Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2003) (102)

HISTORISCHER VEREIN FÜR DAS FÜRSTENTUM LIECHTENSTEIN 2002 welche die Rolle der Schweiz im Zweiten Weltkrieg untersuchte - ist Spezialist in Fragen zur Wirt- schaftsgeschichte sowie zum späten Mittelalter. Er hat sich mit dem Lebensraum der Alpen intensiv auseinandergesetzt. Professor Bergier berichtete dem Publikum in freier Ansprache über die Ge- schichte des Alpenraums und schilderte dabei auch seinen persönlichen Zugang zum Thema. Einige Grundzüge seines Referates seien untenstehend kurz skizziert. Dass sein Vortrag auf reges Interesse stiess, belegte die stattliche Zahl der Zuhörerinnen und Zuhörer, die eigens zum Anhören dieses Refe- rates nach Balzers gekommen waren. Auf der Suche nach der Geschichte der Alpen hob Professor Bergier drei Dimensionen hervor: Die Al- pen als durchquerter Raum, als erlebter Raum und als von der Ebene aus wahrgenommener Raum. Seit der Jungsteinzeit wurden die Alpen auf Han- delswegen durchquert. Im Mittelalter lag der Vorteil der Passstrassen darin, dass die benötigte Wegzeit besser abgeschätzt werden konnte im Vergleich zum unsicheren Seeweg. Wesentlich später dann, im Zweiten Weltkrieg, nutzten die Deutschen den Landweg über den Simplon und den Gotthard, da der Seeweg für den Transport von Kohle nach Itali- en blockiert wurde. Die Geschichte der Alpen als Lebensraum war bis vor 30 Jahren noch wenig erforscht. So fiel das In- teresse verhältnismässig spät auf die kollektiven Or- ganisationsformen in den Alpen, welche das Überle- ben der Bergbewohner/innen ermöglichten. Die ex- tensive Viehzucht hing von der Bewässerung der Wiesen ab. Um den Zugang zu Wasser rechtzeitig zu gewähren, wurden neben den technischen Innova- tionen neue rechtliche Organisationsformen benö- tigt. Der Hunger der Städte brachte die Bergbevöl- kerung mit den Produkten Käse und Fleisch in eine Machtposition. Das Salz für die Käseproduktion kam aus Nordafrika, was die weite Vernetzung der Alpen im Mittelalter verdeutlicht. Sodann widmete sich Professor Bergier verschie- denen Reisebeschreibungen sowie dem oftmals verklärenden Blick «von aussen» beziehungsweise dem Blick «von unten». Vor der Eroberung der Al- pen durch die Touristen ab dem Ende des 18. Jahr-hunderts 
hatte es nur wenige Reisebeschreibungen gegeben. Doch schon im 16. Jahrhundert wurden die Alpen mit «frischer Luft» und ebenso mit «Frei- heit» assoziiert. Im 17. Jahrhundert hingegen herrschte das Bild von Kälte sowie die Angst vor den Wölfen vor. Im darauf folgenden 18. Jahrhundert wurde die Bergwelt wiederum besungen und auch romantisch verklärt. Diese «Sicht von unten» stand im Gegensatz zur Lebenswelt in den Bergen, die oft- mals von Armut und daraus resultierender notwen- diger Emigration bestimmt wurde. Im ersten Kon- takt mit den «groben Bauern» fanden sich in der Folge viele Touristen enttäuscht. Der romantische Blick «von aussen» könne sich durch Konfrontation 249
	        

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