Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2001) (100)

ORGANISATORISCHE STRUKTUREN Bis zum Erlass des ersten Denkmalschutzgesetzes 1944 führte der Historische Verein in eigener Ver- antwortung archäologische Ausgrabungen durch. Seit 1944 erfolgten diese Ausgrabungen im Auftrag der Regierung, wobei einzig der Historische Verein berechtigt war, solche Grabungstätigkeiten durch- zuführen.470 Diese Bestimmung wurde in der Neu- fassung des Denkmalschutzgesetzes im Jahr 1977 durch den Passus ersetzt: «Die Regierung kann den Historischen Verein mit archäologischen Ausgra- bungen und Untersuchungen beauftragen.»471 Da- mit ist bereits die Entwicklung angedeutet, die die Archäologie in den darauffolgenden Jahren nahm. Die Grabungs- und Auswertungstätigkeit der Ar- chäologie hatte im Laufe der Zeit ein Ausmass an- genommen, das zuletzt nicht mehr vom Histori- schen Verein alleine bewältigt und verantwortet werden konnte. Schliesslich gab der Verein per Ende 1998 die Trägerschaft für die Archäologie ab. Sie ist seit 1999 neu innerhalb der Landesverwal- tung dem Hochbauamt zugeordnet.472 Mehrere Vorstandsmitglieder des Historischen Vereins widmeten sich ehrenamtlich der Aus- grabungstätigkeit, oft unter Beizug von Fachleuten aus dem Ausland. Zu nennen sind insbesondere die Vorstandsmitglieder Egon Rheinberger, Anton Frommelt, David Beck und Georg Malin, deren Verdienste an anderer Stelle gewürdigt werden. Hilfe von aussen leisteten insbesondere Adolf Hild,4" Benedikt Frei474 und Hans-Rudolf Senn- hauser. Dazu kamen Fachleute von Universitäten und namhaften Museen, die bei Bedarf beigezogen wurden. Vor allem in den Jahren zwischen 1928 und 1966, unter der Präsidentschaft von Josef Ospelt und David Beck, war die archäologische Forschung ein Hauptanliegen des Historischen Ver- eins. David Beck, der sich durch regelmässige Teil- nahme an universitären Fachkursen der Schweize- rischen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte aus- und weiterbildete, gilt als «Vater der Archäo- logie» in Liechtenstein.475 Unter der Präsidentschaft von Felix Marxer begann die allmähliche Ablösung der archäologi-schen 
Forschung vom Historischen Verein. Felix Marxer widmete sich als Konservator in erster Linie dem Landesmuseum. Im Gegensatz zu David Beck betrieb Felix Marxer nicht in leitender Verant- wortung archäologische Forschungen. Georg Malin und Manfred Wanger traten zwar ein Stück weit in die Fussstapfen von David Beck, leiteten auch meh- rere Grabungen, konnten aber die Archäologie nicht so intensiv wie David Beck betreuen und be- gleiten. Um eine fachkundige Betreuung der ar- chäologischen Forschung dennoch zu gewährlei- sten, stellte der Verein 1982 erstmals in der Person von Jakob Bill eine vom Schweizerischen Landes- museum kommende Fachkraft an.476 Bis zu seinem Abgang 1985 betreute Jakob Bill hauptamtlich mehrere Grabungen. Nach Bills Demission wurde Felix Marxer provisorisch mit der Leitung der ar- chäologischen Forschung betraut. Die Ernennung Marxers erfolgte 1986 durch die Regierung im Auf- trag des Historischen Vereins. Nach Felix Marxers Pensionierung wurde 1987 - ebenfalls einver- nehmlich zwischen Regierung und Verein - Eva Helferich (später: verheiratete Pepic) neu mit der Leitung und Koordination der archäologischen Forschung in Liechtenstein beauftragt. Seit Früh- jahr 1986 war zudem Hansjörg Frommelt, im Auf- trag des Historischen Vereins, als Grabungsleiter für die Archäologie tätig. Frommelt löste 1997 Eva Pepic als Leiter der archäologischen Forschung in Liechtenstein ab. Die definitive Trennung der Fach- stelle Archäologie vom Historischen Verein konkre- tisierte sich, wie eingangs erwähnt, in den 1990er Jahren. Der Anstoss hierfür wurde vom Landtag gegeben: Er hatte am 22. Juni 1995 einen fünf- jährigen Verpflichtungskredit für die Archäologie bewilligt mit der Auflage, diese Zeit zu nutzen, um die rechtliche Stellung der Archäologie zu definie- ren und ihre Organisation gesetzlich zu regeln.477 104
	        

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