Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2003) (102)

DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN HARALD RAINER DERSCHKA DIE FUNDMÜNZEN DES FRÜHEN UND HOHEN MITTELALTERS Der numismatische Befund unterstreicht den Ein- druck der frühen Bedeutung Benderns: Mit je ei- nem Denar Karls des Grossen und Ludwigs des Frommen aus dem Kircheninneren (Nrn. 1, 2) ka- men hier die ältesten und bislang in weitem Um- kreis einzigen karolingerzeitlichen Münzen im Rheintal zutage. Der Denar Karls des Grossen gehört einem Typ an, den Philip Grierson mit der Münzreform von 793/94 in Verbindung bringt (Klasse 3) und der nach seinen subtilen, aber sehr hypothetischen Überlegungen bis 806 geprägt wor- den sein könnte;47 neuerdings hält Grierson eine Prägezeit bis 812 für wahrscheinlicher.48 Für den Denar Ludwigs des Frommen wird ein Prägezeit- raum von 822/23 bis 840 angenommen.49 Weitere karolingerzeitliche Fundmünzen aus dem Alpenrheintal liegen in Gestalt eines Hortfun- des vor, der im Vorarlberger Landesmuseum zu Bre- genz verwahrt wird und wahrscheinlich um 1868/ 69 in Lauterach geborgen wurde.50 Er setzt sich aus 14 mailändischen Denaren und einem pavesischen Denar Lothars I. (840-855) sowie je einem mailän- dischen Denar Berengars I. (902-915) und Ottos I. (962-973) zusammen. Für den Benderer Denar Karls ist Pavia als Münzstätte durch die Reversum- schrift gesichert, für den Denar Ludwigs immerhin möglich. Trotz der geringen Fundmenge zeichnet sich demnach ab, dass das Alpenrheintal im 9. Jahr- hundert vorwiegend von Münzstätten des italieni- schen Reichsteils her mit Geld versorgt wurde; ein Befund, der durch die Untersuchungen von Jose 36) Bündner UB II, Nr. 518, S. 30-32; hier S. 31. - LUB 1/1. Nr. 17, S. 68-69. 37) Biindner UB II, Nr. 574. S. 72. - LUB 1/1. Nr. 21. S. 78-79. - Helbok. Regesten. Nr. 338, S. 165. 38) Bündner UB II, Nr. 580. S. 74-75. - LUB 1/1. Nr. 22. S. 80-81. - Helbok, Regesten, Nr. 342. S. 167-168. - Zu St. Hilarien: Hippen- meyer. St. Luzi, S. 267-270: Mayer, St. Luzi, S. 37-39; Backmund, Monasticon Praemonstratense, S. 52-53. 39) Bündner UB II, Nr. 623. S. 126. - Helbok, Regesten, Nr. 358, S. 174-175. 
40) Bündner UB II, Nr. 878. S. 328-329. - LUB 1/1, Nr. 39, S. 104. - Helbok, Regesten, Nr. 449. S. 212. 41) Bündner UB II, Nr. 977, S. 403-404. - LUB 1/1, Nr. 47, S. 115 (die Datumsangabc lautet: anno domini MoCCoLXoVo II idus iulii. Perret bezieht die II statt auf die idus iulii auf die .lahresangabe und kommt so auf 1267 als Datum, was aber die unwahrscheinlichere Lesart darstellt, da man in diesem Fall Ilo erwarten würde). 42) Jedenfalls erwähnt Büchel, Bendern, S. 11, eine diesbezügliche Notiz im Pfarrarchiv Bendern. Wenn die Schelienberger denn tatsächlich einen derartigen Zugriff auf die Benderer Kirche hatten, kommt dafür kaum ein anderer Zeitraum als die Jahre zwischen 1251 und 1265 in Frage. 43) Man vermutet den ursprünglichen Sitz der Schelienberger im oberbayerischen Tölz. Im Alpenrheintal sind seit 1220 Heinrich und Konrad von Schellenberg als Churer Domherren belegt. Trotz der bruchstückhaften Überlieferung für die spätstaufische Zeit unterstellt Büchel, Johann Baptist: Geschichte der Herren von Schellenberg 1. In: JBL 7 (1907), S. 5-101; hier S. 26. dem Marquard von Schellen- berg ein prostaufisches Engagement (wobei er allerdings die Identifi- zierung dieses Marquard für problematisch erachtet). Büchels Vermutung besitzt Plausibilität. zumal es Rudolf von Habsburg gelang, den alten Stauferanhang an sich zu binden; vgl. Martin, Thomas Michael: Die Städtepolitik Rudolfs von Habsburg. Göttingen, 1976. (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte. Bd. 44). S. 82. - Eine kurze Charakteristik der Schelienberger bei Merz. Walther; Hegi, Friedrich: Die Wappenrolle von Zürich. Ein heraldisches Denkmal des vierzehnten Jahrhunderts in getreuer farbiger Nachbildung des Originals mit den Wappen aus dem Hause zum Loch. Zürich, 1930, S. 56-57. 44) Zum Vorgang vgl. Derschka. Ministerialen, S. 404-410. 45) Dass unter den Gefährten Konradins, welche Karl von Anjou 1268 gemeinsam mit diesen hinrichten liess, auch ein Schelienber- ger gewesen sei, gehört jedoch ins Reich der Legende. Hampe, Karl: Geschichte Konradins von Hohenstaufen. Leipzig, 1940, S. 320. 46) Mayer, St. Luzi, S. 84-86: Büchel, Bendern, S. 13. - Zum Über- gang vom Spätmittelalter zur Reformationszeit vgl. Klee Gross. Doris: Die Pfarrei Bendern an der Wende zur frühen Neuzeit. Eine Landpfarrei im Spannungsfeld herrschaftlicher und kommunaler Interessen. In: Bausteine 1. S. 163-209. 47) Grierson, Charlemagne, S. 501-536; Tab. I auf S. 506, ferner ab S. 516 u. ab S. 524. 48) Grierson/Blackburn 1. S. 208-209. 49) Coupland, Simon: Money and Coinage under Louis the Pious. In: Francia 17/1 (1990). S. 23-54; hier S. 35. 50) Zäch. Alpenrheintal; Nr. 5. S. 233; dazu S. 213. 99
	        

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