Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2005) (104)

torum>.26 Der Index war das Verzeichnis der verbo- tenen Bücher. Er erschien erstmals 1559, nachdem kirchliche Bücherverbote bereits seit dem Jahr 400 - erstmals gegen Schriften des Origenes - erlassen worden waren.27 Der <Index Librorum Prohibi- torum> betraf vorrangig häretische Schriftsteller und Werke. Er wurde erst 1966 unter Papst Paul VI. in seiner bindenden Form abgeschafft.28 Betroffene Autoren wurden nicht selten verfolgt, eingesperrt und hingerichtet. Der Index stand in engem Kontext mit der Inquisition. Auf dem Konzil von Trient im Jahr 1546 folgten scharfe Angriffe gegen die Drucker. Das tridentinische Konzil stand im Zeichen der Auseinandersetzung mit der Refor- mation. Die Reformatoren Luther und Zwingli hat- ten 1522 bis 1534 Bibelübersetzungen in deutscher Sprache herausgebracht, die grössere Verbreitung fanden.2'' Mit dem in Wildhaus geborenen Schwei- zer Ulrich (Huldrych) Zwingli (1484-1531), dessen Wirkungsschwerpunkt in Zürich lag, betrat auch eine reformatorische Kraft aus unmittelbarer Nachbarschaft des späteren Liechtenstein die reli- gionsgeschichtliche Bühne.30 Zwingli lehnte noch stärker als dessen Zeitge- nosse Luther (1483-1546) den Ablasshandel ab und forderte grundlegende Reformen in der Kirche. Er schaffte das Zölibat ab, verbannte die Bilder aus der Kirche und führte die Lehre zurück auf das Evangelium und die Bibel, die er konsequenterwei- se auf Deutsch übersetzt hatte (Zürcher Bibel). Die katholische Kirche wurde als Mittlerinstanz zwi- schen Gott und den Gläubigen als überflüssig ange- sehen, die Autorität entsprechend untergraben und der Bibelauslegung waren neue Wege geöffnet. Die Inquisition ging bis zum Beginn des 19. Jahrhun- derts vehement gegen die Protestanten vor. Die In- quisitionsbehörde wurde 1908 in das <Sanctum Of- ficium), 1965 in die <Kongregation für Glaubens- lehre) umgewandelt.31 Wie hartnäckig die Weltsicht der katholischen Kirche insbesondere auch in Liechtenstein gewirkt hat, kann etwa dem Umstand abgelesen werden, dass der Vorsitzende des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Kanonikus Johann Baptist Büchel, im Jahrbuch von 1922 gegen die 
als «Affentheoretiker» bezeichneten Darwinianer wetterte und die Menschheitsgeschichte bibelge- treu auf 6000 Jahre reduzierte.32 REFORMATION UND RAUERNKRIEG Die Reformationsbewegung führte zu einem er- starkten Selbstbewusstsein der Bauern, die unter Steuern, Zinsen, Zöllen, Frondiensten und Leibei- genschaft litten. Nach Kaiser gab die Bürgerschaft von Chur 1524 keinen Zehnten mehr ab und hob die geistliche Immunität auf. Die Bewegung der Wiedertäufer galt als besonders staatsgefährlich, da sie «alle Obrigkeit für überflüssig erklärte und Gemeinschaft der Güter lehrte.»33 Im Bauernkrieg von 1525 brach die Unzufriedenheit grossflächig offen aus, nachdem es im Reich schon seit mehr als hundert Jahren immer wieder zu lokalen Aufstän- den gekommen war. Ein Zentrum des Aufstandes, welcher weite Teile Deutschlands betraf, lag auch in Oberschwaben nördlich des Bodensees, also nicht weit vom heutigen Liechtenstein entfernt. Vaduz und Schellenberg waren wohl nicht blutig in die Bauernkriege involviert. Ein Grund dafür könnte gewesen sein, dass nach dem Schwaben- krieg von 1499 das heutige Liechtenstein in eine Randlage geraten war. Der Schwabenkrieg war eine Auseinandersetzung zwischen dem Schwäbi- schen und dem Eidgenössischen Bund um die Vor- herrschaft im eidgenössisch-habsburgischen Grenz- gebiet.34 Eine bedeutende Schlacht fand am 12. Fe- bruar 1499 bei Triesen statt, sodass das Gebiet der Grafschaft Vaduz in die grossräumige Konfliktlage einbezogen wurde und auch die Bevölkerung wohl mehr als nur eine Ahnung von den Hintergründen der Geschehnisse hatte.33 Der Schwabenkrieg fand in der ablaufenden Herrschaftszeit der Freiherren von Brandis statt. Die 1510 nachfolgenden Herrscher waren die im badischen Klettgau angesiedelten Grafen von Sulz, wodurch eine direkte Herrschafts- beziehung zwischen Vaduz/Schellenberg und dem süddeutschen Raum hergestellt war. Kindle interpretiert den bäuerlichen Aufruhr in den Landschaften Vaduz und Schellenberg im Jahr 144
	        

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