Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2004) (103)

ja selbstverständlich, dass der Vorsitzende ihm Ge- legenheit geben würde, ein Wort zur Verteidigung dieser Leute zu sagen, denen über den Tod hinaus Unrecht getan werde. - Der Vorsitzende ersucht die Verteidigung, sich auch bei ihren Ausführungen im Rahmen dessen zu halten, was die Verhandlungen ergeben haben.» Der ganze Rest des Tages gehörte darauf-bis auf eine kurze Replik des Staatsanwalts am Schluss - den Verteidigern der Täter und ihren Plädoyers. «Die Verhandlungen werden um 19.30 Uhr geschlossen».35 HOFFEN UM NICHT ZU VERZWEIFELN: DIE STIMME DER ROTTER Der Zusammenbruch des Theaterkonzerns der Brü- der Rotter ist nie Gegenstand eines eigenen Verfah- rens geworden. Zwei Wochen vor dem Entführungs- drama auf Gaflei schrieb Fritz Rotter seinem Schwa- ger Dr. med. Albert Ullmann, dem Mann seiner Schwester Ella, aus Liechtenstein nach Berlin: «Jahrelang haben wir gearbeitet, gesorgt und uns ge- opfert, bis wir selbst physisch, psychisch und wirt- schaftlich zusammengebrochen sind;... und dass wir hier alleinstehen, abgeschlossen, verbannt und ohne jede Existenzmöglichkeit. ... Wir haben fast keine Fühlung zu Berlin, und wir wollen nur hoffen, dass die aufgebauschten Nachrichten bei sorgfältiger Prü- fung der gesamten wirtschaftlichen Verhältnisse und auch der unsrigen sich als völlig übertrieben, grund- los und von übelwollender Seite inspiriert heraus- stellen werden».36 Fritz Rotter und sein Schwager Dr. Ullmann unter- hielten kühle Beziehungen. Fritz Rotter schrieb ihm daher: «... [S]ie scheinen sich des Ernstes der Lage nicht bewusst zu sein. Es ist schwer, wenn man er- lebt, wie 20jährige aufopfernde, unermüdliche Ar- beit in wenigen Tagen zerstört wird von Leuten, die nichts davon haben und sich selbst nur schädigen. Noch schwerer ist es, dann noch auf die Zukunft zu hoffen. Aber das muss man ja, wenn man nicht ver- zweifeln will.»
	        

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