Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2001) (100)

1901 BIS 2001: DIE ERSTEN HUNDERT JAHRE DES HISTORISCHEN VEREINS / KLAUS BIEDERMANN AUSGRABUNGEN UND FUNDE Die nachfolgenden Ausführungen erheben keiner- lei Anspruch auf Vollständigkeit. Es werden viel- mehr besonders wichtige Ausgrabungen und Fund- gegenstände genannt, die unter der Leitung bezie- hungsweise Trägerschaft des Historischen Vereins durchgeführt beziehungsweise entdeckt wurden. Der Schwerpunkt der getroffenen Auswahl liegt auf den ur- und frühgeschichtlichen Ausgrabungsstät- ten. Hier hat der Historische Verein, besonders dank dem Engagement des Vorstandsmitglieds und späteren Vereinsvorsitzenden David Beck, Pionier- arbeit geleistet, und es wurden wichtige neue Er- kenntnisse gewonnen. Ebenso werden Ausgrabun- gen von Bau- und Kulturgut aus römischer und frühmittelalterlicher Zeit kurz erwähnt, die beson- ders bemerkenswert sind oder die aussergewöhn- liches Fundgut zutage förderten. RÖMISCHE BADEANLAGE IN SCHAANWALD Die Ausgrabung der römischen Badeanlage in Schaanwald sei vor allem deshalb genannt, weil hier der Historische Verein in den Jahren 1927 und 1928 das erste grössere Ausgrabungsprojekt in Angriff nahm. Im Mai 1927 besichtigte der Vereinsvorstand neu entdeckte Fundamente eines römischen Ge- bäudes in Schaanwald. An der Ausschuss-Sitzung vom 14. Dezember 1927 beschloss der Historische Verein dann, dort weitere Ausgrabungen durchzu- führen.478 Eine Besichtigung der gemachten Aus- grabungen in Schaanwald fand dann am 19. März 1928 statt. Neben den Vorstandsmitgliedern und Regierungschef-Stellvertreter Alfons Feger nahmen Adolf Hild und Viktor Kleiner daran teil. Adolf Hild sprach sich für weitere Ausgrabungen aus, die dann zur Aufdeckung von weiterem Mauerwerk und eines römischen Strassenstücks führten. Eben- so plädierte Adolf Hild für eine genaue Dokumenta- tion des Gefundenen und, da eine Konservierung zu kostspielig war, für eine Zuschüttung der Mauer- fundamente. Dadurch könnte auch der Gefahr der 
470) IX.Bl. 1944, Nr. 4: Gesetz vom 28. Februar 1944 betreffend den Denkmalschutz. 471) LGB1. 1977, Nr. 39: Denkmalschutzgesetz vom 14. Juni 1977, Artikel 5. 472) JBL 98 (1999), Archäologie: Tätigkeitsbericht 1998, Jahresbe- richt, S. 276-281, hier S. 276. 473) Adolf Hild (* 1883; t 1954). von 1907 bis 1948 Konservator im Dienst des Vorarlberger Landesmuseums in Bregenz, leistete vieles in den Bereichen Heimat-, Museumskunde und Donkmalpflege, besonders auf dem Gebiet der Ur- und Frühgeschichte. Adolf Hild erwarb sich Verdienste durch Ausgrabungen in seiner Heimat, im Walgau und im Rheintal, aber auch in Liechtenstein. Sein Wirken in Liechtenstein begann im Frühjahr 1928 mit der Ausgrabung einer Badeanlage eines römischen Landhauses. Er leitete später Ausgra- bungen bei Gillenberg in Balzers sowie auf dem Eschnerberg. - Zu Hild siehe auch Ausführungen von Elmar Vonbank: Museumsdirekor i. R. Adolf Hild 70 Jahre alt. In: JBL 52 (1952), S. 243-249; ebenso Elmar Vonbank: Adolf Hild (1883-1954). Nachruf. In: Jahrbuch des Vorarlberger Landesmuseumsvereins. Jahresgabc zum 97. Vereins- jahr. Bregenz, 1954, S. 177-178. 474) Benedikt Frei (*1904: t 1975), Sekundarlehrer in Mels SG, war mit David Bock freundschaftlich verbunden. Er beteiligte sich, zu- sammen mit Beck, an den Grabungen auf dem «Lutzongüetle». beim Kastell in Schaan und auf dem Krüppel, ebenso bei den langjährigen Grabungen auf dem «Borscht». Bei der Kirchengrabung in Bendern wirkte er beratend mit. Frei, seit 1939 Mitglied des Historischen Vereins, wurde 1959 Ehrenmitglied. 1966 wurde Benedikt Frei ers- ter Kantonsarchäologe von St. Gallen. Für seine Verdienste um die Erforschung der alpinen Frühbesiedlung erhielt er von der Univer- sität Zürich das Ehrendoktorat: zu Frei siehe auch Felix Marxer: Dr. b.c. Benedikt Frei. a.Kantonsarchäologe, t 3. Januar 1975. In: JBL 75 (1975), S. V-IX. 475) Vgl. dazu Beitrag von Alois Ospelt über die verstorbenen Ver- einsvorsitzenden an anderer Stelle in diesem Jahrbuch. 476) Protokoll der Vorstandssitzung vom 16. Juni 1982. Jakob Bill hatte auf den 1. Juni 1982 beim Schweizerischen Landesmuseum in Zürich gekündigt und stand dem Verein ab dem 15. August des Jahres zur Verfügung. - Jakob Bill wurde vom Historischen Verein ab dem 1. September 19S2 für vier Jahre als Archäologe angestellt. Dazu waren zusätzliche Aufwendungen von 90 000 Franken pro Jahr erforderlich. In Absprache mit der Regierung verpflichtete sich der Historische Verein zur Beibringung der hälftigen Kosten; vgl. Protokoll der Vorstandssitzung vom 16. Juni 1982. 477) JBL 85 (1985). Vereinschronik. S. 290 f.; JBL 86 (1986), Vereins- chronik, S. 400-402; JBL 87 (1987). Vereinschronik. S. 324-326; JBL 95 (1998). Jahresbericht. S. 297; JBL 97 (1999). Jahresbericht. S. 258 f 4781 Zuvor hatte der Landesfürst 600 Franken gespendet, zweckge- bunden für die Ausgrabungen in Schaanwald: vgl. Protokoll der Ausschuss-Sitzung vom 14. Dezember 1927. 105
	        

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