Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2001) (100)

1901 BIS 2001: DIE ERSTEN HUNDERT JAHRE DES HISTORISCHEN VEREINS / KLAUS BIEDERMANN Einleitung Runde Geburtstage sind immer Anlass für einen Rückblick und für eine Würdigung. Der Historische Verein für das Fürstentum Liechtenstein darf heuer auf die ersten 100 Jahre seines Bestehens zurück- blicken. Was an der Gründungsversammlung im Jahr 1901 als zartes Pflänzlein mit 45 Vereinsmit- gliedern begann, hat sich innert dieser ersten 100 Jahre zu einem stattlichen Verein mit gegenwärtig 860 Mitgliedern entwickelt. Mit den folgenden Aus- führungen versuchen wir, die wesentlichen Tätig- keiten und Impulse, die vom Historischen Verein in den ersten 100 Jahren seines Bestehens ausgingen, aufzuzeigen. Dabei wird auch auf einzelne Perso- nen, die den Verein gestaltet haben, ein Schlaglicht geworfen. Dies gilt vor allem für diejenigen Perso- nen, die zum Teil über mehrere Jahrzehnte im Ver- einsvorstand mitgearbeitet haben. Das Wirken der Vereinspräsidenten wird in einem eigenen Beitrag von Alois Ospelt an anderer Stelle in diesem Jahr- buch gewürdigt. Die Gründung des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein war die Folge eines kul- turellen Aufbruchs in Liechtenstein. Der freiheit- liche Geist der Verfassung von 1862 schuf den Rahmen für die Entfaltung des kulturellen Lebens in unserem Land. Lehrer, Priester und Ärzte be- mühten sich um bessere Schulen und Ausbildungs- möglichkeiten. Auch erste Presseorgane in Liech- tenstein förderten Bildung und Aufklärung: 1863 erschien erstmals eine «Liechtensteinische Landes- zeitung». Einige Jahre zuvor, 1847, veröffentlichte Peter Kaiser seine «Geschichte des Fürstenthums Liechtenstein». Es ist bis heute das wohl wichtigste Buch zur Geschichte unseres Landes geblieben. Damals befasste sich noch kaum jemand mit der wissenschaftlichen Erforschung Liechtensteins. Das nächste wissenschaftliche Buch legte 1879 der deutsche Gelehrte Hippolyt von Klenze vor: Es be- handelte «die Alpwirtschaft im Fürstentume Liech- tenstein». In den Jahren 1890 bis 1900 erschienen dann weitere Publikationen zur liechtensteinischen Landeskunde. Zudem blühte das Vereinsleben seit 1862 auf: Im kulturellen Bereich entstanden Ge- sangs- und Musikvereine, eine Theatergesellschaft, aber auch mehrere Lesevereine.1 
GRÜNDUNGSVERSAMMLUNG AM 10. FEBRUAR 1901 Damit waren wichtige Grundlagen bereits vorgege- ben, als am 10. Februar 1901 der Historische Ver- ein für das Fürstentum Liechtenstein gegründet wurde. An diesem Tag versammelten sich im Wirtshaus «Kirchthaler» in Vaduz 45 «Geschichts- freunde», welche sich zu einem Verein zusammen- schlössen, um «die vaterländische Geschichtskun- de zu fördern». Der Liechtensteiner Arzt Albert Schädler leitete diese Gründungsversammlung. Er begrüsste die Anwesenden und bemerkte, dass es zwar schon mehrere Vereine in Liechtenstein gebe, so zum Beispiel den landwirtschaftlichen Verein und den Viehversicherungsverein. Er fügte dem je- doch hinzu: «Der historische Verein werde ihnen keine Konkurrenz machen, denn sein Arbeitsgebiet sei ein anderes und sei bis jetzt noch ziemlich als Aschenbrödel behandelt worden, und doch sei es 1) Vgl. hierzu die Ausführungen von Paul Vogt in: Brücken zur Vergangenheit. Bin Text- und Arbeitsbuch zur liechtensteinischen Geschichte. 17. bis 19. Jahrhundert. Vaduz. 1990. S. 194-201. Die an der Gründungsver- sammlung genehmigten Statuten des Historischen Vereins für das Fürsten- tum Liechtenstein wurden vom Vereinsvorsitzenden Albert Schädler hand- schriftlich bei der Regie- rung hinterlegt. Kabinetts- rat Karl von In der Maur erteilte als Vertreter der Regierung seine Einwilli- gung zu den vorliegenden Satzungen. 31
	        

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