Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2003) (102)

Juno Lacinia-Tempels bei Agrigent»160 (Abb. 25), ist der Hintergrund nebensächlich geworden. Die «Ruine des Concordia-Tempels bei Agri- gent» (Abb. 23) ist gegenüber den vorherigen Kom- positionen sehr nah herangerückt. Waldmüller ver- ringerte die Entfernung vom Vordergrund zum Tempel durch den abfallenden Mittelgrund wesent- lich. Es scheint, als ob das alles heranziehende Raumempfinden der Landschaften des Salzkam- mergutes der 1830er Jahre noch einmal Ausdruck fände. Der Vergleich mit dem fünf Jahre früheren Taor- mina-Bild zeigt, wie sehr sich bei Waldmüller die Auffassung von Licht durch die südliche Sonne ver- ändert hat. Das weiche Abendlicht fasst nun klein- ste Flächen zu grösseren Einheiten zusammen, be- leuchtet die Landschaft als Ganzes, ohne jedoch einzelne Details im Gesamteindruck verschwinden zu lassen. Die Reisen nach Italien hatten, wie Waldmüller selber erkannte, grossen Einfluss auf sein Werk.16J In den Sizilien-Bildern, den letzten Zeugnissen der Italienreisen, kündigt sich bereits das Lichtempfin- den der späten Wienerwaldlandschaften an. Sie stehen damit am Übergang von der Reifezeit des Künstlers zu seinem Spätwerk.1(12 Neben ihrer künstlerischen Bedeutung sind die Sizilien-Bilder auch die spätesten Werke Waldmül- lers, die Fürst Johann II. in der Galerie Liechten- stein ausgestellt hatte. Unter den Italienbildern der Wiener Biedermei- ersammlung durften einige Beispiele von Rudolf von Alt natürlich nicht fehlen. Er unternahm hin und wieder eine Reise in das für die Schönheit sei- ner Bauten und seiner Landschaft so berühmte Land. Er liebte Italien über alle Massen - «Rom, Venedig, Stephansdom, das war seine Welt gewe- sen»H>3 - und letztlich war es dieses Land, das auch seine künstlerische Entwicklung prägte. Alts erklärte Vorbilder seiner Zeit waren der vie- le Jahre in Italien lebende Künstler Joseph Rebell (1787-1828) wie auch Thomas Ender (1793-1875), auf den das Italienerlebnis einen nachhaltigen Ein- druck gemacht hatte.iM 
Im Jahr 1835 unternahm Alt in Begleitung sei- nes Vaters seine erste Italienreise. Diese Reise lie- ferte wichtige Inspirationen für das Werk des 23- jährigen Künstlers. Die Route verlief über Venedig und Verona nach Bologna und Rom.165 In diesem Jahr entstand die Ansicht von «Tivoli»166 (Abb. 26), die Fürst Johann II. in der Galerie ausgestellt hatte. Wiederum bemüht, die Ausstellung dergestalt zu präsentieren, dass die Wiener Biedermeierkünstler entweder in ihrer ganzheitlichen Entwicklung oder wenigstens mit Inkunabeln ihrer Entwicklung und wichtigen Hauptwerken zu sehen waren. Während dieser Italienreise im Jahr 1835 ent- deckte Alt sein Talent für die Architekturmalerei. Eine Gabe, die seine spätere Laufbahn als Künstler entscheidend beeinflusste und die ihm von den Fürsten von Liechtenstein viele Aufträge bescherte. Er war befähigt, ohne jede perspektivische Kon- struktion oder Vorzeichnung die Bauwerke zu er- fassen und in sicherer Zeichnung und grösster De- tailgenauigkeit wiederzugeben.167 Ein Beispiel von Alts Können ist das Aquarell «Domplatz in Como»168 (Abb. 27). Der Maler nahm in dieser Architekturdarstellung den Domplatz, der an einer Längsseite durch den Dom Santa Maria Maggiore, den Broletto und den Torre del Comune begrenzt wird, auf. Neben der Domfassade mit den figurengeschmückten Strebepfeilern trägt die weiss und grau inkrustierte Fassade des Broletto zur cha- rakteristischen Vielteiligkeit bei, die Alts Werke im- mer auszeichnet. 160) um 1845; Öl auf Holz. 31 x 39 cm. 161) Krapf, S. 82. 162) Baumstark 1983. S. 64. 163) Koschatzky 1989 (wie Anm. 44), S. 14. 164) Koschatzky, Walter: Die Künstlerfamilie Alt in Biedermeier und Vormärz. In: Kat. Ausst. Wien. 1988, S. 172. - Im Folgenden zitiert als: Koschatzky 1988. 165) Koschatzky 1989, S. 151. 166) 1835; Aquarell, 27 x 37,5 cm. 167) Koschatzky 1989. S. 152. 16S) Aquarell. 27,9 x .36,1 cm. 38
	        

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