enthält grosse Langknochen-Fragmente Grab 13 Fund Nr. 36, Abstich 5/K7, enthält grosse Langknochen-Fragmente Es ist denkbar, dass die Verbrennungsbedingungen bei diesen drei Kremationen ähnlich, die einzelnen Körperregionen jedoch unterschiedlichen Verbren- nungstemperaturen ausgesetzt waren. Die am Ver- brennungsort erzielten Temperaturen waren offen- bar nicht genügend hoch, um robuste Knochen voll- ständig zu verbrennen. Fragmentgrösse und Leichenbrandgewicht Die durchschnittliche Fragmentgrösse ist in zwölf Gräbern und Fundkonzentrationen sehr klein, in 
sieben Gräbern und Fundkonzentrationen klein bis sehr klein und in einem Grab (Grab 13) mittel bis klein/sehr klein. Die Fragmentgrösse hängt nicht of- fensichtlich mit der Robustizität der verbrannten Knochen zusammen. In allen Bestattungen stammt das grösste Fragment vom Schädel oder von den grossen Langknochen. Das Leichenbrandgewicht der Brandgräber und Fundkonzentrationen variiert von sechs bis 893 Gramm. Gräber mit Resten eines Individuums enthalten Leichenbrandgewichte von 61 bis 658 Gramm. Grä- ber, in denen sicher Reste von zwei bis drei Indivi- duen gefunden wurden, haben Leichenbrandge- wichte von 55 bis 893 Gramm. Vom Skelett erwachsener Frauen und Männer bleiben nach der Verbrennung durchschnittlich et- wa 1700 beziehungsweise 1800 Gramm Knochen- asche übrig.37 Grab 8 enthält beispielsweise Reste von drei Indi- viduen und hat ein Leichenbrandgewicht von 893 Gramm. Aus Grab 13 sind 658 Gramm Leichen- brand eingesammelt worden und es gibt hier kei- nerlei Anzeichen, dass es sich um die Reste von mehr als einem Individuum gehandelt hätte. An- hand der Gewichtszahlen kann somit nicht unter- schieden werden, ob es sich um Einfach-, Doppel- oder Mehrfachbestattungen handelt. Die Gewichte liegen in jedem Fall unter den Er- wartungswerten, sodass davon ausgegangen wer- den muss, dass nach der Kremation nicht der ge- samte Leichenbrand zur Bestattung kam. Der Anteil an Schädelfragmenten verglichen mit dem Leichenbrandgewicht pro Grab, unabhängig von der Mindestindividuenzahl, variiert von sieben bis 33 Prozent und gibt keine direkten Hinweise auf Einzel- oder Mehrfachbestattungen. Aus diesen Be- funden ergeben sich folgende Fragen: Wurde von den Angehörigen, welche das Bestattungsritual voll- zogen, der gesamte Leichenbrand auch bestattet? Wurde bei der Grabung der wirklich vorhandene Leichenbrand erkannt und auch geborgen? Da, wie schon an anderer Stelle erwähnt, die Abstiche über das ganze Areal nicht den Abstichen in den Gräbern entsprechen, ist nur schwer zu beurteilen, ob hier 186
	        

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