Volltext: Probleme des Kleinstaates gestern und heute

im L. V.64, es gehe nicht an, sich katholische Volkspartei zu nennen und im Parteiblatte für die Zivilehe in einem rein katholischen Lande einzutreten. In einem Artikel des L. V. vom 24. Juli 1920 weist ein Einsender die Volkspartei darauf hin, daß sie in ihrem Programm den Schutz der christlichen Ehe propagiere, und er nehme daher nicht an, «daß sich die O. N. und damit die .Volkspärtei... mit der Forderung nach der Zivilehe einverstanden erklären.» Das Postulat auf Einführung der Zivilehe hatte, im katholischen Konfessionsstaat keine Aussicht auf Verwirklichung. Der Einfluß der katholischen Kirche auf die Parteien war groß. Er reichte von. Stellungnahmen zu politischen, und sozialen Fragen bis hin zu Fragen der Regierungsbilr dung.65 Zutreffend charakterisiert ein Beitrag im Jahrbuch 1920 des Liechtensteiner Vereins von St.. Gallen und Umgebung, der unter dem Titel «Die Liechtensteiner in der Schweiz und die Zivilehe» erschien, die damalige kirchenpolitische Lage. Es wird dort ausge­ führt: «Wer die Zustände in unserem kleinen Heimatlande und ins­ besondere das Verhältnis zwischen unseren staatlichen und kirchli­ chen Behörden kennt, der wird über die Abweisung der. Forderung der organisierten Liechtensteiner in der Schweiz nach Einführung der Zivilehe wohl nicht sehr überrascht worden sein. Es war zu erwarten, daß unsere Regierung die Interessen- der Kirche höherstelleri werde, als die ihrer Staatsbürger in der Schweiz.»66 
Die Volkspartei legte sich Zurückhaltung auf, denn die geringsten Andeutungen auf An­ dersdenkende in konfessioneller Hinsicht, die nicht mit dem Pro­ gramm der Volkspartei übereinzustimmen brauchten, gäben zu Miß­ deutungen beim politischen Gegner Anlaß, wie es der Abdruck der Resolution der den Ö. N. nahestehenden Liechtensteiner in der Schweiz zeigte. Die Volkspärtei propagierte keineswegs die Zivilehe, denn so illusionär konnte eine Parteipolitik nicht seih, wollte sie eine 84 Nr. 54 (Zur Beobachtung). 65 Ich verweise in diesem Zusammenhang auf die Auseinandersetzungen um die Nachfolge des Prinzen Karl von Liechtenstein als Landesverweser. Siehe den Brief des Prinzen Karl von. Liechtenstein an seinen Onkel Franz-(nachmaligen Landesfürsteh) vom 2. Februar 1919, LRA. Im L. :V. Nr. 64, 13. August 1919 (Eingesandt. Christlich) kommt die Forderung nach vermehrtem'Beizug der Geistlichen zu Delegiertenparteiversammlungen zum Ausdruck:. «Die katholi­ schen-Parteien der'Schweiz; die konservativen und die christlich-sozialen, haben an die Priesterkapitel seit jeher Einladungen ergehen lassen, Geistliche an ihre Delegiertenparteiversammlungen zu entsenden, um mitzuberaten' am Programm der Partei, an den Gesetzesvorlagen, • sogar bei der Aufstellung der -Wahlkan­ didaten u. s. f. katholisches Volk von Liechtenstein, stehe deinen treuen Glaubensbrüdern in. Vorarlberg und in der'Schweiz nicht nach.» »«JBL 20, 49. 78
	        

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