Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2001) (100)

1901 BIS 2001: DIE ERSTEN HUNDERT JAHRE DES HISTORISCHEN VEREINS / KLAUS BIEDERMANN Zeit unter Dach aufhalten zu können. Dies umso mehr, weil wir ihnen auch die Möglichkeit geben möchten, während der Mittagspause die Speisen aufwärmen zu können . ,.»204 Die Firma wies im selben Schreiben darauf hin, dass die Raumüberlassung nur so lange erbeten würde, bis ein eigenes Fabrikgebäude errichtet sei. Der Vereinsvorsitzende Josef Ospelt antwor- tete: «Ihre sozialen Erwägungen beziehungsweise Ihre Fürsorge für Ihre Arbeiterinnen sind zweifel- los sehr anerkennenswert, doch glaube ich heute schon daraufhinweisen zu wollen, dass wir keiner- lei Raum zur Verfügung haben, wohin wir den be- trächtlichen Bücherbestand, der sich gegenwärtig in dem fraglichen Lokal befindet, verbringen könn- ten».205 In einem früheren Schreiben, datiert vom 24. September 1945, hatte der Verein die Regierung auf die Wichtigkeit dieses Raumes hingewiesen: Dieser Raum würde vom Verein «dringend benö- tigt», da hier der grössere Teil der Bibliothek unter- gebracht sei. Und der Raum müsse zugänglich blei- ben, für Vereinsmitglieder, aber auch für wissen- schaftliche Mitarbeiter; denn bei dieser Literatur handle es sich um «sehr wertvolle Veröffentlichun- gen, deren Kenntnis für gewisse Arbeiten Voraus- setzung ist».20'' Der Bau eines neuen Bankgebäudes in Vaduz löste schliesslich in den frühen 1950er Jahren die Raumfrage für den Historischen Verein, allerdings nur vorübergehend, wie die spätere Entwicklung zeigen sollte. Dank einer Vereinbarung zwischen der Regierung und der Liechtensteinischen Lan- desbank erhielt der Historische Verein Räumlich- keiten im oberen Stock des neuen Landesbank-Ge- bäudes. Er konnte dort seine Sammlungen neu ein- richten und ab 1954 konnten sie als erstes Landes- museum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.207 Infolge akuter Raumnot sah sich die Landesbank 1966 gezwungen, dem Verein die Räumlichkeiten wieder wegzunehmen. An der Vorstandssitzung vom 17. Mai 1966 wurde bekannt gegeben, dass die Direktion der Landesbank bei der Regierung 
den Vertrag für das Museumsgeschoss gekündigt hatte. Der Verwaltungsrat der Landesbank verlang- te im Sommer 1966 von der Regierung die baldige Räumung des Museumsgeschosses.208 Der Vorstand des Historischen Vereins war jedoch der einhelligen Auffassung, dass eine Räu- mung der belegten Lokalitäten nicht verantwortbar wäre, da anderweitig keine geeigneten Räume zur Verfügung standen. Eine Räumung würde deshalb einer Archivierung des Materials gleichkommen, und auch für diesen Zweck müssten zuerst geeig- nete Lagerräume geschaffen werden. Des weiteren befürchtete der Vereinsvorstand, dass bei einer 194) Protokoll der Ausschuss-Sitzung vom 14. März 1934. 195) Ebenda. 1961 Protokoll der Ausschuss-Sitzung vom 14. Juni 1935. - Der Billetblock ist abgebildet im Beitrag von Norbert W. 1 lasier über die Sammeltätigkeit des Vereins auf S. 254 in diesem Jahrbuch. 197) Der Fürst übernahm die Kosten dieser Sammlungsübertragung in Höhe von 130 Franken; vgl. Schreiben der Fürstlichen Kabinetts- kanzlei vom 10. September 1940 an den Vorsitzenden des Histori- schen Vereins (im Veroinsarchiv). 198) Ebenda. 199) Protokoll der Ausschuss-Sitzung vom 28. März 1940. 200) Protokoll der Ausschuss-Sitzung vom 9. Mai 1940. 201) Schreiben der Regierung an den Historischen Verein vom 14. September 1945. Der Regiorungsentscheid stützte sich auf einen Landlagsbeschluss vom 18. August 1945. 202) Schreiben des Vereinsvorsitzenden Josef Ospelt an die Regie- rung vom 9. Juli 1945. 203) Protokoll der Jahresversammlung vom 11. November 1945 in Vaduz. 204) Schreiben der «Neoliza» Zahnfabrik Aktiengesellschaft. Vaduz, vom 18. November 1946 an den Historischen Verein. 205) Schreiben des Vereinsvorsitzenden Josef Ospelt an die «Neo- liza» Zahnfabrik Aktiengesellschaft. Vaduz, vom 21. November 1946. Der Vereinsvorstand bestätigte Ospelts Haltung, was ein zweites Schreiben an die Zahnfabrik vom 25. November 1946 belegt. 206) Schreiben des Vereinsvorsitzenclen Josef Ospelt an die Regie- rung, 24. September 1945 (im Vereinsarchiv). 207) Siehe auch Beitrag von Norbert W. Hasler über die Sammel- tätigkeit des Historischen Vereins an anderer Stelle in diesem Jahrbuch. 208) Protokoll der Vorstandssitzung vom 17. Mai 1966. 59
	        

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