Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2001) (100)

1901 BIS 2001: DIE ERSTEN HUNDERT JAHRE DES HISTORISCHEN VEREINS / KLAUS BIEDERMANN ZUFALLSFUNDE Eine Liste aller Zufallsfunde wäre ausserordentlich lang. Zufallsfunde waren es oft, die den Anstoss für weitere archäologische Grabungen und Unter- suchungen gaben. So wurden - meist unfreiwillig - beispielsweise bei Aushub- und Bauarbeiten Grab- stätten, historische Gebäudereste und anderes Fundgut entdeckt. Zwei Zufallsfunde, die jedoch eine spezielle Würdigung verdienen, seien im Fol- genden kurz angeführt. DER MÜNZSCHATZFUND VOM «SCHELLENBERGER WALD» Im Winter 1930/31 fand Johann Kirschbaumer, wohnhaft in Schellenberg, im Wald unterhalb der Schellenberger «Unteren Burg» 13 alte Silbermün- zen, die er mit nach Hause nahm. Bei privaten Nachgrabungen fand Kirschbaumer 50 zusätzliche Münzen. Als dann der Historische Verein weitere Grabungen veranlasste, kamen nochmals 320 Sil- bermünzen zum Vorschein. An einer Vorstandssit- zung des Vereins wurde zudem festgehalten: Die Fachleute «Kittelberger und Fussenegger aus Vor- arlberg halten sie für wertvoll. Konservator Hild hält es für richtig, eine Wertbegutachtung durch diese Herren durchführen zu lassen.»540 Der Verein beschloss, Karl Kittelberger mit dieser Aufgabe zu betrauen, der dann auch einen Bericht für das Jahrbuch verfasste.541 Über diesen Münzschatzfund referierte Anton Frommelt anlässlich der Jahresversammlung 1931 in Schellenberg.542 Teile des Münzschatzfundes konnten kurz darauf auch an der Liechtenstei- nischen Landesausstellung von 1934 in Vaduz ge- zeigt werden.543 Rund ein Viertel des aufgefundenen Münzbe- standes gelangte in Privatbesitz. Der gesamte Umfang des Schellenberger Münzschatzfundes konnte folglich erst vor wenigen Jahren erfasst und bestimmt werden.544 Mit der ausführlichen Darstellung dieses Ge- samtbestandes, erarbeitet von Daniel Schmutz, 
präsentierte und würdigte der Historische Verein im Jahrbuch Band 99 erstmals den Münzschatz- fund vollständig in Wort und Bild.545 Der Schellen- berger Münzfund ist ein ausgesprochener Misch- fund von hohem Wert, ein Hinweis auf regen Han- del und Verkehr. Er erlaubt zudem interessante Einblicke in die Währungsverhältnisse im Alpen- rheintal des 14. und frühen 15. Jahrhunderts.546 VADUZER MÜNZSCHATZFUND Von noch grösserer Bedeutung als der Schellen- berger Münzschatzfund ist indessen der Vaduzer Münzschatzfund, der 1957 gemacht wurde: «Am 17. März 1957 entdeckten Kinder auf einer Baustelle in der Flur Schwefel in Vaduz, neben dem Neubau des Hauses von Oskar Gassner, mehrere 533) Georg Malin: Ausgrabungen auf dem Kirchhügel Bendern. In: helvetia archaeologica. Heft Nr. 34/36. Basel/Zürich, 1978. S. 223-234. 534) Siehe auch Samuel Jenny: Römische Villa bei Nendeln. In: JBL 3 (1903), S. 189-204. 535) Georg Malin: Römerzeitlicher Gutshof in Nendeln. In: JBL 75 (1975), S. 1-140; ebenso Anhang I von Hugo VV. Doppler: Die Mün- zen aus der Grabung Nendeln, römischer Gutshof. In: JBL 75 (1975). S. 141-143. 536) Protokoll der Vorstandssitzimg vom 9. Februar 1977. 5371 Protokolle der Vorstandssitzungen vom 19. November 1979 sowie vom 13. Februar 1 980. - Der Historische Verein war mit Georg Malin in dieser Kommission vertreten. 538) Protokoll der Vorstandssitzung vom 5. November 1980. 539) Protokoll der Vorstandssitzung vom 19. Oktober 1981. 540) Protokoll der Ausschuss-Sitzung vom 17. November 1931. 541) Ebenda. Vgl. auch Karl Kittelberger: Der Schellenberger Münzschatzfund. In: JBL 31 (1931), S. 113-145. 542) Protokoll der Jahresversammlung vom 4. Oktober 1931 in Schellenberg. 5431 Vgl. Ausführungen auf S. 88. 544) Daniel Schmutz: Der Münzschatzfund vom «Schellenberger Wald», vergraben nach 1460. In: JBL 99 (2000). S. 37-138. 545) Ebenda. 546) Ebenda. S. 68. 117
	        

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