Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2003) (102)

Die Sammlung der Wiener Biedermeiermalerei Es hat sich bereits gezeigt, dass die Hauptkünstler der Wiener Biedermeiermalerei zu Lebzeiten eine direkte Beziehung zum Hause Liechtenstein, das heisst zu Fürst Alois IL, gehabt hatten. Dieselben Künstler waren auch unter Johann mit mindestens einem Dutzend Werken in der Galerie Liechten- stein vertreten. Dennoch zeigte Johann diese Bil- der, entstanden im Auftrag seines Vaters Alois, in der Galerie nicht. Soweit das Erwerbungsjahr er- halten ist, findet sich kaum ein Datum vor 1858, dem Jahr des Regierungsbeginns Johanns IL84 Der Fürst stellte hauptsächlich von ihm selbst erworbe- ne Werke aus. Zwei der wenigen Ausnahmen sind die Ölskiz- zen zu den beiden monumentalen Herrscherpor- träts von Amerling - «Fürst Alois II. im Ornat des Ordens vom Goldenen Vlies»85 (Abb. 9) und «Fürst Johannes II. von Liechtenstein als Kind auf einem Schimmelpony»86 (Abb. 10). Allerdings hat er die ausgeführten Gemälde schlussendlich dem Publi- kum vorenthalten. Die Kindergenres der Prinzen und Prinzessin- nen Liechtenstein von Peter Fendi waren genauso wenig ausgestellt wie sämtliche Aquarelle der An- sichten und Interieurs der liechtensteinischen Schlösser und Paläste von Rudolf von Alt. Eine ein- zige Ausnahme machte der «Schlosshof von But- schowitz».87 Auch Josef Höger, ständiger zeichnender Beglei- ter der Familie Liechtenstein, war nur mit zwei Öl- bildern in der Sammlung vertreten, die von Johann erst nach Högers Tod gekauft wurden.88 Am deutlichsten veranschaulichen die Bilder Ferdinand Waldmüllers diese Abgrenzung zwi- schen privatem Besitz und öffentlicher Ausstellung. Alois II. hatte von Waldmüller zeitlebens kein einzi- ges Werk gekauft, dennoch war er mit 13 Werken in der Ausstellung Johanns einer der am besten vertretenen Biedermeiermaler. 
Es ging Johann in der Auswahl der gezeigten Werke nicht darum, seinen gesamten Kunstbesitz zu präsentieren, vielmehr folgte er einem sich in der ganzen Galerie widerspiegelnden Sammlungs- konzept nach entwicklungsgeschichtlichen und er- gänzenden Aspekten. Familiäre Erinnerungsstücke hatten hier keinen Platz. Ordnet man die Gemälde des Sammlungsbestan- des einzelnen Gattungen zu, so zeigt sich, dass bei- nahe die Hälfte der Bilder Landschaftsbilder sind. Die andere Hälfte teilt sich in Genremalerei und Bildnisse auf. Letztere können nicht immer eindeu- tig unterschieden werden, da das Wiener Bieder- meier sowohl einfigurige Genrestücke als auch genrehafte Bildnisse liebte, die thematisch ineinan- derfliessen. 84) Vgl. Anhang. S. 76-79. 85) Öl auf Leinwand auf Holz, 31 x 20 cm. 86) Öl auf Leinwand auf Karton, 33 x 24 cm. 87) 1841; Aquarell. 34.5 cm x 43,5 cm. Das Blatt stammt nicht aus dem Familienbesitz, sondern wurde von Johann IL im Jahr 1917 erworben. Wilhelm 1976, S. 36. 88) Vgl. Anhang, S. 77. 20
	        

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