Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2001) (100)

Ich bedauere unendlich, dass ich in der Angele- genheit einer Erwerbung des römischen Helmes aus Schaan unter den obwaltenden Verhältnissen - wie Herr Landtagspräsident aus angeschlossener Kopie gütigst ersehen wollen - nichts beitragen konnte. Seine Durchlaucht der Landesfürst geruh- ten mich zu beauftragen, Euer Hochwürden noch mitzuteilen, dass Seiner Durchlaucht nur die Wahl bliebe, nichts für die Armen von Liechtenstein zu tun, was für den Fürsten noch unendlich härter wäre. Ferner ob nicht die Gemeinden, welche für Einbürgerungen Einnahmen haben, für die Sache beisteuern könnten? In treuer Ergebenheit.» (Nachschrift: Im Höchs- ten Auftrag - eben telephonisch erhalten - gestatte ich mir noch beizufügen, dass es für den histori- schen Verein natürlich von Interesse ist, über den Verkauf des Helmes etc. am laufenden zu bleiben. Seine Durchlaucht geruhten noch beizufügen, dass derselbe vielleicht billiger zu haben wäre. Ich bitte sehr um gef. Bekanntaga.be nach durchgeführter Auktion zwecks Meldung an den Landesfürsten, um welchen Preis der Helm verkauft wurde und wer denselben erworben hat. Euer Hochwürden er- gebenster ,/.»43 Dem Schreiben ist angefügt: «An die fürstliche Re- gierung, Vaduz. Auf F/G vom 20. d. M. beehrt sich die Kabinetts- kanzlei, wie folgt zur Kenntnis zu bringen: Seine Durchlaucht der Landesfürst geruhten in einem Schreiben an den Gefertigten mitzuteilen, dass es unter den gegenwärtigen so schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen, mit welchen auch die fürstliche Vermögensverwaltung sehr zu rech- nen hat, zum aufrichtigen Bedauern Seiner Durch- laucht leider nicht möglich ist, bei der in Zürich stattfindende?! Auktion über die Waffensammlung Schwerzenbach in Bregenz den römischen Helm, welcher seinerzeit in Schaan gefunden wurde, die- ses so wertvolle Unikum, zu kaufen oder zum Kau- fe beizutragen. Der anher gelangte Katalog wird unter einem als Drucksache rückgemittelt. Wien, am 26. April 1935. Der Kabinettsdirektor: J. Martin m.p.»44 
Im Protokoll der Ausschuss-Sitzung des Vereins- vorstandes vom 14. Juni 1935 auf Schloss Vaduz wird unter Punkt 4 festgehalten: «Der Schaaner Helm wurde bei der Auktion in Zürich für 6 700 Fr. + 15% verkauft, wahrscheinlich an einen Amerika- ner!» Der Legionärshelm des römischen Soldaten Publius Clavdius Felix aus der Centurie des Gaius Petronius, aus der frühen Kaiserzeit stammend und 1886 in Schaan gefunden, ging also vorerst in amerikanischen Besitz, gelangte dann erneut in den Antiquitätenhandel und konnte 1940 durch das Schweizerische Landesmuseum in Zürich er- worben werden, wo er sich noch heute befindet.43 Der Historische Verein war ebenfalls in Sorge über die Zukunft und den Erhalt der Altäre aus der alten Kapelle St. Sebastian und Rochus in Nendeln. «Nachdem in der Ortschaft Nendeln eine neue Ka- pelle heuer gebaut wurde und für diese die Altäre aus der alten Kapelle nicht verwendet werden, wurden Schritte wegen Erhaltung der alten Altäre, besonders des Flochaltares, eingeleitet, die aber noch nicht zu einer endgültigen Lösung geführt ha- ben»46. Es handelt sich dabei um ein LIauptwerk des Feldkircher Bildschnitzers Ignaz Joseph Bin (1659 bis 1697).47 Letztlich waren es wieder die stets prekären Platzverhältnisse, welche die Ver- antwortlichen hinderten, die gefährdeten Altarwer- ke fachgerecht einzulagern und zu konservieren. Die Hauptfiguren, Maria mit Kind, St. Sebastian und Rochus sowie einige Putti wurden 1956 (!) zur Aufbewahrung und Konservierung in die Samm- lungen des Flistorischen Vereins übernommen.48 Erst viele Jahre später konnten zahlreiche Frag- mente des einstmals grossartigen Altarwerkes nach mühsamen Recherchen durch das Liechten- steinische Landesmuseum entdeckt und sicherge- stellt werden. Die 1930er und 1940er Jahre waren gekenn- zeichnet durch eine rege archäologische Grabungs- tätigkeit, vorerst meist unter fachlicher Leitung des Konservators Adolf Flild vom Vorarlberger Landes- museum Bregenz;49 so 1930 und 1932/33 bei Gu- tenberg in Balzers mit den Funden der Votivfiguren, wenig später am Eschnerberg, Lutzengütle, Malan- ser und Schneller. Die Folge war eine ganze Flut an 258
	        

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