Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2003) (102)

einem Schilling des Basler Bischofs Johann Kon- rad II. von Reinach-Hirzbach (Nr. 46, 1727) sowie einem nicht präzise datierbaren Zürcher Rappen (Nr. 138), der sich indes über seine nidwaldneri- schen Imitationen auf die Zeit zwischen 1725 und 1730 eingrenzen lässt."2 Damit laufen jene Münzreihen kleiner und klein- ster Münzherrschaften aus, die bezeichnend waren für die buntscheckige Zusammensetzung des Klein- geldes im späten Mittelalter und in der Frühen Neuzeit; um die Mitte des 18. Jahrhunderts macht sich der Konzentrationsprozess auf wenige grosse Münzstätten klar bemerkbar - allerdings soll Goethe gelegentlich seines Aufenthaltes in Vaduz im Jahre 1788 noch mit Churer Geld bezahlt ha- ben.113 Für all diese wie auch die noch folgenden Kleinmünzen des 18. Jahrhunderts ist sogar anzu- nehmen, dass sie bis weit in das 19. Jahrhundert hinein im Umlauf anzutreffen waren.114 Die süd- und mitteldeutschen Münzen dieser Zeit vom Benderer Kirchhügel lassen sich überwie- gend bedeutenden Münzherrschaften zuordnen: Da wären drei Münzen der Kurpfalz aus Mannheim beziehungsweise Heidelberg (Nr. 110, 1728; Nr. 111, 1765; Nr. 112, 1773), ferner ein Kreuzer der Land- grafschaft Hessen-Darmstadt (Nr. 76, 1723) - also des späteren Grossherzogtumes Hessen -, sowie ein Kreuzer des Markgrafen Karl Friedrich von Ba- den-Durlach (Nr. 45, 1751) - also des späteren Grossherzogs von Baden. Hinzu kommen kupferne Heller und Pfennige der Handelsmetropolen Augs- burg (Nrn. 41, 42; 1805; Nr. 43, 1786; Nr. 44, 1803) und Frankfurt (Nr. 70, 1793). Indes fallen die drei Münzen (Nrn. 122-124) des Herzogs Ernst Friedrich III. Karl von Sachsen-Hild- burghausen aus diesem Rahmen heraus. Das Her- zogtum Sachsen-Hildburghausen war eines jener sieben Splitterterritorien, welche die sieben Söhne Herzog Emsts des Frommen von Gotha nach des- sen Tod im Jahre 1675 gegründet hatten. Die Volkswirtschaft dieses Zwergstaates konnte die Re- präsentationsbedürfnisse seines mit einer däni- schen Prinzessin verheirateten Herzogs nicht tra- gen, hinzu kamen die Belastungen durch den Sie- benjährigen Krieg; sooft Ernst Friedrich seinen 
Vertrauten auf die Staatsfinanzen ansprach, pflegte dieser zu antworten: «Bei Gott, Durchlaucht, kein Pfennig im Säckel». Der Herzog griff daraufhin zu abenteuerlichen Massnahmen der Geldbeschaf- fung: Während sich die Einstellung eines Alchimi- sten nicht amortisierte, füllte schliesslich das mas- senhafte Ausbringen minderwertigen Geldes den Säckel wieder.115 Deshalb kommen Hildburghauser Kleinmünzen in weit grösserem Umfang vor, als es die tatsächliche Bedeutung dieses Herzogtums rechtfertigte. Seit der Zeit Maria Theresias und insbesondere in den letzten Jahren des Alten Reiches setzte sich schliesslich österreichisches Kupfergeld aus ver- schiedenen Münzstätten der habsburgischen Lan- de als wichtigster Bestandteil des Kleingeldver- kehrs durch. Im Benderer Fundgut finden sich Mün- zen der Münzstätten Wien (Nr. 100, 1765; Nr. 101, 1781), Schmöllnitz (Nr. 102, 1790) und Hall (Nr. 103, 1800; für die Grafschaft Görz: Nr. 104, 1797; Nr. 105, 1798). Die beiden in Günzburg geprägten Münzen der österreichischen Vorlande (Nr. 108, 1777; Nr. 109, 1803) waren nicht nur im benach- barten Vorarlberg und den habsburgischen Territo- rien Südwestdeutschlands Landeswährung; darü- ber hinaus besass das vorderösterreichische Geld in ganz Schwaben den Charakter einer Leitwäh- rung.116 Auch im 18. Jahrhundert hinterliess Italien mit einem päpstlichen Quattrino aus Ravenna (Nr. 140, 1740-1758) einen Akzent auf dem Benderer Kirch- hügel. Nicht auszuschliessen ist, dass der eine oder andere der zahlreichen Benderer, die im 18. Jahr- hundert als Soldaten in auswärtigen Diensten - nicht zuletzt in Italien - standen, fremde Münzen nach Bendern und ins weitere Alpenrheintal brachten.117 Die Hauptverdienstquelle der Bende- rer Bevölkerung stellte bis in das 20. Jahrhundert indes die Landwirtschaft dar.118 116
	        

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