Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2001) (100)

KONZEPT DER KÜNFTIGEN DAUERAUSSTELLUNG DES LIECHTENSTEINISCHEN LANDESMUSEUMS / N. W. HASLER seumsszene in Bewegung geraten. Eine neue Mu- seologie erforscht das Verhältnis des Menschen zu seinem Natur- und Kulturerbe, reflektiert kritisch, stellt in Frage, sucht eine Erneuerung des altehr- würdigen Musentempels, gefolgt von einer erneu- erten Museographie, die eine lebendige, wenn im- mer möglich den Besucher miteinbeziehende Prä- sentation anstrebt und bemüht ist, nicht nur Objek- te zu zeigen, sondern Zusammenhänge zu vermit- teln. Wichtig ist der Wandel vom traditionellen, Ob- jekt-orientierten zu einem auf den Menschen und die Gemeinschaft ausgerichteten, ebenfalls mit pädagogischen Aktivitäten verbundenen Museum, das in seiner Ausstellung Themen in den Mittel- punkt stellt. Das Museum also verstanden als Ort, der den lange vernachlässigten dritten Bereich der Museumsarbeit, die Kommunikation, in den Vor- dergrund stellt, der Dinge zur Sprache bringt, wo Welt durch kritische Vermittlung gezeigt, erlebt und erfahren wird. Als eine Art Gegenbewegung ist allerdings für die 1990er Jahre schon wieder von einem <Zurück zu den Grundaufgabem die Rede! Im Hinblick auf den Pluralismus der modernen Ge- sellschaft kann das Ideal jedoch nie einseitig in ei- nem einzigen Museumstyp liegen. Es wird, auch in Zukunft das ganze Spektrum vom neu erweckten Objektmuseum des 19. Jahrhunderts, das emotio- nelle Sicherheit offeriert, über das hochspeziali- sierte Ein-Objekttyp-Museum, das didaktische Lernmuseum, das integrierte Gesamtmuseum, das regionale Kulturlaboratorium (Ecomuseum) und den mit vielen Attraktionen arbeitenden Museums- park bis zum total informatisierten, objektlosen und, nur Ideen konservierenden kybernetischen Da- tenbank-Museum geben».s Fürwahr, hohe Ansprüche werden an das Museum gestellt, es soll Ort der gemeinsamen Erinnerung sein, ebenso eine Brücke von der Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft (die Zukunft beginnt bekanntlich in der Vergangenheit!), ein Ort der Begegnung und der Kommunikation, ein Stu- dienort, ein Geschichtsbuch, ein Erzählort, eine Lernstätte, ein Erlebnisraum, ein Diskussionsfo- rum, eine Infothek, ein Kulturlaboratorium! 
Um zu wissen, mit welchen Wünschen und Er- wartungen der Besucher in das Museum kommt, muss man die Gründe und Motive kennen, weshalb er das Museum besucht. Auch davon gibt es eine ganze Bandbreite. Er kommt aus Neugier, Interes- se, Sammlerleidenschaft, zum Zeitvertreib oder aus Langeweile oder gar wegen des schlechten Wetters, er sucht Wissensvermittlung, Hintergründe und Vertiefung des Unterrichtsstoffes oder auch nur Unterhaltung. Die Liste wäre fortzusetzen, doch es stellt sich die Frage, was erwartet er vom Museum? Neben primär inhaltlichen Wünschen und Er- wartungen zum Ausstellung^- und Themenbereich des jeweiligen Museums sind es meist ganz allge- meine Bedürfnisse und Wünsche, denen Rechnung zu tragen ist. «Damit der Kopf frei ist, um Neues aufzunehmen - (der Besucher möchte aktiv in den Rundgang miteinbezogen werden) - ist es wichtig, die körperlichen und seelischen Bedürfnisse aller Museumsbesucher möglichst abzudecken.»9 Der Besucher sucht eine angenehme, ruhige und einla- dend wirkende Atmosphäre. Das Museum muss sich abwechslungsreich und vielseitig präsentie- ren, es sollen möglichst alle Sinne der Besucher an- gesprochen werden, neben Aktivzonen sind Ruhe- zonen von elementarer Bedeutung. 6) Ebenda, S. 103. 7) Martin R. Schärer: Sammeln - Bearbeiten - Ausstellen. Vom musealen Umgang mit Objekten der Volkskultur. In: Handbuch der schweizerischen Volkskultur, hrsg. von Paul Hugger, Bd. 1. Zürich, 1992, S. 37. 8) Ebenda, S. 37-42. 9) Michael Goop: Das Museum und seine Besucher. Praktische Tipps für kleinere und grössere Museen. Manuskript, September 2000, S. 4. - Vgl. auch: Friedrich Waidacher (wie Anm. 4), S. 220 IT. 365
	        

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