Volltext: Probleme des Kleinstaates gestern und heute

aus dem vom Landesfürsten im Einvernehmen mit dem Landtage zu ernennenden Landesverweser und zwei durch den Landtag zu wäh­ lenden Regierungsräten zu bestehen. Wenn ein Regierungsmitglied durch seine Amtsführung das Vertrauen des Volkes und des Land­ tages verliert, ist der Landtag berechtigt, dessen Enthebung beim Lan­ desfürsten zu beantragen. Zum Landesverweser soll in erster Linie ein hiefür geeigneter Liechtensteiner bestellt werden.95 Der Landes­ fürst ernannte den Prinzen Karl von Liechtenstein zum Landesver­ weser,96 nachdem ihm der Landtag in der gleichen Sitzung mit einer Gegenstimme das Vertrauen ausgesprochen hatte. Im Handschreiben vom 13. Dezember 19 1 897 ersuchte ihn der Landesfürst, die Wahl der beiden Regierungsräte «ehestens» zu veranlassen. Diese wurde in der Landtagssitzung vom 17. Dezember vorgenommen, ohne daß der Landtag vorgängig den provisorischen Vollzugsausschuß seiner Re­ gierungsfunktionen enthoben hätte, wie es Dr. Wilhelm Beck bean­ tragt hatte.98 Landtagspräsident Dr. Albert Schaedler gab auf die Anfrage, warum man zwei Regierungsräte wählen müsse, obschon man zwei besitze, folgende Begründung: «Das waren bloß Vollzugs­ ausschüsse, erst jetzt, wo der Fürst das Prärogativ dem Landtag ab­ getreten hat, können wir rechtmäßig Regierungsräte wählen.»99 Zu Regierungsräten wurden die Herren Josef Marxer und Dr. Wilhelm Beck bestellt.100 Damit war vorerst die Regierungskrise aufgeschoben. Beendet war sie jedoch nicht, denn der Landesverweser Prinz Karl von Liechten­ stein gab zu verstehen, nach Durchführung der wichtigsten Geschäfte, worunter er das Budget, die Ernährungsfrage, die Verträge mit dem Ausland anführte, «betrachte er seine Aufgabe als beendigt».101 Diese Ankündigung war den O. N. nicht entgangen. Sie teilten in ihrer Ausgabe vom 21. Dezember 1918 u. a. mit, der neue Verweser habe 95 Vgl. die weiteren Punkte des Landtagsbeschlusses im L. V. Nr. 50, 13. Dezem­ ber 1918, O. N. Nr. 51, 14. Dezember 1918. Der ausgefertigte und von Dr. Albert Schaedler unterzeichnete Landtagsbeschluß befindet sich im LRA SF Präsidialakten 1918, ZI. 44. 96 Vgl. Schädler A. in JBL 21, 41. 07 Veröffentlicht in O. N. Nr. 52, 21. Dezember 1918, L. V. Nr. 51, 20. Dezem­ ber 1918. Die Abschrift befindet sich im LRA SF Präsidialakten 1918, ZI. 39. 98 Siehe das Protokoll LRA Jg. 1918 S 4. 98 Landtagsprotokoll LRA Jg. 1918 S 4. 100 Der Wahl von Dr. Wilhelm Beck ging eine langwierige Debatte voraus, nach­ dem er eine Wahl zum voraus abgelehnt hatte. Vgl. dazu das Landtagsproto­ koll, LRA Jg. 1918 S 4. 101 Landtagsprotokoll vom 17. Dezember 1918, LRA Jg. 1918 S 4. 85
	        

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