Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2001) (100)

FESTANSPRACHEN ZUM 100-JAHR-JUBILÄUM QUADERER / FRICK / OSPELT / RHEINBERGER auf die kritische Standortbestimmung. Der Histori- sche Verein kann auf ein breites und fruchtbares Tätigkeitsfeld zurückschauen. Dies darf ihn jedoch nicht dazu führen oder vielleicht verführen, ein kri- tisches Hinterfragen seines Tuns und Wirkens zu vergessen. Trotz dieses eindrücklichen Leistungs- nachweises sind 100 Jahre auch Anlass zu reflek- tierendem Nachdenken. Das in der Vergangenheit Geleistete trägt in sich die Verpflichtung für die Ge- genwart und ist Auftrag für die Zukunft. Der Histo- rische Verein hat zu überprüfen, ob er relevante Schwerpunkte setzt, ob er seiner gesellschaftlichen Verpflichtung nachkommt. Ich meine, der Historische Verein kann guten Gewissens auf seine ersten hundert Jahre zurück- schauen. Es liegt in seiner Verantwortung, - in die- sem Begriff steckt die Forderung nach Antwort ge- ben - darauf zu achten, dass er für die kommenden Jahre gerüstet ist, um weiterhin «dem Verständnis Bahn zu brechen». Wohin die Bahn führt, unter- liegt sicherlich einem zeitlichen Wandel. Wenn, wie oben zitiert, im Jahre 1924 eine Stellungnahme zu Fragen der Tagespolitik oder der Politik der jüng- sten Zeit noch ausgeklammert wurde, so dürfte sich die Haltung gegenüber solchen Fragen heute doch etwas verändert haben. Dies kann auch be- deuten, dass Stellungnahmen des Historischen Ver- eins nicht immer und bei allen auf reine Zustim- mung stossen; ich meine es wäre fast verdächtig, wenn dies so wäre. Es gibt einige Bereiche in unse- rem Land, über die zu diskutieren ist. Der Histori- sche Verein muss seine Aufgabe heute sicherlich auch darin sehen, das Denken und Fühlen in unse- rer Gesellschaft zu sensibilisieren. Die Stichworte Denkmalschutz, Landschaftsschutz, Unterstützung emanzipatorischer Bestrebungen - emanzipato- risch in einem sehr weiten Sinne verstanden - sei- en als Beispiele erwähnt. In diesen Bereichen kann die Mentalität für historisches Denken gefördert oder eben dem Verständnis Bahn gebrochen wer- den. Dass der Historische Verein dabei manchmal «anstössig» im doppelten Sinne des Wortes han- deln soll und muss, liegt meines Erachtens in sei- nem Aufgabengebiet. Dies zu tun auf der Grundla- ge des Strebens nach Wahrhaftigkeit, verpflichtet 
den Grundsätzen wissenschaftlichen Forschens, verbunden mit Engagement gegenüber unserem Land und seinen Menschen, könnte Gewähr dafür sein, dass der Historische Verein auch die nächsten hundert Jahre ein grosses Feld fruchtbarer Arbeit vor sich hat. ANSCHRIFT DES AUTORS Dr. phil. Rupert Quaderer Fürst-Johannes-Strasse 26 FL-9494 Schaan 7
	        

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