Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2001) (100)

einigungen abgegeben - etwa an den Alpenverein, die Gesellschaft für Umweltschutz, die Botanisch- Zoologische Gesellschaft oder auch den Trachten- verein. Ich möchte einige wenige Beispiel herausgrei- fen: zuerst die Verdienste des Vereins bei der Schaffung eines Landesmuseums. Der Verein stellte sich von Anfang an die Aufgabe, liechtensteinische Kulturgüter zu sammeln und zu erhalten. Nicht sel- ten wurden bis ins frühe 20. Jahrhundert Kulturgü- ter ins Ausland verscherbelt, zu einem grossen Teil gelangten sie dort in Privatbesitz und sind für das Land unwiederbringbar verloren. Die Schaffung ei- nes eigenen Landesmuseums war eines der Ver- einsziele, doch war bis dorthin ein langer Weg. Als dieses erreicht war, übergab der Verein seine Sammlungen und den gesamten diesbezüglichen Aufgabenbereich an das Landesmuseum. Das zweite besonders hervorzuhebende Beispiel betrifft das Bibliotheks- und Verlagswesen. Zu Be- ginn des letzten Jahrhunderts gab es noch kaum Bücher über Liechtenstein. Mit dem Historischen Jahrbuch änderte sich dies. Der Historische Verein hat den ältesten Verlag im Land. Neben dem Jahr- buch hat er immer wieder andere wichtige landes- kundliche Publikationen herausgegeben. Vor der Schaffung einer Landesbibliothek übernahm der Verein auch wichtige Aufgaben einer Landesbiblio- thek, so etwa wenn er eine landeskundliche Biblio- thek aufbaute und Bibliographien zu Liechtenstein veröffentlichte. Im Zeitalter des raschen Internet- Zugangs zu den Bibliothekskatalogen kann diese Leistung wohl nicht mehr gebührend gewürdigt werden. Dieser Aufgabenbereich wurde 1961 weit- gehend von der Landesbibliothek übernommen. Das dritte und letzte Beispiel, das hier erwähnt werden soll, sind die verschiedenen wissenschaftli- chen Projekte, die vom Verein initiiert und betreut wurden. Ich kann sie hier nur aufzählen-. Die zahl- reichen archäologischen Projekte, das Liechtenstei- nische Urkundenbuch, die Erfassung und Beschrei- bung der liechtensteinischen Kunstdenkmäler - be- kannt unter dem Namen «Poeschel» - die verschie- denen Projekte im Bereich der Sprachforschung - angefangen vom Vorarlbergisch-liechtensteinischen 
Wörterbuch über den Sprachatlas bis zum Flur- und Personennamenbuch -, das Projekt über die liechtensteinischen Auswanderer nach Amerika und schliesslich als neustes Kind das Historische Lexikon. All diese Projekte waren beziehungsweise sind bedeutende kulturelle Leistungen, die mehr verdienen würden als eine beiläufige Erwähnung. Sie sehen, dass eine umfassende Würdigung der Verdienste des Historischen Vereins nicht möglich ist, ich kann wirklich nicht ins Detail gehen, auch wenn ich für dieses Grusswort viel Zeit beanspru- che. Ich möchte aber an dieser Stelle auch festhal- ten, dass diese Leistungen von vielen Seiten immer die gebührende Anerkennung fanden, nicht nur von Seite des Staates, auch vom durchlauchten Fürstenhaus, von den Gemeinden und nicht zuletzt auch von privaten Sponsoren. In diesem Sinn möchte ich auch meinen Schluss- punkt setzen: Lieber Historischer Verein, von ei- nem Hundertjährigen pflegt man im besten Fall zu sagen, er sei «noch rüstig» - und denkt sich dabei oft, dass es wohl nicht mehr lange so weitergehen kann. Dir aber möchte ich sagen: Bleib in den nächsten hundert Jahren jung und initiativ, schau vorwärts und rückwärts, hilf uns bei der immer wieder notwendigen Standortbestimmung. Der Staat und die Gesellschaft werden es dir danken, nicht erst in hundert Jahren, sondern immer wie- der. ANSCHRIFT DES AUTORS Dr. Mario Frick Stadel 9 FL-9496 Balzers 10
	        

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