Volltext: Probleme des Kleinstaates gestern und heute

republikanische Idee aufzutreten und zu werben, wenn ich überzeugt wäre, daß nun einmal Liechtenstein eine Republik sein solle. Sie täuschen sich in mir aber, wenn Sie mich zu einem Scheinmonarchi­ sten stempeln wollen. Ich finde mich mit Rücksicht auf meine ver­ schiedenen Äußerungen in der Presse und sonst gar nicht bemüßigt, Ihnen und anderen, die mich längst zum Republikaner stempeln möchten, ein umständliches politisches Glaubensbekenntnis abzule­ gen ... Voll und ganz stehe ich auf dem Boden des Programmes der Volkspartei, das ich Sie bitte, sich recht gut einzuprägen. Daraus möchte ich nur erwähnen, daß ich uneingeschränkt für eine wirk­ lich demokratische Monarchie auf parlamentarischer Grundlage, ohne besonderen Hintergedanken, eintrete. Ein Volksfürstentum soll es sein. Die herumgebotene Behauptung, ich oder die Volkspartei wollen den Fürsten verdrängen, ist eine zu Stimmungsmache erfun­ dene Unwahrheit.»57 Der Vorwurf der antimonarchischen Einstel­ lung mußte eine Unterstellung bleiben. Wenn auch zugegeben wer­ den muß, daß es Parteigänger der Volkspartei gab, die sich mit einer republikanischen Staatsgesinnung trugen, so konnte auch von ihnen zur damaligen Zeit nicht übersehen werden, daß der Landes­ fürst — abgesehen von seiner verfassungsrechtlichen Position — einen wirtschaftspolitischen Machtfaktor darstellte, der in der wirtschaft­ lichen Notlage, in der sich das Land befand, nicht kurzerhand aus­ geschaltet werden konnte. Dieser «wirtschaftliche Machtreichtum» zementierte geradezu die staatspolitische Stellung des Landesfürsten.58 Bei der Revision der Verfassung ging es u. a. auch darum, ein für Landesfürst und Volk gerechtes Nebeneinander zu finden, wobei von allem Anfang an dem Postulat der Volkspartei nach einer Parla­ mentarisierung der Regierung kein Erfolg beschieden sein konnte, wurde es doch von der Bürgerpartei (sicher mit Unterstützung des Landesfürsten) entschieden zurückgewiesen. 4. Stellung zur Kirche Vergleicht man die Parteiprogramme der beiden Parteien, so fällt auf, daß sie sich über ihre Stellung zur Kirche nahezu ausschweigen. Der Grund dafür ist darin zu suchen, daß sie ihr Verhältnis zur Kirche infolge der engen Verflochtenheit zwischen Staat und katho­ 57 So O. N. Nr. 63, 7. August 1920 (Zur Politik der Wiener Gesandschaft). 58 Es ist hier zu vermerken, daß der Landesfürst seinen wirtschaftlichen Reichtum durch großzügige Spenden zum Wohl des Volkes einsetzte. 75
	        

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