Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2001) (100)

1901 BIS 2001: DIE ERSTEN HUNDERT JAHRE DES HISTORISCHEN VEREINS / KLAUS BIEDERMANN DIE KUNSTDENKMÄLER DES FÜRSTENTUMS LIECHTENSTEIN Einen ersten Anstoss für die Kunstdenkmäler- Inventarisierung in Liechtenstein unternahm be- reits im Jahr 1919 der Vorarlberger Landesarchi- var und -konservator Viktor Kleiner. Ihm sind wir bereits 1910 im Zusammenhang mit dem Thema «Heimatschutz» begegnet. Damals, 1919, dachte man noch daran, die Ergebnisse dieser Inventa- risierung in der Buchreihe der «Österreichischen Kunsttopographie» zu veröffentlichen.634 Obwohl finanzielle Zusagen für dieses Forschungs- und Buchprojekt vorlagen und erste Vorarbeiten bereits geleistet waren,635 verlief das Unternehmen dann wieder im Sand.636 Im Jahr 1937 machte der damalige Vereinsvor- sitzende Josef Ospelt einen erneuten Vorstoss und schlug Vorstandsmitglied Anton Frommelt als Autor eines Kunstdenkmäler-Buches vor, da From- melt «beträchtliche künstlerische Anlagen [besitze] und Interesse für die Sache [habe]». Doch erst nach der erwähnten Verabschiedung des Denk- malschutzgesetzes 1944 kam der Stein wieder ins Rollen. Durch Vermittlung des Churer Bischofs Christianus Caminada637 konnte 1946 der aus Deutschland stammende Kunsthistoriker Erwin Poeschel für die Kunstdenkmäler-Inventarisierung in Liechtenstein gewonnen werden.638 An der Jahresversammlung 1947 wurden Regie- rung und Landtag gelobt für ihre Förderung der Kunstdenkmäler-Inventarisierung. Erwin Poeschel habe bei seiner Arbeit bereits «interessante Fest- stellungen» gemacht. Im Verlauf des Jahres 1948 werde diese Arbeit möglicherweise fertig sein.639 Anton Frommelt referierte an der Jahresversamm- lung 1947 über den Stand der Arbeiten bei der Kunstdenkmäler-Inventarisierung. Dabei verurteil- te er den «Schleichhandel mit alten Kulturgegen- ständen». Der Historische Verein wolle nun «die- sem Unfug» Einhalt gebieten. Frommelt gab der Hoffnung Ausdruck, dass wir über die vorhande- nen Kunstgegenstände aus dem 15. und 16. Jahr- hundert doch «eine Brücke finden zur dunklen Zeit vom 4. bis 11. Jahrhundert und weiter herauf». 
Und er schloss: «Herr Dr. Poeschel wird ein Kultur- bild schaffen aufgrund des vorhandenen Materials; er gibt also nicht eine trockene Aufzählung der Ge- genstände».640 Erwin Poeschel hatte kurz zuvor die Inventari- sierung in Graubünden abgeschlossen und war so- mit für eine analoge Tätigkeit in Liechtenstein bes- tens geeignet. Das Ergebnis seiner Forschungen lag bereits 1950 in Buchform vor. Das Buch konnte 622) Protokoll der Ausschuss-Sitzung vom 24. Januar 1924. 623) Protokoll der Ausschuss-Sitzung vom 20. Dezember 1923. 624) Ebenda. 625) Ebenda. Dies wurde anlässlich der Ausschuss-Sitzung vom 13. Mai 1929 bestätigt. 626) Protokoll der Ausschuss-Sitzung vom 24. Januar 1924. 627) Protokoll der Ausschuss-Sitzung vom 19. Dezember 1930. 628) Protokoll der Ausschuss-Sitzung vom 5. Oktober 1930. 629) Protokoll der Ausschuss-Sitzung vom 19. Dezember 1930. 630) Protokoll der Jahresversammlung vom 3. November 1935. 631) Protokoll der Vorstandssitzung vom 19. Oktober 1981. 632) Protokoll der Vorstandssitzung vom 6. November 1985. 633) Protokoll der Vorstandssitzung vom 21. April 1989. 634) Schreiben des Landesdenkmalamtes Bregenz, gezeichnet Viktor Kleiner, vom 26. Februar 1919. 635) Vgl. Schreiben von Josef Ospelt an Landeskonservator Viktor Kleiner in Bregenz. 22. Dezember 1931. 636) Anregungen gab es aber weiterhin, die das Thema aktuell hielten: So wurde an der Jahresversammlung 1929 die Idee geäus- sert, man solle Material sammeln für eine Arbeit über liechtensteini- sche Gebäude. Zu diesem Zweck sollten Amateurphotographen Aufnahmen machen. - Vgl. Protokoll der Jahresversammlung vom 6. Oktober 1929. 637) Caminada interessierte sich sehr für die Tätigkeit des Histori- schen Vereins. Er übersandte dem Verein 1944 einige Sonderdrucke seiner Arbeit «Tierkultur in Rätien». - Vgl. Protokolle der Ausschuss- Sitzungen vom 6. Mai 1943 und vom 19. Januar 1944. 638) Vgl. Protokoll der Jahresversammlung vom 20. Oktober 1946. - Zuvor war Gustav Wilhelm, fürstlicher Kabinettsdirektor, noch im Gespräch gewesen als möglicher Autor einer liechtensteinischen Kunstdenkmäler-Topographie (siehe beispielsweise Protokoll der Ausschuss-Sitzung vom 6. April 1946). 639) Protokoll der Jahresversammlung vom 9. November 1947 in Schaan. 640) Ebenda. 131
	        

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