Volltext: Probleme des Kleinstaates gestern und heute

Seit etwa 1965 zählt Liechtenstein zu den wohlhabendsten Ländern der Welt. Das liechtensteinische 
Volkseinkommen erreichte pro Kopf der Be­ völkerung in den ersten Sechzigerjahren das Niveau bedeutender westlicher Industrienationen. Das Volkseinkommen hat sich seither maßgeblich und eher stärker als beispielsweise das schweizerische, das seinerseits zu den höchsten gehört, entwickelt.3 Allerdings fehlen neueste liechtensteinische Berechnungen. Weitere Anhaltspunkte zur Entwicklung geben die Exporte der Industriekammerbetriebe (in Beträgen): 1950 Fr. 15 Mio; 1960 Fr. 83 Mio; 1970 Fr. 334 Mio; 1974 Fr. 535 Mio und 1975 Fr. 522 Mio. Hinzu kommen 1974 und wohl auch 1975 die Exporte industrieller Erzeugnisse der nicht der Industriekammer angeschlossenen Betriebe von je gegen Fr. 100 Mio.4 Liechtensteins Gesamtexportvolumen dürfte in den frühen Siebziger­ jahren unter den total etwa 145 Staaten ungefähr an hundertster Stelle liegen.6 Ebenso eindrücklich ist der Anstieg des AHV-pflichti- gen Gesamterwerbseinkommens8: 1960 Fr. 57 Mio; 1970 Fr. 194 Mio; 1974 Fr. 368 Mio. Das Bild wird allerdings relativiert, wenn man bedenkt, daß sich Liechtenstein bis in die Sechzigerjahre hinein in einem Prozeß des Aufholens befand.7 Die im September 19758 
total 13 637 Beschäftigten (rezessionsbedingte seitherige Änderungen sind nicht berücksichtigt) 
verteilen sich auf 3 Vgl. Volkseinkommensberechnung von Kranz, Ronald, zitiert nach Gyger, Wal­ ter, Das Fürstentum Liechtenstein und die Europäische Gemeinschaft, LPS 4, 44 f. und 64 ff. 4 Beck, Benno, Die Liechtensteinische Wirtschaft, Vortrag vom 19. 4. 1975, im L. Vaterland vom 2. 5. 1975. 5 Gyger (siehe Anm. 3), 45. 6 Darin ist das Erwerbseinkommen der Saisonarbeiter und der Grenzgänger ent­ halten. Der Anteil der im Gesamterwerb inbegriffenen selbständigen Erwerbs­ einkommen bezieht sich jeweils auf das dem Vorjahr vorangehende Jahr, also z. B. für 1960 auf das Jahr 1958. 7 Liechtenstein hat erst in den Sechzigerjahren schweizerische Standards erreicht und hat früher in bedeutend ärmeren Verhältnissen gelebt. Wer nur den momen­ tanen Wohlstand Liechtensteins betrachtet, muß auch berücksichtigen, daß die Vergleiche häufig von viel gesicherterem wirtschaftlichen und politischen Boden aus angestellt werden, während der erst kurze liechtensteinische Wohlstand nur prekär abgestützt ist, zunächst rein wirtschaftlich (wie in diesem Kapitel noch ausgeführt wird), aber auch politisch: denn Liechtenstein besitzt selbst nicht die politische Macht und die vielen Möglichkeiten, seine Interessen und die Inter­ essen seiner Bewohner nach außen wie andere durchzusetzen und nach innen einen vergleichbaren Schutz vor äußerem Druck zu gewähren. 8 Statistik Betriebszählung (vorläufige Zahlen) betr. total Beschäftigte inkl. Sai­ sonarbeiter und Grenzgänger (private Haushalte sind ausgenommen) vom 30. 9. 1975 für den 2. und 3. Sektor, sowie Statistik Wohnbevölkerung-Altersaufbau vom 1. 12. 1974 für den 1. Sektor (ohne Grenzgänger). 164
	        

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