Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2001) (100)

LUTZENGÜETLE: «DAS LIECHTEN- STEINISCHE TROJA» Erste Ausgrabungen auf dem «Lutzengüetle» führ- te Adolf Hild unter Beihilfe von David Beck im Jahr 1937 durch.498 Es liessen sich mehrere Siedlungs- und Bauperioden feststellen: Jungsteinzeit, Bronze- zeit, Hallstatt- und La-Tene-Zeit, auch spätrömi- sche Funde sowie Gebäudereste aus dem 12. oder 13. Jahrhundert. Infolge der neuen politischen Ver- hältnisse - Österreich war im März 1938 gewalt- sam dem Deutschen Reich einverleibt worden - konnte Adolf Hild nicht mehr für weitere Ausgra- bungen nach Liechtenstein kommen.499 Die Ausgrabungen auf dem «Lutzengüetle» wur- den deshalb unter der Leitung von David Beck in den Jahren 1942 bis 1945 fortgesetzt. Anlässlich der Jahresversammlung von 1942 besichtigten 25 Vereinsmitglieder die Ausgrabungen. Über die Gra- bungen berichtete schliesslich an der Versamm- lung Benedikt Frei; «Er führt aus, dass Beck die Ausgrabungen sehr gut geführt habe. Da gab es keine Sucht nach Funden, sondern solide Fest- stellungen.»5"0 Und David Beck konnte an der Jah- resversammlung 1943 berichten: «Auf dem Lutzi- gütle bei Eschen wurde eine jungsteinzeitliche Siedlung gefunden, wie sie kaum in unseren Alpen zu finden ist. ... Bei der heurigen Ausgrabung wurden drei Perioden blossgelegt: Jungsteinzeit, Bronzezeit und Eisenzeit und zwar Hallstatt und Latene».501 Es gelang David Beck, auf dem «Lutzengüetle» zwei jungsteinzeitliche Kulturen voneinander abzu- grenzen: die Michelsberger und die Horgener Kul- tur. Zudem konnte auf dem «Lutzengüetle» eine «in ihrer Klarheit einmalige Folge von Kulturschich- ten» festgestellt werden, die bis in eine Tiefe von vier Metern reichte.502 Paläontologie-Professor Otto Tschumi von der Universität Bern bezeichnete die Ausgrabungsstätte auf dem «Lutzengüetle» als «das liechtensteinische Troja».5(" Diese Aussage ist vielleicht doch etwas zu kühn, doch wollte Tschumi damit auf die besondere Bedeutung des «Lut- zengüetle» hinweisen. Die Wichtigkeit dieses prä- historischen Siedlungsplatzes erkennend, spende-ten 
1943 die liechtensteinische Regierung 2 500 Franken und die Schweizerische Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte 300 Franken zugunsten der dortigen Grabungstätigkeit.504 In Verbindung mit den Ausgrabungen auf dem «Lutzengüetle» befasste sich 1944 der Vereins- vorstand auch mit einer möglichen Zusammen- arbeit mit dem Schweizerischen Landesmuseum in Zürich. Diese sollte unter bestimmten Bedingungen möglich sein: «Der Historische Verein hat die Führung und Verantwortung. Die Veröffentlichun- gen müssen zuerst im Jahrbuch des Historischen Vereins erscheinen. ... Auch finanziell müsste das Schweizerische Landesmuseum mittun. Wir erwar- ten konkrete Vorschläge von Seiten des Schweize- rischen Landesmuseums. Das Fundmaterial gehört grundsätzlich uns; 
und wir bestimmen darüber, was ins Schweizerische Landesmuseum kommt».505 An der Jahresversammlung 1944 in Eschen be- richtete der Vereinsvorsitzende Josef Ospelt über die arbeitsintensiven Ausgrabungen, die zwar «nicht jedermann zu würdigen scheine», die jedoch - wie es das Interesse des Auslandes beweise - «richtig» seien. Er würdigte David Beck, der seine Ferien und die gesamte ausserschulische Freizeit für die Grabungstätigkeit geopfert hatte.506 David Beck hielt an dieser Jahresversammlung einen Vor- trag über die Ausgrabungen am «Lutzengüetle» und betonte abschliessend, «dass wir der Vorse- hung dankbar sein dürfen, dass wir jungen Leute graben können, währenddem in anderen Staaten die Jugend auf den Schlachtfeldern verblutet».507 An der Vorstandssitzung vom 29. August 1945 berichtete David Beck über den bevorstehenden Abschluss der Ausgrabungen auf dem «Lutzen- güetle».508 Diese abschliessenden Grabungen wur- den gemeinsam mit Professor Emil Vogt vom Schweizerischen Landesmuseum in Zürich durch- geführt.509 Die oben vorgeschlagene Zusammen- arbeit mit dem Schweizerischen Landesmuseum in Zürich kam also zustande.510 Bei den Ausgra- bungen des Jahres 1945 konnte im Fundgut eine lokale Ausprägung der «Schussenrieder Keramik» festgestellt werden, die Emil Vogt veranlasste, den Begriff «Lutzengüetle-Kultur» in die archäologische 110
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.