Volltext: Probleme des Kleinstaates gestern und heute

Dadurch wurde die Bürgerpartei in eine Abwehrhaltung gesetzt, da sie nicht gewillt war, kurzfristig von der fremdländischen österrei­ chischen Beamtenherrschaft Abschied zu nehmen. Ihre politische Devise lautete: «Gesunder Fortschritt in den Bahnen der Gesetzlich­ keit».40 
Dieser politische Leitsatz wird im Programm wie folgt prä­ zisiert: «So werden wir gerne Neuerungen vertreten, von denen wir uns nach reiflicher Überlegung Fortschritt versprechen können, wer­ den aber ebenso entschieden das gute Alte vertreten.»41 Die konser­ vativen Elemente suchten «Rückhalt an der Monarchie»42 als der zu­ verlässigsten Stütze ihres Parteizusammenhaltes. Der Landesfürst ließ dies geschehen, denn ein solches politisches Verhalten der Bürger­ partei kam seinem staatspolitischen Konzept nicht ungelegen. Aus seiner Sicht hatte die Bürgerpartei nicht eine aktive, sondern eine prohibitive Funktion zu erfüllen.43 Der Landesfürst war jedoch nicht parteigebunden. Dies beweisen aufs eindrücklichste die Schloßab­ machungen (Schlußabmachungen) vom September 1920, in denen er der Volkspartei beträchtliche verfassungsrechtliche Zugeständnisse machte, die bei der Bürgerpartei auf Ablehnung stießen.44 Eine der wesentlichsten politischen Zielsetzungen im Programm der Bürgerpartei war die Kontinuität der Staatsführung in der monar­ chischen Staatsordnung. Die Bürgerpartei verbürgte sich für den Weiterbestand der Monarchie. Obwohl die monarchische Staatsform nie in Zweifel gezogen wurde, bewirkte die Forderung nach Demo­ kratie in der Monarchie eine Traditionsunsicherheit, die die Volks­ partei auch mit Hinweisen auf die 1848er Zeit45 nicht zu überspielen vermochte. 40 L. V. Nr. 1, 4. Januar 1919 (Die Fortschrittliche Bürgerpartei und ihr Pro­ gramm). 41 L. V. Nr. 1, 4. Januar 1918. 42 So Schieder T., Die geschichtlichen Grundlagen und Epochen des deutschen Parteiwesens, in: Staat und Gesellschaft im Wandel unserer Zeit, 1958, 154. 43 Vgl. Eschenburg T., Das Zweiparteiensystem in der deutschen Politik, in: Fest­ gabe für Fritz Härtung, 1958, 407. 44 Das ist die Meinung von Dr. Nipp. Vgl. L. V. Nr. 21, 16. März 1921 (Landtag). 45 Die O. N. Nr. 48, 23. November 1918 (Ein freies Wort), rufen in Erinnerung: «Gerade den älteren Leuten rufen wir ins Gedächtnis, daß schon 1848, daß aber auch früher die heute vorgebrachten Volkswünsche aufgestellt worden sind. Was heute zum größten Teil verlangt wird, das haben schon unsere Vor­ fahren wollen . . . Liechtensteiner Volk! Deine Väter haben das, was wir heute anstreben, schon vor 70 Jahren zum Teil anstreben wollen — es aber nicht erreicht. Bereite Deinen Vätern Ehre — und verlange, daß Deine Volksrechte ausgebaut werden, alle im Rahmen einer Monarchie.» 70
	        

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