Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2001) (100)

das im Jahr 1944 in Kraft trat. Aufgrund dieses Ge- setzes wurde eine Liste der schützenswerten Bau- ten und Objekte erstellt, welche als Grundlage für die spätere Kunstdenkmäler-Inventarisierung dien- te. Dass die «Kunstdenkmäler des Fürstentums Liechtenstein» 1950 in Buchform dargestellt wer- den konnten, ist (auch) dem Engagement des Histo- rischen Vereins zu verdanken. Das Anliegen des Vereins, auch dem Schutz ganzer Gebäude-Ensem- bles und Ortsbilder das nötige Augenmerk zu schenken, floss dann in die 1977 erfolgte Revision des Denkmalschutzgesetzes mit ein. Das Engagement für den Landschaftsschutz um- fasste nicht nur Bemühungen um den Erhalt von Bau- und Kunstdenkmälern sowie Ortsbildern, son- dern auch den Einsatz für den «thunlichsten Schutz der Naturdenkmäler» (Paragraph 2, Absatz 2c der Vereinssatzungen von 1912). Der Histori- sche Verein arbeitete mit bei der Schaffung eines Naturschutzgesetzes, das im Jahr 1933 verabschie- det wurde. Im Jahrbuch erschienen auch Aufsätze mit naturhistorischem und naturwissenschaftli- chem Inhalt, und der Verein engagierte sich immer wieder im Bereich des Natur- und Umweltschutzes. Seit den 1970er Jahren wurde der Verein in dieser Aufgabe von anderen Organisationen, vornehmlich von der neu gegründeten Liechtensteinischen Ge- sellschaft für Umweltschutz, abgelöst. Archäologische Ausgrabungen und die Anlegung einer Sammlung von Fundgegenständen bildeten seit 1912 - es wurde schon erwähnt - zentrale Ver- einsanliegen. Im Bereich der Archäologie erwarb sich der Verein grosse Verdienste, besonders bei der ur- und frühgeschichtlichen Erforschung Liech- tensteins. Federführend war hier während dreier Jahrzehnte Lehrer David Beck, der sich durch den Besuch von universitären Fachkursen in der Schweiz die notwendigen Kenntnisse erworben hatte. Besonders fruchtbringend war die Zusam- menarbeit mit der Schweizerischen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte, mit dem Vorarlberger Landesmuseum in Bregenz und dem Schweizeri- schen Landesmuseum in Zürich. Das archäologi- sche Fundgut, aber auch das weitere gesammelte Kulturgut bildete die Basis für die Einrichtung ei-nes 
vereinseigenen Museums. Dieses Museum war in den 1930er Jahren auf Schloss Vaduz sowie in den 1950er und 1960er Jahren im Gebäude der Landesbank in Vaduz untergebracht. Seit 1972 ist es - als Landesmuseum nunmehr eine eigene, vom Historischen Verein losgelöste Institution - in der ehemaligen herrschaftlichen Taverne im Städtli von Vaduz untergebracht. Auch die Archäologie, deren Grabungs- und Auswertungstätigkeit immer grössere Ausmasse angenommen hatte, löste sich in den 1990er Jahren vom Historischen Verein ab. Sie ist seit 1999 innerhalb der Landesverwaltung dem Hochbauamt angegliedert. Lange Zeit vor der Gründung der Liechtensteini- schen Landesbibliothek im Jahr 1961 war es der Historische Verein gewesen, der eine landeskundli- che Bücherei eingerichtet hatte. Der Verein sam- melte, gemäss einem Grundsatzentscheid aus dem Jahr 1923, das für die historische Forschung wich- tige Schriftgut mit einem Bezug zu Liechtenstein und zur Region. Über den Schriftentausch-Verkehr mit zahlreichen ähnlichen Vereinen und Organisa- tionen im Ausland konnte der Historische Verein sein Jahrbuch für weitere Kreise bekannt und zu- gänglich machen, und es erwuchs ihm im Gegen- zug über den Erhalt der Schriften dieser Vereini- gungen eine interessante historische und archäolo- gische Fachbibliothek. Das 1901 erklärte Vereins- ziel, für die liechtensteinische Geschichte relevante Urkunden zu sammeln, ist mittlerweile zu einer Aufgabe des ebenfalls 1961 gegründeten Liechten- steinischen Landesarchivs geworden. Schon viele Jahre vor dieser Archivgründung hatte der Histori- sche Verein wiederholt eine sichere und sorgfältige Aufbewahrung des Urkundengutes angemahnt. Der Historische Verein hat in den ersten 100 Jahren seines Bestehens verschiedene Anliegen und Projekte angeregt und (mit)initiiert. Viele die- ser Vorhaben wurden später vom Staat oder von ei- ner anderen Vereinigung übernommen bezie- hungsweise weitergeführt. Im Bereich der landes- kundlichen Forschung regte der Historische Verein etwa die Erarbeitung eines Liechtensteiner Namen- buches oder auch die Herausgabe eines Histori- schen Lexikons an. Der Verein übernahm für diese 150
	        

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