Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2001) (100)

FESTANSPRACHEN ZUM 100-JAHR-JUBILÄUM QUADERER / FRICK / OSPELT / RHEINBERGER Alfons Feger sie 25 Jahre später bezeichnete/1 ge- gründete Historische Verein hat diese Aufgabe von Anfang an als eine seiner Hauptaufgaben gesehen, dies vor allem im Zusammenhang mit der Publika- tion des Jahrbuches, das als eine stolze und lücken- lose Reihe von einhundert Bänden heute vor uns steht und damit selbst eine historische Leistung ersten Ranges darstellt. Schon früh empfand man das Bedürfnis, der Publikation von Quellen und Re- gesten eine systematische Form zu geben. Sowohl Schädler als auch Büchel, Vereinspräsident nach Schädlers Tod von 1922 bis 1927, betrieben diese Arbeit intensiv. Ein erster Versuch einer regionalen Zusammenarbeit wurde mit der 1915 ins Leben ge- rufenen «Historischen Kommission für Vorarlberg und Liechtenstein» gemacht, die mit für die dama- lige Zeit vergleichsweise grossem finanziellem Auf- wand installiert wurde und «der die Aufgabe zuge- dacht war, durch gemeinsame Arbeit das älteste Urkundenmaterial beider Länder festzustellen, zu verarbeiten und in <Quellen zur Geschichte Vorarl- bergs und Liechtensteins) zu veröffentlichen».7 Da- von erschienen zwischen 1920 und 1925 drei Lie- ferungen, reichend bis zum Jahre 1260, dann ver- siegten die Quellen. Das Unternehmen verlief im Sand. Ein neuer Anlauf wurde mit dem Liechten- steiner Urkundenbuch gemacht, das in den 1930er Jahren unter dem Vorsitzenden Fürstlicher Rat Jo- seph Ospelt auf den Weg gebracht wurde. 1948 war der erste Band mit Akten aus dem bischöfli- chen Archiv zu Chur, und zwar dessen erster Teil, «Von den Anfängen bis zum Tod Bischof Hart- manns von Werdenberg-Sargans-Vaduz 1416» fer- tig. In dem langen halben Jahrhundert seither sind in zahlreichen Lieferungen insgesamt sechs Bände dieses ersten Teils mit Urkunden aus St. Gallen, Vorarlberg, Liechtenstein, Deutschland und der Schweiz erschienen. Das Vorhaben hat sich damit als ein veritables Jahrhundertunternehmen her- ausgestellt, und wenn die Recherchen mit der glei- chen Geschwindigkeit weitergehen, dann ist noch für weitere Arbeit auf mehrere zusätzliche Jahr- hunderte hinaus gesorgt! Der bereits zitierte Peter Kaiser war mehrmals Gegenstand geschichtsschreibender Beschäftigung 
im Historischen Verein, und die Auseinanderset- zung mit Kaiser steht für den Wandel historischer Perspektiven. Rechtzeitig vor dem 25-jährigen Ver- einsjubiläum, 1925, erschien eine von Johann Bap- tist Büchel herausgegebene Überarbeitung und Er- weiterung von Kaisers Hauptwerk «Geschichte des Fürstenthums Liechtenstein nebst Schilderungen aus Churrätiens Vorzeit». Man verrät kein Geheim- nis, wenn man diese Ausgabe vorsichtig als nicht gerade eine historisch-kritische bezeichnet. Sie hatte aber das unschätzbare Verdienst, Peter Kai- ser wieder ins Gedächtnis des Landes zu rufen. Wir sollten nicht vergessen, dass Kaiser ja keineswegs immer als unumstrittene Figur galt, abgelehnt nicht nur von Landesverweser Karl von In der Maur, einem der Mitbegründer des Vereins und Vorstandsmitglied der ersten Stunde. In diesem Zu- sammenhang ist vielleicht auch ein anderes kleines Detail von Interesse. Beim Studium der Vorstands- protokolle bin ich auf ein Schreiben von Rat Ospelt, Vereinsvorsitzender von 1928 bis 1955, an Regie- rungschef Josef Hoop aus dem Jahre 1937 gestos- sen. Die Regierung hatte den Historischen Verein um einen Textvorschlag für eine Gedenktafel am Geburtshaus Peter Kaisers in Mauren gebeten. Os- pelt machte, nach «wiederholter Überlegung», wie es in dem Brief heisst, folgenden Vorschlag: «In diesem Hause wurde am / 1. Oktober 1793 geboren / Peter Kaiser / Rektor der Kantonsschule in Chur, / der verdienstvolle Geschichtsschreiber / des Fürs- 1) Friedrich Nietzsche: Kritische Gesamtausgabe, Band III, 1, Zweites Stück der «Unzeitgemäßen Betrachtungen». Berlin, 1972. S. 239-330. 2) Ebenda, S. 265 und 267. 3) Peter Kaiser: Geschichte des Fürstenthums Liechtenstein (1847). Neu herausgegeben von Arthur Brunhart. Vaduz 1989. S. 3. 4) Albert Schädler: Familienchronik, Abschrift, S. 31. Original im Liechtensteinischen Landesarchiv in Vaduz. 5) LVolksblatt, 8. Februar 1901. 6) Alfons Feger: Die ersten 25 Jahre unseres Historischen Vereins. In: JBL 25 (1925), S. 1-8. hier S. 1. 7) Joseph Ospelt: 50 Jahre Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein. In: JBL 50 (1950), S. 7-39, hier S. 34. 17
	        

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