Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2003) (102)

Zur Baugeschichte PETER ALBERTIN Wohnhaus, Südostansicht um 1900 
Am sanften, nordwestgerichteten Abhang oberhalb Schaans an der Strasse nach Planken liegt das Gehöft Gamander75 in weitem, hochstammbestock- tem Wiesland und strahlt in sorgfältig unterhalte- ner, herrschaftlicher Architektur barocker Prä- gung. Die einst mit einer Hofmauer umfriedete An- lage umfasst das repräsentative Wohnhaus für eine bis zwei Familien und eine vorerst sehr voluminöse Stallscheune, letztere deutet auf intensiven Getrei- debau und Viehwirtschaft mit ausgeprägter Stall- haltung. Stallhaltung galt im frühen 18. Jahrhun- dert als revolutionäre Landwirtschaftsform. Gleich oberhalb der Gebäulichkeiten führt ein historischer Verkehrsweg «Obere Reichsstrasse» von Nendeln über Dux - Vaduzer Oberdorf - Schloss Vaduz - Meierhof - Triesner Oberdorf nach Balzers und verband einst die Kultur- und Wirt- schaftszentren Deutschlands und Italiens. Es scheint, der Gamanderhof sei auf diesen in der Kolleffelkarte von 1756 (siehe Ahb. S. 200) noch als bedeutende Verkehrsachse eingetragenen Weg aus- gerichtet - der Weg verlor jedoch im ausgehenden 18. Jahrhundert nach dem Ausbau der «Unteren Reichsstrasse» Nendeln - Schaan - Vaduz seine Be- deutung. Nur fünf Jahre vor dem Bau des Gaman- derhofes entstand auf Dux an Stelle einer älteren die heutige Kapelle. Der 1721/22 d entstandene Hof Gamander stellt den einzigen erhaltenen, in barocker Art geplanten und erstellten Herrenhof Liechtensteins dar. Das Baudatum ist durch Rentamtsabrechnungen und die Jahrzahl 1720 i auf den beiden Wetterfahnen des Wohnhausdaches belegt. Zudem zeichnete der Lindauer Geometer Johann Jakob Heber die Anla- ge 1721 in Grundrissen und Ansichten und überlie- ferte uns das Wissen um Gestaltung, Funktion und Nutzung der Hofgebäude - Bauabrechnungen und insbesondere Planzeichnungen derart früher länd- licher Bauten sind eine besondere Seltenheit und bezeugen die fürstliche Bauherrschaft und die da- malige aussergewöhnliche Bedeutung des Hofes (siehe Ahb. S. 208). Die dendrochronologische Datierung diverser Bauhölzer verweist die Ausführung der Bauarbei- ten in die Jahre 1721 und 1722 - als fürstlicher 214
	        

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