LIECHTENSTEINISCHES LANDESMUSEUM 2001 die unabdingbare Voraussetzung für seinen Da- seinszweck, die Vermittlung ihrer Aussagen im hi- storischen Kontext und Umfeld an die Öffentlichkeit (vgl. Friedrich Waidacher: Handbuch der Allgemei- nen Museologie, Wien, 1993, S. 190 ff.). Oft sind es kleine, unscheinbare Dinge, die im Leben unserer Vorfahren aber von grosser Bedeu- tung waren und die - in den entsprechenden Sach- verhalt gestellt - Zeugen einer historischen Ent- wicklung werden. Durch Schenkungen und Ankäu- fe, die sich vor allem auf die kommenden Ausstel- lungen des Liechtensteinischen Landesmuseums ausrichten, konnten interessante und wertvolle Ob- jekte, darunter auch Unikate und gesuchte Raritä- ten verzeichnet werden, nicht nur im graphischen, kartographischen oder numismatischen Bereich, sondern auch aus der Zeit der Industrialisierung, aus Gewerbetätigkeit und Alltag, u.a. die Curta Re- chenmaschine Typ I, die Fotokamera Reflekta der Firma Contina Mauren sowie zwei Carena Filmka- meras derselben Liechtensteiner Firma. Von den weit mehr als hundert Eingängen sind zahlreiche Objekte gezielt für die künftigen Dauerausstellun- gen erworben worden. Besonders erwähnt sei der Rückkauf von rund 150 Münzen aus dem Bestand des Schellenberger Münzfundes, die damals, 1930/31, in Vorarlberger Privatbesitz gelangten. In der grafischen Sammlung konnte die Serie von Liechtenstein-Veduten (lithographische An- sichten der steirischen Städte, Märkte und Schlös- ser) in der Ansichtenfolge der sogenannten «alten Kaiser'schen Suite», Graz 1825/35 um vier Blätter ergänzt werden: Zwei Ansichten «Schloss und Markt Riegersburg», eine Ansicht «Schloss Lim- berg bei Schwanberg» und eine Ansicht «Schloss Frauenthal bei Deutschlandsberg». Ein ganz aus- serordentlicher Zugang ist mit fünf gouachierten Aquarellen von Johanna Isser von Gaudenten- thurn, geborene Grossrubatscher (1802-1880) zu verzeichnen. Es handelt sich um die Ansichten der Felsenschlossruine Wechenstein bei Oberriet (1843 sowie 1834/59), der Schlossruine Blatten bei Ober- riet (1844/45), von Schloss Forsteck bei Salez (1842/45), und des St. Valentinsberges bei Rüthi SG (1848/59). In der graphischen Sammlung befinden
sich seit langem vier gouachierte Aquarelle mit den Ansichten von Schloss Gutenberg, Schloss Vaduz sowie den Ruinen Schalun und Schellenberg. Bis- lang war die Autorschaft dieser Ansichten unbe- kannt. Dank der Aquarelle mit Motiven aus dem benachbarten St. Galler Rheintal konnten diese erstmals und eindeutig der aus Innsbruck stam- menden Zeichnerin und Malerin Johanna Isser von Gaudententhurn zugewiesen werden. Für die seit langem im Aufbau befindliche Sammlung von Werken Liechtensteiner Kunst- schaffender konnten neben einem aussergewöhnli- chen Werk des aus Planken stammenden Malers Hans Gantner «Erntebild» auch acht Arbeiten von Professor Ferdinand Nigg erworben werden, dar- unter mehrere Stoffdrucke aus seiner Hand. Als Geschenk durfte das Landesmuseum einen hand- gewobenen Bildteppich «Profile / Januskopf» des in Liechtenstein nicht unbekannten, aus Wien stam- menden Künstlers Peter Proksch (* 1935) entgegen- nehmen. Im kartographischen Bereich sei beson- ders der Zugang der grossformatigen grenzkolo- rierten Kupferstichkarte «Helvetia, Rhaetia, Valesia etc.» mit 52 Ortsansichten in der Kartenumran- dung von Heinrich Ludwig Muoss, Zug 1698, er- wähnt. Auch auf numismatischem Gebiet konnten verschiedene Lücken geschlossen werden. Über diese und weitere Neuzugänge gibt das nachfolgen- de Auswahlverzeichnis Aufschluss. Nur wer die Vergangenheit wirklich kennt, wird sich bemühen, für die Zukunft aus unserer Gegen- wart eine gute Vergangenheit zu machen. Mag. Gerd Bieget Direktor des Braunschweigischen Landesmuseums Hannover 267