Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2001) (100)

Der Paragraph 15 der Satzungen sieht zwei Pu- blikationsreihen vor: die «Quellen zur Geschichte Vorarlbergs und Liechtensteins» und die «For- schungen zur Geschichte Vorarlbergs und Liech- tensteins». Es ist kein Zufall, dass die Quellen an erster Stelle genannt werden; denn Helbok trug sich seit einigen Jahren mit dem Gedanken eines Vorarlberger Urkundenbuches. Und so erschien denn auch als erster Band der Quellen die von ihm bearbeiteten «Regesten von Vorarlberg und Liech- tenstein bis zum Jahre 1260» (Innsbruck 1920/25). Bedeutete diese Publikation in der Tat einen Mark- stein in der Erforschung der Landesgeschichte bei- der Länder, so ist doch - ungeachtet der bestehen- den Pläne - kein weiterer Band dieser Reihe er- schienen. Es war unter anderem daran gedacht, dass Viktor Kleiner einen weiteren Quellenband mit den Chroniken Vorarlbergs und Liechtensteins be- arbeiten sollte;37 dieser Band kam jedoch ebenso- wenig zustande wie der geplante Quellenband mit den Urbaren. Auf der Jahresversammlung des His- torischen Vereins war am 25. Oktober 1925 in Bendern - nach Abschluss der Regesten - die Idee dieser Edition der Urbare Vorarlbergs und Liech- tensteins wieder aufgegriffen worden. Ein Gesuch der Historischen Kommission um finanzielle Unter- stützung wurde ebenfalls genehmigt, über deren Höhe zu entscheiden der Vorstand ermächtigt wur- de.38 Dieser gewährte dann eine Subvention von 100 Franken.39 Man spürt hier deutlich, dass der als Motor wir- kende Adolf Helbok nicht mehr voll hinter der Kommission stand. Helbok hatte sich die Kommis- sion für sein eigenes Anliegen geschaffen, nämlich die Herausgabe der Regesten. Nach der Beendi- gung dieser epochalen Arbeit und seiner Ernen- nung zum ausserordentlichen Professor an der Universität Innsbruck schwand augenscheinlich sein Interesse an der Zusammenarbeit mit dem Hi- storischen Verein für das Fürstentum Liechten- stein. So weit gespannt die Interessen Helboks für die Geschichte und Volkskunde auch immer gewe- sen sind, so hat er sich selbst eigentlich nie mit ei- nem spezifischen Thema der liechtensteinischen 
Geschichte befasst,40 wenn man von dem Regesten- werk einmal absieht. Etwas langlebiger zeigte sich die zweite Publika- tionsreihe der Historischen Kommission, die For- schungen zur Geschichte Vorarlbergs und Liech- tensteins. Diese Reihe begann mit dem heute noch unentbehrlichen Werk von Pater Anton Ludewig SJ «Vorarlberger an in- und ausländischen Hochschu- len vom Ausgang des XIII. bis zur Mitte des XVII. Jahrhunderts» (Bregenz/Bern/Stuttgart 1920). Die Liechtensteiner Studenten waren in dieses Werk nicht eingebunden; so zeigt etwa das Ortsregister keinen liechtensteinischen Ortsnamen an. Aller- dings haben viele Liechtensteiner Studenten ihre Herkunft mit «Feldkirch» angegeben, so dass tatsächlich - wenn auch eher ungewollt - doch zahlreiche Studierende aus Liechtenstein in dem Verzeichnis enthalten sind. Auf das Buch von Pater Anton Ludewig folgten die (meist Innsbrucker) Dissertationen von Paula Geist41, Anton Brunner42, Ludwig Welti43, Oskar Baldauf44 und Karl Hans Ganahl45, denen sich zu- letzt wiederum eine Arbeit von Ludewig über das Feldkircher Lyzeum im 17. und 18. Jahrhundert anschloss. Ähnlich wie bei den Quellen entsteht auch bei den Forschungen der Eindruck, dass diese ein Publikationsorgan für die vorwiegend von Adolf Helbok betreuten Dissertationen waren (Brunner, Welti). Keine Publikation der Historischen Kommission, aber von dieser inspiriert, war das monumentale Werk des im Vorarlberger Landesarchiv tätigen Kirchenarchivars Andreas Ulmer «Die Burgen und Edelsitze Vorarlbergs und Liechtensteins» (Dorn- birn 1925). Ulmer begründete die Einbeziehung Liechtensteins zunächst sachlich mit der gemeinsa- men Herrschaftsgeschichte, nahm aber ausdrück- lich auch auf die Arbeit der Kommission Bezug.46 Darin zeigt sich, dass die Idee dieser grenzüber- schreitenden Kommission und deren Geist weithin akzeptiert wurde. Zu nennen sind auch zwei monumentale germa- nistische Arbeiten grenzüberschreitender Art, die zwar nicht dem Vorarlberger Landesarchiv zuzu- rechnen sind, aber diesem doch - schon durch die 230
	        

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